Obwohl an der Westseite Korsika´s und in der Straße von Bonifatio der Mistral weht, merken wir bei unserer Überfahrt von Elba nach Korsika davon nichts. Nach wenigen Meilen packen wir die Segel ein und holen sie bis zum Ziel der Tagesetappe, Taverna, nicht wieder raus. Auf halber Strecke wurde die französische Trikolore das einzige Mal in diesem Jahr, als Gastlandflagge gehisst.
Da die Ostseite Korsika´s im mittleren Teil eher langweilig ist mit wenigen geschützten Buchten und nur 2 geeigneten Häfen, wollen wir wenig Zeit dort verbringen. Meine Tochter Luca kommt in ein paar Tagen per Direktflug im Norden der Insel in Bastia an. Bis dahin wollen wir im Süden sein und sie mit dem Mietwagen abholen.
In Taverna ist die Hafeneinfahrt versandet und auch im Hafen selber zeigt unser Echolot nur geringe Tiefen an. Deshalb fahren wir nicht weit rein und gehen an einem großen Katamaran längsseits. Auch auf der nächsten Etappe an einer hübschen Küste entlang mit grünen Hängen an hohen Bergen und felsigen Formationen im Hintergrund, muss der Motor die meiste Zeit ran. Die letzten 7 der 34 Sm segeln wir in den Hafen Solenzara. Hier fühlen wir uns auf Anhieb wohl. Leckere französische Küche, ein Urlaubsfeeling, wie wir es schon von den Atlantikinseln Ile de Ré oder Ile de Yeu kennen und einen schönen Strand in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hafen lassen es uns hier wirklich gut gehen.
Nachdem das Boot geputzt und die Wäsche gemacht ist, mieten wir uns ein Auto, um Luca aus Bastia abzuholen. Da die Straße an der Ostküste durch viele Orte führt und sehr befahren ist, kommen wir nur langsam voran und es bleibt bis zur Ankunft keine Zeit für Besichtigungen oder Abstecher in die Berge. Mit Luca fahren wir vom Flughafen kurz nach Bastia, um die Modalitäten für ihre Rückfahrt zu klären und um etwas in den Bauch zu bekommen. Da Bastia uns nicht wirklich begeistert, fahren wir schon bald zurück zur Avalon.
Unter Segeln erreichen wir am nächsten Tag Porto Veccio, das am Ende einer tiefen Bucht gelegen und das Urlaubszentrum Korsikas ist. Der Anker fällt vor dem überfüllten Hafen und wir nehmen das Dinghi, um die alte Genueserstadt zu erkunden und unseren großen Hunger zu stillen. Die auf einem Hügel hoch gelegene Altstadt mit Zitadelle ist sehr hübsch, deshalb bummeln wir noch ein wenig und gönnen uns ein Eis zum Nachtisch.
Die nächste Nacht verbringen wir in einer der zahlreichen wunderschönen Ankerbuchten im Süden Korsika´s. Wie schon am Vortag gibt es auf dem Weg dorthin einen Badestopp zu Mittag in einer weiteren Bucht. Kurze Schläge also mit gutem Segelwind, Sonne und kristallklarem Wasser in schönster Umgebung. Was will man mehr? ;-)
Auch auf dem Weg nach Bonifatio legen wir einen Stopp in einer Bucht der vorgelagerten Levazzi-Inseln ein. Wind- und wellenzerfurchte Granitsteine bilden die bizarre aber wunderschöne Kulisse an dem südlichsten Punkt Korsika´s. In Sichtweite liegen die ebenfalls atemberaubenden, aber auch atemberaubend teuren Buchten Sardiniens. Wir laufen jedoch gemütlich bei 4 Bft vor dem Wind Richtung Nordwest nach Bonifatio. Schon bald begeistern wir uns an der einzigartigen Ansicht dieser alten befestigten Stadt hoch oben auf einer Halbinsel mit allseits steil abfallenden Klippen. Wir fahren in die fjordähnliche Bucht hinter der Stadt und müssen feststellen, dass die Marina voll belegt ist. In einem Seitenarm des Fjords ergattern wir allerdings eine der allerletzten Muringleinen dort und machen uns fest für einen ruhigen Aufenthalt. Per Beiboot geht es dann hinüber und zu Fuß hoch hinauf in die Altstadt. Nachdem wir die grandiosen Aussichten genossen haben, ist ein Tapasladen unser nächstes Ziel. Ein Bummel durch die mittelalterlichen Gassen und ein tolles Abendessen beenden den Aufenthalt in dieser so schönen Stadt. Bei Dunkelheit geht es mit dem Dinghi zwischen den am Kai liegenden großen Megayachten hindurch und an der toll angestrahlten Stadt entlang zurück zum Boot, welches unter dem Sternenhimmel auf uns wartet; eine beeindruckende Kulisse.
