Aug

14

Wir sind vor Anker in einer Bucht der Insel Elba. Hier begann vor mehr als 25 Jahren meine Geschichte mit dem Segeln. Unser kürzlich verstorbener Freund Olli fragte mich damals, ob ich nicht Lust hätte, bei einer Chartertour rund Elba teilzunehmen. Ich sagte zu und lernte dabei Uwe kennen, der mich dann später so richtig mit dem Virus „Segeln“ infizierte. Nun schließt sich dieser Kreis, denn ich bin zurück.

In Porto Azzurro sind wir so richtig faul. Ausschlafen, Bordroutine, Stadtbummel und Besorgungen stehen auf dem Plan. Nach 3 Tagen buchen wir per Internet für den nächsten Tag ein Mietauto. Beim Übergabepunkt in einem Ticketladen erfahren wir dann, dass kein Auto verfügbar ist, obwohl wir eine Bestätigung bekamen. So sitzen wir im Cafe vor dem Ticketladen und grübeln, was wir sonst machen können. Wir kommen dabei in ein Gespräch mit 3 älteren Italienern aus dem Ort, die dort wohl jeden Morgen ihren Kaffee trinken und über Gott und die Welt reden. Als wir unser kleines Problemchen erwähnen, sagt einer von denen, dass der Sohn der Cafebesitzerin auch Autos vermietet. Der kommt nach einem Anruf her und gibt uns einen Smart, der die ganze Zeit vor uns am Kai stand. So können wir doch noch unseren Inselausflug machen.

Erste Station ist das schnuckelige Bergdorf Capoliveri. Hier bummeln wir durch die urigen Gassen und schauen von oben auf unsere Ankerbucht hinab. Von hier aus geht es auf die Inselnordseite zur Hauptstadt und Fährhafen Portoferraio (übersetzt: Eisenhafen, weil früher von hier das auf der Insel geförderte Eisenerz verschifft wurde). Dies war auch der Startpunkt unseres damaligen Chartertörns und Uwe kann sich auf Nachfrage an so einige Anekdoten von damals erinnern. Die Stadt mit ihren oberhalb angelegten Festungen hat Charme und lädt zum Verweilen ein. Doch nach 2 Stunden und dem Mittagessen geht es für uns weiter an der Nordküste entlang über Biodola, Marciana Marina und die Bergorte Marciana und Poggio bis nach Sant´Andrea wieder am Meer. Diese Route wurde uns von den 3 Herren aus dem Café empfohlen und ist wirklich sehr schön. Kurz vor Sant´Andrea blinkt allerdings die Leuchte vom Reservetank. Ich kann es nicht glauben, denn vor einigen Minuten war der Tank laut Anzeige noch Viertel voll. Die nächste Tankstelle ist ein gutes Stück zurück erst wieder in Marciana Marina. Das traue ich dem Reservetank nicht mehr zu und versuche am Strand an Benzin zu kommen. Beim zweiten Bootsverleiher werde ich fündig. Nicht wirklich begeistert ist er aber bereit, mir einen Kanister mit Restbenzin (6-7 Liter) für 25€ zu geben. Einen Schlauch und gute Ratschläge gibt er mir auch mit und ich hoffe, das Benzin auch ins Auto zu bekommen, da der Einfüllstutzen dort nicht leicht zu befüllen ist. Gemäß seinem Rat stopfe ich ein Ende des Schlauches ins Auto und das andere in den Kanister. Nun blase ich was die Lunge hergibt in die Kanisteröffnung und beim 3. Versuch läuft tatsächlich das Benzin aus dem höher gehaltenen Kanister in den Tank. Ekelig und wenig gesund ist die Angelegenheit schon, da die Dämpfe aus dem Kanister mir dabei in Augen und Nase steigen. Aber wir sind erst einmal gerettet. Den Grund für das Leerfahren des Tanks googlet Steffi in der Zwischenzeit. So ein Smart hat nur einen Tank mit ca. 22 Liter Kapazität. Da wir ihn halb voll übernahmen, ist er dann recht schnell leer, bzw auf Reserve, was bei 5 Liter ja fast ein Viertel des Tanks ist. Pünktlich um 20h geben wir das Auto wie vereinbart wieder ab, kaufen noch etwas im Ort ein und Essen an Bord. Am nächsten Morgen, nach einem Tankstop im Hafen von Porto Azzurro (Diesel ist hier 30 Cent günstiger als in Fiumicino) verlassen wir diesen schönen Ort und die große Ankerbucht, in der wir 4 Nächte ruhig und sicher lagen. Wir verholen in die östlichste der 3 großen Buchten an der Südküste von Elba, Golfo Stella. Ein schöner Badetag mit Abendessen an Bord ist wieder eine angenehme Abwechslung. Nächster Stop einen Tag später ist die große Bucht Golfo di Campo mit dem Hafenort Marina di Campo. Hier war es, wo wir damals auf der Chartertour den starken Südwind Scirocco in die Bucht bekamen und unter Anker eine sehr unangenehme Nacht hatten, in der so einigen von uns schlecht wurde und infolge von Fehlern des damaligen Skippers Jonny dann so einiges schief ging und das Schiff die Azimut für den weiteren Chartertörn fast unbrauchbar wurde (Dinghi mit Außenborder weg, da losgerissen, Bremse der Ankerwinsch verschlissen, Riss im Großsegel wegen schlecht eingelegtem Reff).

