Früh brechen wir auf, denn egal in welchem der 2 möglichen Häfen wir enden werden, es wird ein langer Törn. Sobald wir aus der Abdeckung der Bizerte Bucht heraus sind kommt uns Wind und Welle der Stärke 3-4 entgegen. Avalon hat einen flachen Rumpf und knallt deshalb auf die Wellentäler, wenn man die Wellen frontal anfährt. Deshalb entscheiden wir uns auf Kreuzkurs unter gerefften Segeln zu gehen. Steffi liebt die Schräglage nicht so, fügt sich aber eine Zeit lang in diese Notwendigkeit. Als der Wind auffrischt in Stärke bis zu 5 Beaufort ist für Steffi der Spaß vorbei. Wir holen die Segel ein und wollen unter Motor ein der Bucht von Tunis vorgelagertes Kap runden. Dies geht aber auch nur bei schräg angefahrenen Wellen, was nicht immer klappt und es dann einen Riesenknall macht und der Mast scheppert.
Meine favorisierte Wahl des entfernteren Hafens ist somit auch passé. Ziel ist nun der Hafen von Sidi Bou Said. Segelnd erreichen wir diesen und zum Glück schwächt der Wind ab, denn vor der im Handbuch beschriebenen Hafeneinfahrt habe ich ordentlich Respekt. Aus gutem Grund wie sich sehr bald herausstellt, denn die Versandung dort ist so heftig, dass die eine Markierungstonne fast bis zur entgegen gesetzten Hafensseite verlegt wurde. Viel Platz bis zum Strand ist nun auch nicht mehr. Langsam fahren wir heran und rums, schon sitzen wir auf Sand. Wir kommen frei und versuchen den Anweisungen eines wild fuchtelnden Mannes auf der Hafenmauer zu folgen. Ohne Erfolg, denn wir sitzen schon wieder fest. Nun aber so, dass wir Angst haben ohne fremde Hilfe nicht mehr frei zu kommen. Es gelingt mir Avalon auf dem aufsitzenden Kiel zu drehen und dann unter Vollgas vom Hügel herunter zu fahren. Einen neuen Anlauf gibt es nicht mehr. Nun fehlt uns aber die Alternative. Zum Hafen Nr.2 Kelibia ist es kurz vor der Dämmerung zu weit ( 60 Sm), der Wind soll weiter auffrischen, was eine Ankerung sehr riskant macht und ein Hafen vor der Einfahrt nach Tunis ist im Handbuch betitelt: Einfahrt verboten. Tunis selbst hat nur Anleger für die großen Pötte. Was tun? Über Funk erhalten wir nirgends eine Resonanz. Wir entscheiden uns, den verbotenen Hafen mal zu erkunden. Nach 5 Sm sind wir da, der Wind hat wieder stark zugenommen auf etwa 6 Bf und wir fahren den Schifffahrtsweg Richtung Tunis, von dem ein kurzer Schwenk in den verbotenen Hafen La Goulette führt. Ein kleines Fischerboot kommt heraus, was mir nicht die Sicherheit gibt, dass der Tiefgang ausreicht. Mit kleiner Fahrt und einem mulmigen Gefühl wagen wir es, wohl wissend, wenn wir bei dem Wind nun fest sitzen, wird es ungemütlich. Wir sind drin. Auf einer Seite des Hafen liegen auch große Trawler, gegenüber ist Militärgebiet, dahinter einige Stege auch mit Seglern. Ein Platz an einem Stegkopf ist frei und unser Ziel. Drei Versuche daran zu kommen scheitern zum einen an den wild gespannten Muringleinen, in die ich nicht geraten will. Aber auch der starke Wind verhindert, dass ich mich rückwärts heran begeben kann. Sofort wird der Bug versetzt und Avalon liegt quer, da hilft auch das Bugstrahlruder nichts mehr. Zudem sagt uns das Echlot nur 50 cm Wasser unter dem Kiel. Beim vierten Versuch dann mit einer schnellen Wende auf engem Raum zum Steg hin schaffe ich es nicht ganz bis in den Wind, sodass Avalon leicht quer gegen den Steg kommt und ein paar Kratzer davon trägt. Das Geräusch ist gräßlich. Gerade, als wir sie fest gemacht haben kommt ein Hafenbeamter und sagt uns, wir dürfen in keinem Falle hier bleiben, denn es handelt sich um Militärgebiet und einen Privatsteg. Wir entgegnen, dass es sich um einen besonderen Fall hier handelt, was ihn wenig zu interessieren scheint. Erst Steffis Tränen, das Resultat der Aneinanderreihung der letzten Ereignisse sowie die Aussicht auf eine miserable Nacht auf See, scheint bei ihm das Eis etwas brechen zu können. Er zieht von dannen und will nach einer Erlaubnis fragen. Er kommt zurück mit der Aussage, er könne niemanden erreichen, wir dürften die Nacht hier bleiben und voraussichtlich morgen dann verschwinden.
Zum einen ist die Freude groß hier bleiben zu dürfen, die Sorge darum morgen aber aufbrechen zu müssen, bei sich weiter verschlechternden Wetterbedingungen, beschert uns ein unruhige Nacht. Sehr spät erschien er dann um 11 Uhr, zu spät für uns für eine realistische Chance auf einen neuen Hafen vor der Dunkelheit. Zum Glück brachte er die Information, dass wir bis zur Wetteränderung am Sonntag hier bleiben dürfen. Wir erledigten mit ihm die Formalitäten und er stellte sich als überaus freundlicher, gebildeter Mann heraus mit dem wir uns auf Englisch gut unterhalten können. Den restlichen Tag genießen wir mit Nichtstun, Kochen, Putzen und etwas Bastelei.
Ja, Peter, aber nun scheint alles gut zu gehen…. Gruß an Ulrike und die Mädels
Das klingt wahrhaftig nach einer Abenteuerfahrt. Ich werde das weiter verfolgen. Viel Glueck fuer die naechsten Tage.