Bis zur Abfahrt von Luca ist für die Westküste Korsika´s zum Glück kein Mistral, ein stürmischer Wind aus nordwestlicher Richtung, vorhergesagt. Leider ist aber auch kaum Wind angesagt. So motoren wir am Donnerstag zur Baie Mortoli, einer sehr schönen Bucht inmitten von rund geschliffenen Granitsteinen. Bei der Einfahrt erinnern Steffi und ich uns daran, dass wir vor 4 Jahren schon einmal hier vor Anker lagen. Diesmal lassen wir aber den Anker in der östlichen Teilbucht fallen, da hier der Strand besonders schön und intimer ist. Steffi schwimmt schon mal die etwas längere Strecke bis zum Ufer, während Luca und ich alle Dinge, die wir am Strand so brauchen ins Dinghi verstauen. Als wir unter Motor in Strandnähe kommen, fuchtelt Steffi dort energisch und will uns auf die Brandung aufmerksam machen. Die hatte ich aber schon bemerkt und stelle den Außenborder so hoch, dass die Schraube nicht im Sand aufsetzt. Wir surfen einige Wellen in Vorausrichtung ab, werden dann aber von einer größeren quer geschlagen und drohen von den nächsten überrollt zu werden. Bevor die allerdings über uns brechen können, sind wir raus aus dem Boot und ziehen es schnell auf den Sand. Das war knapp! Nun sind wir zwar da, wo wir sein wollten, doch stellt sich die Frage, wie wir nachher hier wieder weg kommen sollen. Wir genießen zwar die tolle Zeit am Strand bei Sonne und Wind, denken aber immer wieder nach, wie wir es zu dritt im Boot durch die Brandung schaffen sollen.
Als wir dann später unsere Strategie besprochen haben starten wir den Versuch. Wir ziehen das Dinghi ins Wasser und wollen eine Periode kleinerer Wellen abpassen. In dieser Zeit aber wird das Boot fast umgeworfen und wir müssen erst einmal eingestiegenes Wasser ausschöpfen. Der Plan wird kurzer Hand umgeworfen und sobald die letzte große Welle ausläuft zerren wir das Boot ins Wasser, ich springe rein und paddele so schnell es geht aus der Brandung. Steffi und Luca schieben und schwimmen hinterher. Ich kann mich an einem vor Anker liegenden Schlauchboot festhalten während sich die zwei Mädchen unter meiner Mithilfe über den Schlauch des Bootes ins Innere ziehen. Dabei holt Luca sich nen ordentlichen blauen Fleck, weil sie sich an der Sitzbank stößt. Aber wir haben es geschafft und stoßen zurück auf der Avalon auf das bewältigte Abenteuer an ;-) . Entgegen der Ansage hat der Wind nochmals zugelegt und wir verholen in den westlichen Teil der Bucht, da dort weniger Schwell hinein steht. Bald sehen wir bei und unter der Avalon einen Rochen. Der scheint sich in unserer Nähe wohl zu fühlen, da er lange bleibt. Schließlich fast sich Steffi ein Herz und geht zu ihm ins Wasser. Eine ganze Weile schwimmen die 2 umeinander herum bis der Rochen zum Nachbarboot weiterzieht. Dies ist schon das zweite Abenteuer heute !!!
Die Nacht wird wegen des Schwells recht unruhig. Luca, die das nicht gewohnt ist, möchte deshalb die nächste Nacht gerne in einen Hafen. Daher ist unser folgender Stopp in Propriano. Der Ort liegt am Scheitel eines schönen Golfes mit wunderbaren, relativ spärlich besuchten Stränden. Auch die Stadt macht einen guten Eindruck. Sollte man sich für einen Badeurlaub merken, zumal die nahen Berge viele nette Outdoor-Erlebnisse versprechen.
In Ajaccio angekommen sind wir alle sehr faul. Bis zur Abfahrt von Luca schaffen wir es nicht bis zur Altstadt, sondern treiben uns in der Marina herum, wo wir lecker indochinesisch essen. Samstagmorgen ,sehr früh um 7 Uhr, besteigt Luca den Korsikazug, der sie in 3 ½ Stunden quer durch die hohen Berge mit einer Vielzahl von Tunneln und Brücken auf die andere Seite der Insel zum Flughafen bringt. Viel zu schnell ist diese Woche vergangen. Aber zuhause gibt es für sie viel zu erledigen bevor das Studium im Herbst beginnt.
.