Jul

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Wieder zurück von unserem Abstecher in Steffi´s Heimat, mieten wir uns direkt am Flughafen von Bari nochmals ein Auto. Wir wollen ein wenig mehr von der Gegend in Apulien sehen und erleben. Dies trifft vor allem auf das Castell del Monte zu. Der Stauferkönig Friedrich II ließ um 1240 neben ca 200 anderen Schlössern und Burgen auch dieses Castell mitten in Apulien bauen.

Es verwundert und beeindruckt bis heute den fragenden Besucher, wie auch die Experten und Gelehrten. Die Zahl 8 hat bei diesem Gebäude eine überragende Bedeutung. 8 achteckige Türme rahmen die jeweils 8 Räume auf den 2 Etagen ein, die einen achteckigen Innenhof umgeben. Das Kastell ist ohne Burggraben auf dem größten Hügel inmitten einer großen Ebene gebaut. Von hier aus lässt sich bis zu den Küsten der Adria und des Ionischen Meeres blicken. Schon bald nach dem Tod Friedrich II verloren die Staufer ihre große Macht und neue Herren nahmen die vielen Burgen in Besitz.

Wir fahren zurück an die Küste in den netten Ort Polignano a Mare. Von hier kommt die Familie unseres italienischen Wirtes aus Rastede, Guido. Die kleine Stadt liegt an einer Steilküste und hat daher wunderschöne Ausblicke auf´s Meer, sogar aus Grotten am Steilhang, die zu Restaurants umfunktioniert wurden.

Wir können auch am Folgetag noch nicht weiter, da wir auf die Ersatzpumpe für unseren Wassermacher warten, der hierher verschickt wurde. Als er endlich geliefert wird, machen wir die Leinen los und es geht weiter Richtung Süden. Bei wenig Wind erreichen wir schließlich Monopoli (keine Ahnung, ob die Stadt irgendwas mit dem Spiel zu tun hat, zumal es den Ort erheblich länger gibt, als das Gesellschaftsspiel). Wir wollen zum Anleger des Clubs „Lega Navale Italiana“, bei dem wir seit Trani Mitglied sind. Dort sollen wir bis zu 3 Tage kostenfrei liegen dürfen, laut Statuten. In Monopoli ist der Anleger etwas versteckt im großen Hafen hinter einigen Unterwasserhindernissen, aber wir kommen gut dahin. Leider bekommen wir die Aussage, dass kein Platz mehr frei sei. Wir sollen uns per Funk beim Hafenkapitän anmelden, der uns zu einem Platz dirigieren wird. Gesagt, getan. Der Kapitän möchte, dass wir vorne an der Mole anlegen sollen. Noch während des Funkgesprächs fahre ich los in die angesagte Richtung, vergesse dabei die zuvor umschifften Rockies im Hafenbecken. Nach einigen Metern rumpelt es und wir sind auf die Unterwasserfelsen gelaufen. Maschine zurück bringt uns nur wenige Meter, dann sitzen wir richtig fest. Wir sitzen mit unserem Kiel hoch auf einem Felsen und das Boot hat etwas Krängung. Hier kommen wir ohne Hilfe nicht mehr runter. Ich schaffe es, Avalon in die richtige Richtung zu drehen, da kommt dann auch schon Hilfe in Form von Einheimischen, die uns mit 2 kleinen Motorbooten ziehen wollen. Das wird nicht funktionieren, deshalb gebe ich dem einen Boot das Spinnakerfall, womit er Avalon zur Seite krängen soll (es soll am Masttop gezogen werden, damit das Boot sich auf die Seite neigt), damit der Kiel vom Fels frei kommt. Als das beim ersten Versuch nicht klappt, bekommt das andere Boot das Fall weil es wesentlich stärker ist. Nun klappt es und wir sind wieder frei. Unser Helfer ist Besitzer eines Privatsteges und wir verbringen zum Dank (und für 100€) die Nacht dort. Da sind wir nochmal glimpflich davon gekommen.

Der nächste Schlag, wieder mit achterlichem Wind, bringt uns nach Brindisi. Hier liegen wir dann am Steg der Lega Navale in ummittelbarer Nähe der Marine. 2 Hubschrauberträger lassen ihre Aggregate ständig laufen, was aber nicht wirklich stört. An einem Flautentag mieten wir uns nochmals ein Auto. Ganze 2 ½ Stunden müssen wir beim Verleiher warten, bis wir an der Reihe sind. Dann aber geht es los und wir fahren ins Landesinnere. Die Gegend, in der wir jetzt sind war vor 2500 Jahren Siedlungsgebiet der Griechen. Der Ort Ostuni, hoch auf einem Hügelrücken, erinnert an die griechische Zeit, zumal auch seit Jahrhunderten die Häuser regelmäßig mit weißer Farbe angestrichen werden. Von dort aus geht es in das Valle d´Itria, bekannt als das Tal der Trulli mit ihren eigentümlichen Rundhäusern. In dieser Landschaft wurden die auf den Feldern gefundenen Steine als Baumaterial gesammelt. Verbaut wurden die dann in den Häusern und den Mauern als Einfassungen der Felder. Die flachen Steine dienen als Dachziegel und geben dem ganzen diesen einzigartigen Charme. In dem ruhigerem Locorontondo findet man in erster Linie rechteckige Häuser mit Giebeln. Alberobello ist turistischer Hauptort der Trulligegend und dort stehen sehr viele der Rundhäuser.

Von dort aus fahren wir weiter nach Matera, der europäischen Kulturhauptstadt 2019. Das alte Matera wurde in einer Schlucht gegründet und die Häuser in den weichen Fels aus Tuffstein gebaut. Die imposante Größe dieser Besiedlungsform und ihr guter Zustand machten die Sassi von Matera zum Weltkulturerbe der Unesco. Nach vielen Stunden Besichtigung freuen wir uns über eine halbe Stunde Pause mit Kaffee und Wasser. Über die Hafenstadt Tarento, in der wir sehr gut zu Abend essen, fahren wir zurück nach Brindisi.

Bevor wir das Auto am nächsten Tag wieder abgeben, fahren wir noch in den Hauptort der Hacke (vom Stiefel) nach Lecce. Überquellender Barock begegnet einen hier auf Schritt und Tritt. Der hier verbaute honigfarbene Sandstein eignete sich besonders für die reichhaltigen Verzierungen und Ornamente. Nach 2 Stunden müssen wir aber wieder los und machen die notwendigen Einkäufe bevor wir wieder an Bord sind und auch bald ablegen.

Achterlicher Segelwind ist angesagt aber nicht vorhanden. Da für den Rest der Woche unvorteilhafter Wind für die Passage des Golfes von Tarento angesagt ist, werden wir heute einen Nachtschlag, notfalls auch nur unter Motor machen. Die Motorstunden nutzen wir ab jetzt, um unser eigenes Süsswasser zu produzieren, denn der Wassermacher funktioniert mit der neuen Pumpe nun tadellos. Es gibt uns ein gutes Gefühl nun auch nicht mehr soviel Plastikmüll in Form von Trinkwasserflaschen entstehen zu lassen.

Somit endet hier unsere Zeit in Apulien.

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