Erleichtert, nicht bei den täglich schlechter werdenden Wind- und Wellenverhältnissen auf See zu sein, verleben wir in La Goulette ruhige und angenehme Tage. Auch die hier Bediensteten werden täglich freundlicher und helfen uns wo immer sie können. Auf einmal steht ein älterer Mann neben Avalon und fragt auf deutsch, ob jemand da ist. Hamsah, sein Name, wurde von unserem Hafenangestellten (übrigens der Direktor!!) angerufen, weil er gut deutsch sprechen kann und mit einer Deutschen verheiratet ist. Der zögerte nicht lange und kam sofort, um zu fragen, ob wir irgendwie Hilfe bräuchten. Das Einzige was uns fehlt ist Diesel und ein Anlegemanöver bei der gegenüberliegenden Tankstelle bei dem Wind und dem nicht vorhandenen Platz dort, ist mir nicht geheuer. Hamsah ergänzt, dass der Diesel dort auch nicht von guter Qualität ist. Er bietet sofort an, den Diesel mit seinem Land Rover von einer Tankstelle zu holen. Wir organisieren im Hafen etliche Kanister und schon geht es los. 130 Liter für 165 Dinar, knapp 80 € ist ein Schnäppchen. Dass einiges vom Diesel auf der Ladefläche verschüttet wird ist mir unangenehm, ihm aber egal, da er die Matte rausnehmen kann und eh nur seine 2 Schäferhunde dort Platz haben.
Zurück beim Boot hilft er noch beim Tanken und verabschiedet sich dann. Wir laden ihn und seine Frau zum Essen im Club für heute Abend oder morgen ein.
Glücklich, dass die Einladung angenommen wird, treffen wir die Zwei im Lokal und verbringen einen äußerst angenehmen Abend. Sehr interessante Themen und diese freundliche Begleitung lassen uns Tunesien aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Hamsah war in Deutschland und hat dort eine Ausbildung zum Orthopädiemechanikermeister gemacht und seine Frau kennengelernt. In Tunesien haben sie sich dann selbständig gemacht. Gerne würde ich länger mit ihm zu tun haben, denn ich denke wir ticken nicht so verschieden. Nur aufgrund meiner Hartnäckigkeit gelingt es mir, die Zeche komplett übernehmen zu können.
Am Samstag nehmen wir ein Taxi und fahren für ca. 4 € die über 10 km bis ins Zentrum von Tunis. Uns schlägt eine Gluthitze entgegen, für Steffis Kreislauf eine echte Herausforderung. Wir bewegen uns tunlichst im Schatten und begeben uns in eine klimatisierte Einkaufspassage. Auch in der Medina mit der Kashba ist es kühler und sehr interessant. Wenn die türkischen Marktschreier in einigen Wochen so angenehm sind, wie die Tunesier hier, wäre ich froh. Zum Abschluss gehen wir in ein gutes Restaurant in der Medina. Ein Hauch von 1000 und einer Nacht empfängt uns. Nach dem guten Essen bringt uns das Taxi wieder zurück. Da wir ja in einem Militärareal mit dem Boot liegen, müssen wir bei jedem Verlassen und Zurückkehren an der Wache die Passage erfragen. Die Parole „Stefanie“ bringt uns jedes Mal durch.
Auch Sonntag bleiben wir hier, da die alte See draußen keinen angenehmen Törn verspricht. Aber morgen geht es los…