In Rethymnon angekommen haben wir Probleme, einen guten Liegeplatz zu bekommen. An den Besucherstegen ist kein Platz und an dem Steg Richtung Einfahrt sind keine Murings frei. Also nehmen wir den Anker und rücklings an diesen Steg.
Der Hafen macht einen etwas trostlosen Eindruck und auch der Weg zur sogenannten Altstadt ist mehr eine Vergnügungsmeile für Familien. Einzig, der alte venezianische Hafen strahlt etwas Flair aus. Hier reihen sich allerdings ein Restaurant an das nächste und die Wirte sind sehr aufdringlich bei der Aquise. Sitzt man aber erst einmal, ist es sehr schön und auch das Essen schmeckt vorzüglich. Der Bummel durch die Altstadt ist dann eher was für Steffi. Viele Shops laden zum Shoppen ein. Ich mache da doch lieber `nen Bogen `drum ;-) .
Die Abfahrt nach Heraklion macht dann wider Erwarten Schwierigkeiten. Als wir die Heckleinen frei haben und Richtung Anker motoren, versuchen wir diesen zu heben. Dies gelingt nicht und wir sind gefangen, mitten in der Einfahrt zur Marina. Ich also mit Tauchmaske runter, um zu gucken. Die Sicht ist sehr schlecht und ich muss die knapp 6m fast ganz runter. Wie vermutet haben wir eine auf dem Grund quer laufende Muringleine gefangen. Der Anker steht senkrecht nach oben. Ich tauche nochmals runter und befestige einen Tampen am Kopf des Ankers. Wieder an Bord ist der Rest ganz einfach, Ankerkette nachlassen und mit dem Tampen den Anker hochholen. Unter dem Beifall anderer Bootsbesatzungen verlassen wir diesen Ort des Erfolges ;-).
Die Fahrt an der Nordküste Kreta´s entlang bis zum 35 Sm entfernten Heraklion verläuft wie ein normaler Segeltag. Wind aus Nord auf Nordwest drehend erlaubt uns die ganze Zeit die Segel oben zu lassen. Zum Ende wird der Wind allerdings immer mehr und auch der Wellengang. Direkt vor dem Wellenbrecher Heraklion´s wird sie dann sehr ungemütlich, wegen der Rückläufer von der Mauer. Mit Windstärke 6 fahren wir in den großen Vorhafen ein. Um in den eher engen venezianischen Hafen mit der Marina einzulaufen fehlt uns ein wenig der Mut. Wir machen also an der Innenseite der großen Hafenmauer fest, müssen aber feststellen, dass hier heftiger Schwell wirkt und unsere Fender arg in Mitleidenschaft nimmt. Ich gehe also von Bord, um die Lage in der Marina zu checken. Die freien Plätze dort sind augenscheinlich von Einheimischen, die jeden Moment zurückkehren könnten. Die Hafenpolizei vertröstet mich auf den Folgetag, um nach einem Platz in der Marina zu fragen. Wir verholen Avalon deshalb an einen Arbeitsponton, an dem wir viel ruhiger liegen. Der Abend ist mit Essenmachen und einem Gute-Nacht-Bier sowieso schnell vorbei.
Am nächsten Morgen geht es dann bei immer noch viel Wind in eine uns zugewiesene enge Lücke. Mit etwas kribbligem Bauch gelingt das Manöver aber vorbildlich und wir liegen sicher. Ein netter junger Grieche mit seiner Bavaria 46 wird unser Bootsnachbar. Am nächsten Morgen fährt er sich beim Auslaufen seinen Propeller ab, da er eine Muringleine erwischt. Für ihn ein kleines Desaster, weil er Chartergäste an Bord hat und diese Einnahmen nun abschreiben kann. Auch die Aussicht auf schnelle Reparatur schwindet nach einigen Telefonaten, womit noch viel größerer Einnahmeausfall wahrscheinlich wird. Jeder versucht ihn über das Ohr zu hauen oder hat eben keine Zeit. Also gehen wir beide runter, um einen abgebrochenen Schraubbolzen loszubekommen. Über ´ne halbe Stunde sind wir mit unserer Tauchausrüstung unten, er klopft mit Hammer und Körner den Bolzen lose und ich leuchte mit meiner Lampe. Als wir mit heraus gedrehtem Bolzen und überglücklich hoch kommen, steht der Hafenmeister da und schnauzt uns mächtig an. Mein Nachbar Stratos rechnet für den nächsten Morgen mit einer saftigen Strafe, wegen unerlaubtem Tauchen im Hafen. Bis spät in die Nacht ist er mit seinem Raki bei uns auf der Avalon und wir essen, trinken und diskutieren viele Stunden.
Der Hafenmeister belässt es bei einer Ermahnung. Als dann später der neue Propeller wieder auf der Welle sitzt und nichts verbogen ist, fällt ihm ein Riesenstein vom Herzen.
Heraklion ist die größte Stadt Kreta´s. Außer alten Mauern aus venezianischer Zeit und ein paar Gebäuden im Stadtkern bietet sie nur normalen Tourismusbetrieb, Shoppingläden und Restaurants. Wir bleiben dennoch länger, da wir hoffen unseren Motor Ölverlust-frei zu bekommen. Ein fehlerhafter Turbolader wird diagnostiziert. Allerdings ist kein Ersatzteil aufzutreiben, auch nicht im Zentrallager in Athen. Aufgrund der wirtschaftlichen Probleme in Griechenland ist es auch nicht möglich ein Teil vom Ausland zu besorgen. Da uns Volvo Austria infolge Urlaubsfaulheit auch nicht helfen kann, beschließen wir hier dann doch die Zelte wieder abzubrechen.