Mit den negativen Erfahrungen im Kopf werfen wir bei leichtem Südwind unseren Anker auf 10m Tiefe und fahren ihn sehr gut ein. Ein Kontrolltauchen bestätigt, dass wir in dem sehr großen Ankergebiet mit ca.70 anderen Booten gut liegen. Kurz nachdem wir mit dem Dinghi in den Hafen fahren dreht der Wind auf Nord und wird böig. Wir machen unsere Besorgungen und warten bei einem Bier darauf, dass die Essenslokale öffnen, als Steffi ein blödes Gefühl beschleicht. Sie geht schauen, was Avalon so macht. Sie kann das Boot aber nicht in dem großen Gewirr identifizieren. So gehe ich auch noch einmal gucken, da ich mir inzwischen auch wegen dem immer stärker wehenden Wind Sorgen mache. Ich sehe unser Boot und glaube zu erkennen, dass es seine Position im Ankerfeld nicht wirklich hält. Also schnell mit dem Dinghi alleine zur Avalon, wo schon der Ankeralarm die Nachbarschaft in Aufregung bringt. Ich komme gerade rechtzeitig, um unter Motor Avalon vom Boot hinter uns weg zu bringen. Dies wird mein erstes Ankermanöver ohne Steffi aber es klappt vorzüglich selbst bei über 20kn Wind. Nachdem der Anker oben ist, werfe ich ihn ca. 30m nördlicher vom alten Punkt, fahre ihn mit ¾ Motorkraft ordentlich ein und gebe bei 10m Ankertiefe 50m Kette. Das muss reichen. Allerdings darf bei dem Swojkreis keines der nachfolgenden Boote zu dicht ankern. Weil ich an Bord bleiben will rufe ich Steffi an, sie soll Essen besorgen und sich melden, wann ich sie mit dem Dinghi vom Ufer wieder an Bord holen soll. Heute gibt es leckere Burger mit Pommes. Auch mal wieder schön. Der ursprünglich gut eingefahrene Anker hatte sich übrigens wegen der 180 Grad Drehung der Windrichtung herausgerissen und sich danach nicht von allein wieder eingegraben. Das kann mal passieren muss aber nicht. Für uns ist eine lehrreiche Angelegenheit und wir werden zukünftig bei ähnlichen Verhältnissen vorsichtiger sein.

Auch den windigen nächsten Tag verbringen wir in dieser Bucht mit Baden und Sonne genießen und bereiten uns für den morgigen Törn vor, rüber zur französischen Insel Korsika.

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