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Von Capri aus segeln wir einige Meilen nach Norden und kommen zur Insel Ischia. Diese bei Deutschen so beliebte Urlaubsinsel ist in der Saison, also jetzt, mit einer, die Insel fast komplett umschließenden Schutzzone umgeben. Hier darf man zu dieser Zeit weder Ankern noch einige andere Dinge mehr. Wir befürchten schon, dass wir in den überfüllten und sehr teuren Haupthafen der Insel gehen müssen.

An der Westseite der Insel steht eine alte Burg hoch auf einem Felsen, einer Art Halbinsel. Südlich und nördlich davon sind Ankerbuchten, aber wie gesagt, innerhalb der Schutzzone. Als wir uns der südlichen, für die aktuellen Windverhältnisse besser geeigneten Bucht, nähern, sehen wir jede Menge Boote dort vor Anker liegen. Was die können machen wir auch und schon fällt unser Anker auf 10m Tiefe. Der Ankertiefe angemessen geben wir 35m Kette und vergewissern uns, dass wir keinem, der um uns herum liegenden Boote, auch bei sich drehendem Wind, zu nahe kommen können. Froh, einen guten Platz für die Nacht gefunden zu haben, werden wir aber immer unruhiger, als immer mehr größere, aber auch kleine Boote rings um uns herum ihre Anker fallen lassen. Von denen gibt allerdings keiner so viel Kette wie wir. Und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass wir dem einen oder anderen bei unseren Swojbewegungen sehr nahe kommen.

Je später es wird, merken wir, dass die alle hergekommen sind, wegen einer Open Air Aufführung mit Musik. Da dann immer mehr kleinere Boote sich in die Zwischenräume drängen und wir wissen, dass die wohl nach der Aufführung wieder verschwinden, meckern wir nur noch, wenn einer uns berührt. Erst nach 1 Uhr endet das ganze mit einem gigantischen Feuerwerk, welches sich über mindestens eine halbe Stunde hinzieht. Wirklich imposant !! Gegen halb 3 Uhr sind wir dann soweit wenige in der Bucht, dass wir mit niemandem kollidieren können. Müde geht es in die Koje.

Auch Ischia reizt uns nicht zu einem Landgang. Uns reicht die „Aussenansicht“ und zumal für den nächsten Tag Starkwind bis 7 Beaufort angesagt ist, wollen wir zu einem sicheren Hafen segeln. Nur unter Fock geht es nach Formia, einer Stadt, die schon zur Römerzeit ein beliebter Küstenort war. Hier starb 46 v.Ch Cicero. Wir müssen an einem Transitsteg neben einem französischen Seglerpaar festmachen. Nachteil: der Steg liegt auf der Hafenseite, auf die der Wind morgen wirken wird. Vorteil: es kostet nichts. Die Franzosen, Helene und Christian, sind sehr nett und wir tauschen unsere Revierinformationen aus. Sie kommen daher, wohin wir wollen und umgekehrt.

Vor dem zu Bett gehen werden nochmals die Festmacher gecheckt und Springleinen ausgebracht, allerdings soll der große Wind erst im Laufe des Vormittags kommen. Doch schon um 3 Uhr früh geht das Spektakel los. Heftige Böen treffen Avalon von steuerbord und nicht wie vorhergesagt von vorn. Der heftige Regen prasselt nicht runter, sondern fliegt waagerecht durch das Cockpit. Wir taumeln noch halb schlafend nach oben und versuchen der Situation Herr zu werden. Erstmal Motor an, Springs durchsetzen und bei heftigen Böen in die Achterleine dampfen, damit der Anker entlastet wird. Unser Anker scheint gut zu halten, der der Franzosen allerdings nicht und, da wir in deren Lee liegen, muss Avalon deren Belastung zudem noch wegstecken. Als es hell wird sind auch die Böen von der Seite vorbei. Die Franzosen fahren ihren Anker neu ein und legen sich so weit von uns entfernt, damit wir für beide Boote zu beiden Seiten Springleinen von den Mittelklampen belegen können. So kann uns der starke Wind während des Tages nicht viel anhaben. Wir machen Besorgungen in der Stadt und gehen abends gut Essen.

Auf Empfehlung der beiden gehen wir am Folgetag 3 Sm nördlich vor der Altstadt von Gaeta vor Anker. Dies ist eine sehr schöne Stadt am Fuße einer stattlichen Festung. Früher muss die Halbinsel mit der Festung eine große Bedeutung gehabt haben. Hier lässt es sich gut Bummeln und den Abend in angenehmer Atmosphäre genießen.

Der Morgen beginnt mit einem erfrischenden Bad und Frühstück bei Sonne im Cockpit. Danach Anker auf und Kurs auf die Pontinischen Inseln. Nach einem herrlichem Segeltag fällt unser Anker in einer Bucht südlich vom Hauptort und Hafen auf Ponza. Dies ist auch ein Tipp der Franzosen. Der Anker gräbt sich in hellen Sand auf 9m Tiefe und wir können das vom Boot aus wunderbar verfolgen, da das Wasser kristallklar ist. Mit dem Dinghi fahren wir durch Felsen, die dem Kap vorgelagert sind und kommen nach 15min Fahrt im Hafen an. Es ist ein typischer Urlaubsort, aber mit Flair und sehr unaufgeregt. Ponza gefällt uns.

Wir wollen aber das uns geöffnete Wetterfenster nutzen, um mit Südwind Meilen zu machen, auf dem Weg nach Elba. 65Sm bis nach Fiumicino erwarten uns am nächsten Morgen. In dem Hafen an der Mündung des Tiber wollen wir einige Tage verbringen, um uns Rom anzuschauen und um den nächsten Südwind für die Weiterfahrt abzupassen. Mit ausgebaumtem Vorsegel sind wir bei bis zu 25kn Rückenwind teilweise 7,5kn schnell unterwegs und kommen nach weniger als 10 Std in Fiumicino an. Fast alle Häfen in dieser Region neigen zum Versanden und haben eine Barre vor der Hafeneinfahrt, so auch dieser Hafen. Uwe hatte uns von seinen 25 Jahre alten Erfahrungen hier berichtet und deshalb fahren wir mit gemischten Gefühlen ob der hohen Wellen auf die Einfahrt zu. Das Echolot zeigt teilweise unter 2,5m an, was uns bei 1,9m Tiefgang doch einige Sorgenfalten wachsen lässt. Aber alles läuft gut und wir gehen bei einer Werft neben einer alten britischen Holzketch längseits. Nach über einer Woche werden das hier unsere ersten Liegegebühren. So wenig wie seit Salerno haben wir schon lange nicht mehr ausgegeben. Selber kochen und vor Anker liegen ist günstig und gefällt uns gut, besonders wenn man die Zeit vorher immer in Restaurants ähnliche Karten vorfindet und sich in den Marinas ausgenommen fühlt. Es geht natürlich nicht überall und bei jedem Wetter.

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