Jul

20

Nun sind wir wieder zu zweit unterwegs und wollen noch etwas mehr von Zakynthos sehen. Wir segeln mit schwachem Wind zuerst in die Kira-Bucht, die wir per Auto schon landseitig bewundert haben. Der gesamte Süden der Insel ist potentielles Revier der Caretta Schildkröten und tatsächlich: am nächsten Tag sehen wir eine relativ weit draußen.

Zuerst denken wir, dass ein Kadaver oder ein krankes Tier dort treibt. Wir rufen die bekannt gegebene Telefonnummer für diese Fälle an. Doch, da Sonntag ist meldet sich niemand. Nach einigen Runden um das Tier wird sie etwas reger und schließlich taucht die Schildkröte ab. Sie hat wohl nur gemütlich genug Luft holen wollen für einen längeren Tauchgang. An der wilden und steilen Westküste der Insel entlang geht es zur Vromi-Bucht. Diese ist 2 Sm südlich der Schmugglerbucht gelegen und die einzig passable Bucht weit und breit, um eine ruhige Nacht zu verbringen. Da der Ankergrund unrein ist, binden wir einen Ankerball mit Leine an unseren Anker um ihn gegebenenfalls damit herausbringen zu können. Mit Landleinen nach achtern liegen wir ganz passabel. Nach unserem Landausflug mit Dinghi zwecks Nahrungsaufnahme stellen wir erstaunt fest, dass unser Ankerball verschwunden ist. Entweder hat einer der gewerblichen Bootsbetreiber am Ort einen gebraucht oder er war jemandem in der Buchtzufahrt im Weg. Da kaum oder keine Leine fehlt, hat ihn wohl jemand losgebunden. Neben uns liegt ein relativ großes Motorboot auf dem fieberhaft daran gearbeitet wird, den großen Fernseher für die Liveübertragung des Endspiels zum Laufen zu bekommen. Großes Gejohle als dieses gelingt. Auch bei mir, denn mit meinem Fernglas kann ich recht gut verfolgen was im TV abgeht. Unsere Nachbarn bemerken dies und laden uns zum Spiel ein. Steffi hat keine Lust, so paddele ich allein mit einem Sixpac rüber. Leider bleibt die Übertragung hakelig und Kroatien verliert zur Trauer des serbischen Besitzers und des kroatischen Skippers. Genug Bier gibt es trotzdem.

Am frühen Morgen geht es hinüber zum Wrack in der berühmten Bucht. Die Hoffnung relativ allein dort zu sein schwindet, als wir in die Bucht einschwenken. Augenfällig ist die riesige Motoryacht an der Einfahrt. Auf ihrem Vorschiff hat sogar ein Helikopter Platz. Auch kurz vor dem Strand liegen schon einige Boote. Da die Sonne noch nicht in die Bucht hineinscheint und relativ viel Schwell die Fahrt mit dem Dinghi schaukelig machen wird verzichten wir darauf, uns die Mühe zu machen das Schlauchboot ins Wasser zu lassen. Ab dem Zeitpunkt, wenn die Sonnen hineinscheint kommen viele Ausflugsboote und es wird wieder richtig voll in der Bucht. Wir machen Anker auf und nehmen Kurs auf die Südküste von Kefalonia. Ohne Wind erreichen wir sie schon nach 2 Stunden. Wir lassen den Anker an der flachen und schönen Küste mit Sandstrand fallen. Ausgiebiges Baden und Faullenzen steht auf dem Tagesplan.

Da ausnahmsweise Mal Südwind angesagt ist, wollen wir an der Westküste hoch nach Assos. Der Südwind bringt aber auch feuchtschwüle Luft mit. Deshalb fahren wir schon bald in mitteldichten Seenebel. Unter Radar und Nebelhorn fühlen wir uns aber sicher und können bald mit achterlichen Wind und klarer Sicht gen Norden segeln. Die letzten Seemeilen kriegen wir mächtig Wind von achtern und Avalon spurtet dem Ziel entgegen. Oberhalb Assos befindet sich eine venezianische Burg. Die 2km lange Wehrmauer umschließt 44000 qm Festungsfläche. Früher war dies eine der mächtigsten Wehranlagen weit und breit. Assos selber ist ein ruhiger idyllischer Urlaubsort. Da unser Anker in der Bucht auch beim 4. Versuch nicht halten will, legen wir uns an den kurzen Steg im Hafenbecken. Dieses Manöver bei dem heftigen Wind erfordert viel Action und die Mithilfe von unbedarften Touris an Land. Mit einigen Mühen liegen wir aber sicher. Direkt daneben können wir ein leckeres Abendessen zu uns nehmen. Die Windrichtung soll auf Nordwest drehen und wir erwarten deshalb in den Hafen setzenden Schwell. Um nicht mit dem Ruderblatt auf die knapp unter uns liegen Steine zu setzen, ziehen wir uns am Anker weiter vom Ufer weg und verlängern die Leinen. Ab 2 Uhr morgens wird das Geschaukel dann aber immer heftiger. Mit dem ersten Büchsenlicht um 6 Uhr wollen wir hier raus, da es immer schlimmer werden wird. Beim Versuch Abzulegen vertörnt sich eine unseren langen Landleinen und muss aufgegeben werden. Ein Zurück wäre unter diesen Umständen zu gefährlich und so früh morgens ist keiner am Steg, um uns die Leine rüber zu schmeißen. Also wird unsere Verlustliste um ein Teil länger.

Schon auf der Fahrt hinaus wird die Welle immer höher. Draußen auf See ist sie zudem noch konfus von allen Seiten und nimmt an Höhe noch zu. Die Motorfahrt 6 Sm gegen den Wind bei dieser See ist wie eine Rodeoritt oder die Fahrt durch eine Schlaglochpiste. Nach Runden des Nordkaps kommen wir schon bald zu unserem Zielort für heute, Fiskardo. Der Hafen ist rappelvoll, doch wir haben Glück. In dem Augenblick, als wir im Hafenbecken drehen kommt eine Yacht aus ihrer Lücke und wir können dort hineinrutschen. Anlegen und ab ins Bett, ein wenig Schlaf nachholen.

Fiskardo ist beliebt unter Bootsbesitzern und deshalb in der Saison total überlaufen. Dennoch verleben wir einen netten Tag hier und starten den am nächsten Morgen wieder früh, um vor dem Einsetzen des großen Windes im Hafen von Euphimia festmachen zu können. Auch dies ist eine weise Entscheidung, denn als wir nach 10 Sm Segeln nur mit der Fock dort ankommen machen sich gerade viele Boote auf den Weg aus dem Hafen. Spannend ist es bei heftigen Böen und bis zu 25 Kn Seitenwind hier unter Anker anzulegen, zumal etliche Boote wild im Hafen umherkreuzen. Wir machen die Sache aber auf Anhieb sehr ordentlich, wie wir beide uns bei der Manöverkritik einig sind. Hier werden wir bleiben und unsere nächsten Gäste Carry und Dirk empfangen.

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