Unsere Avalon entwickelt sich immer mehr zur Fehlinvestition. Mit einem Powerboot, also einem schnellen Motorboot wären wir bislang besser gefahren. Auch auf unserer Passage von Crotone/Sizilien nach Korfu/Griechenland konnten wir gerade 30 der 138Sm segeln. Aber so ist das Mittelmeer. Entweder gar kein Wind oder aber heftige Stürme und Böen können einem das Segeln verderben. Nein, die Avalon würden wir natürlich nicht tauschen, denn sie macht auch ohne Wind wirklich Freude.
Wir kommen also vormittags in einer Bucht an der Westküste Korfu´s an, mit dem an dieser Küste einzigen Hafen Palaiokastritsa. Wir steuern aber nicht die Marina an, sondern werfen in einer der schönen und geschützten Buchten Anker. Unweit von einem Hotelstrand ist der Bootsbetrieb sehr rege und wir haben eine heitere Urlaubskulisse um uns herum, allerdings auch etwas Schwell von den vorbei sausenden Bananaboats, Ausflugsbooten und sonstigen schwimmenden Fahrzeugen. Das Wasser ist herrlich kühl mit 23 Grad und auch sonst sind die Temperaturen nicht so heftig, wie auf Malta oder Sizilien. Den Tag am Boot genießend kommen wir nicht mehr an Land. Heute gibt es eine Fisch-Gemüse-Pfanne im Ofen gegart, lecker. In der Nacht weckt uns der Ankeralarm, was sich beim Kontrolltauchgang am nächsten Morgen als Fehlalarm herausstellt, denn denn Anker sitzt nach wie vor fest an seinem alten Platz. Ich hatte wohl nur den Kontrollradius am Plotter zu klein bemessen.
Heute geht es mit dem Dingi zum Hafen und von da aus zu Fuß auf Erkundungstour. Wir steigen einen der Küstenfelsen hinauf zu einem Kloster. Ein schöner und im Grunde stiller Ort, wenn nicht die sehr vielen Touristen wären, die nicht so fit wie wir, mit Bussen her gekarrt werden. Zur Belohnung spendieren wir uns ein Mythos-Bier dort oben in einem kleinen Restaurant und genießen den herrlichen Ausblick.
Auf dem Rückweg zum Hafen wird in einen kleinen Laden, dem örtlichen „Supermarkt“ das Notwendigste eingekauft. Auch ein Kleidchen für Steffi darf nicht fehlen ;-) .
Auf der Rückfahrt mit dem Dingi sehen wir schon mit mulmigem Gefühl, dass Avalon aufgrund der Windrichtung mit ihrem Heck sehr nah den Felsen der Bucht gekommen ist. Als wir an Bord sind empfangen uns auch schon einige Böen, die das Boot auf bis zu 15m an die Felsen heran bringen. Obwohl wir wissen, dass der Anker fest im Boden sitzt, ist uns doch nicht wohl bei dem Gedanken er könnte bei noch mehr Wind den Halt verlieren. Sollte dies geschehen bliebe uns so gut wie keine Reaktionszeit mehr. Deshalb motoren wir bis zum entgegen gesetzten äußersten Punkt auf dem Radius der Ankerkette und werfen unseren Heckanker zusätzlich, damit Avalon nicht mehr swojen kann. Dumm nur, dass der Heckanker nicht im Grund greift und wir wieder vertreiben. Bei dem Versuch den Heckanker wieder einzuholen schaffen wir es tatsächlich die Kette unseres Hauptankers zu fangen. Nun ist das Chaos perfekt. Bei heftigen Böen ist es schwer Avalon in Position zu halten um die Situation zu retten. Als nichts mehr geht, entschließen wir uns den Heckanker zu opfern und lösen das Ankertau, das mitsamt Anker dann in 11-12m Tiefe verschwindet. Einige Versuche später gelingt es uns den Hauptanker wieder zu platzieren. Er scheint zu halten. Allerdings haben wir nicht sehr viel Abstand zu einem anderen Boot und zu weiteren Felsen. Das Abendessen im Ort, auf das wir uns so freuten, können wir vergessen, da es immer noch heftig weht und wir an Bord bleiben müssen. Erst gegen halb 11 abends nimmt der Wind ab und wir können uns zu Bett begeben.
Am nächsten Morgen hole ich als erstes die Tauchausrüstung hervor, da wir den Heckanker noch nicht abgeschrieben haben. Unsere Suche mit Schnorchel und Flossen von der Oberfläche aus wird zeitraubender als erwartet. Als wir ihn endlich gesichtet haben, tauche ich runter und bringe das lose Tauende herauf. Dann wird von Avalon aus erst der Heckanker gehoben und dann der andere.
Ziel für heute ist die andere Seite der Insel, die Ostküste Korfu´s mit Kerkyra als Hauptstadt. Der Stadthafen ist leider überfüllt, weshalb wir etwas nördlich eine große Marina wählen. Dort treffen wir ein nettes deutsches Ehepaar und haben viel zu erzählen. Wie der Zufall es will, waren die Beiden mit dem Mietwagen in unserer Ankerbucht vom Vortag und haben das Spektakel miterlebt. Sie versichern, nicht mit uns hätten tauschen zu wollen.
Wir entscheiden uns, hier etwas länger zu bleiben trotz der recht hohen Liegeplatzgebühren. Freitag werden wir einen Mietwagen holen, mit dem wir die Gegend erkunden wollen.