Sep

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Um diesen stürmischen Wind aus dem Nordwesten dreht sich in der Region französische Mittelmeerküste, Korsika, Sardinien aber auch auf den Balearen sehr viel. Zum Glück hatten wir in der Zeit, als Luca bei uns war, keine Probleme damit. Auch danach, auf der Überfahrt nach Sardinien und die Zeit dort, ist es ruhig geblieben. Nach Lucas Abreise haben wir uns dann doch Ajaccio einmal angeschaut.

Die Geburtsstadt Napoleon´s ist ganz nett in dem Golf gelegen, für uns aber keine Schönheit und kein Grund unbedingt hier zu bleiben. Viele Bausünden der Nachkriegszeit und Hochhäuser in der Umgebung sind dem Stadtbild nicht zuträglich.

Wir fahren bei gutem Segelwind die Küste wieder hinunter bis zu einer Nachbarbucht jener Bucht, die wir letztes Jahr und auch vor 5 Tagen besuchten. In der Roccapina-Bucht liegen neben uns heute noch etliche andere Boote. Unter anderem auch solche Besonderheiten von denen, die wohl nicht wissen, wohin mit ihrer Knete.

Am nächsten Tag geht es dann hinüber nach Sardinien. Unser Ziel ist das Nordkap Capo Testa an der Straße von Bonifacio. Es steht Ostwind an, was für die Überfahrt prinzipiell gut ist. Jedoch im nördlichen Teil der Straße weht es aus Südost, sodass wir hoch am Wind nicht einmal 180 Grad schaffen. Im Laufe des Tages, je weiter wir nach Süden kommen, weht der Wind immer östlicher um später auf Nordost zu gehen. Somit kommen wir, ohne an der Segelstellung zu korrigieren, doch an unser Ziel und beschreiben durch die Veränderung der Windrichtung um fast 50Grad einen netten Halbkreis. In dieser typischen Umgebung für Nordsardinien, von Wind und Wellen abgeschliffenen Granitfelsen, verbringen wir eine ruhige Nacht in der Baia Reparata.

Am nächsten Morgen geht es bei Gewitterstimmung unter vollen Segeln Richtung Südost, der Küste entlang. Schon bald wird es hinter uns immer dunkler und die ersten Gewitterböen erreichen uns. Zeit das Groß einzuholen. Nur mit gereffter Fock geht es dann, von den Böen getrieben, mit flotter Fahrt zur Isola Rossa. Dort angekommen fegen Gewitterböen von den Hügeln, weswegen wir erst einmal darauf verzichten in den Hafen einzulaufen. Wir werfen den Anker zwischen einigen anderen und überlegen, ob wir nicht hier bleiben. Ich erkundige mich aber auch über Funk, ob denn Platz im Hafen wäre. Kurz darauf kommen die Marineros zu uns und fordern uns auf, herein zu kommen. Auf die Frage, ob es nicht besser wäre die Böen erst abzuwarten, kommt die Gegenfrage nach dem Können: Beginner or professional. Wohl beides nicht, aber wir fahren mit. Und alles klappt auch ganz gut ;-) .

Isola Rossa, benannt wegen des rötlichen Steins der vorgelagerten Insel, ist ein richtig idyllischer Urlaubsort mit herrlichem Sandstrand und netten Restaurants. Ein Platz, an dem man länger bleiben könnte. Aber wir wollen noch nach Castelsardo, bevor Anja und Henning uns besuchen kommen. Die Altstadt und die alte Festung von Castelsardo, 10sm südwestlich, liegen auf einem hohen Felsen einer Halbinsel. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick über den Hafen und die Küste. Verwinkelte Gassen in dieser Bilderbuchaltstadt laden zum Bummeln ein. Erst spät nehmen wir den Shuttlebus zurück zum Hafen.

Die Bucht Pesola am nordwestlichen Zipfel Sardiniens, südlich der Insel Asinara ist der Treffpunkt mit unseren neuen Gästen. Anja und Henning nehmen sich ein Zimmer im nahe gelegenen Hafenstädtchen Stintino und kommen zur Verabredung an einen Hotelsteg, unweit unseres Ankerplatzes. Steffi duscht noch und ich hole beide mit dem Dinghi ab. Die Freude ist groß, als wir uns wiedersehen, doch die Abfahrt zur Avalon gestaltet sich problematisch, denn der Außenborder springt nicht an; das erste Mal in den letzten Jahren. Zufälligerweise hält neben uns ein Taxiboot des Hotels. Auf meine Frage hin, bringt man uns uns samt Dinghi im Schlepp zur Avalon. Obwohl er dafür nichts haben wollte, gibt Anja ihm 10€.

An Bord gibt es viel zu zeigen und zu erzählen. Als es schon dämmert, fahren wir alle mit dem Dinghi wieder an Land (die Zündkerze war wohl nur feucht geworden). Mit dem Mietwagen der zwei geht es nach Stintino zum Essen. Auch am Folgetag kommen Anja und Henning an Bord. Heute wollen wir einen kleinen Segeltörn versuchen. Mal sehen, ob es Anja dabei gut ergeht. Wegen ihrer Angst vor Seekrankheit, wollte sie ja auch nicht an Bord schlafen. Aber es wird ein schöner Törn mit gutem Segelwind und ohne Welle. Wieder vor Anker kommen sogar noch 2 Delphine vorbei, auf der Suche nach Futterfisch. Auf das gelungene „Abenteuer“ und das Bad im türkisfarbenen Wasser dieser Bucht (ähnlich der Karibik), wird ein paar mal angestoßen und später noch einmal in der Stadt zu Abend gegessen. Und schon heißt es wieder Abschied nehmen. Für uns geht es am Folgetag durch die Fornelli-Passage am Kap und auf der Westseite Sardiniens zum größeren Hafen dort, Alghero. Für die nächsten Tage ist nun doch Mistral vorhergesagt und dafür wollen wir in einem sicheren Hafen sein. Alghero wird von einigen als das Highlight Sardiniens bezeichnet. Auch auf uns macht es einen sympathischen und wunderschönen Eindruck. Es ist eine alte Stadt mit spanischen Wurzeln. Die ehemals starke Bastion umgibt die sehr große Altstadt. Überall ist es liebevoll geschmückt oder begeistert durch gepflegte Schlichtheit. Wärme und Freundlichkeit sind die Begriffe, die mir zu Alghero einfallen. Wir haben uns schon auf fast 10 Tage hier eingerichtet, da nach dem Mistral jetzt, schon der nächste im Anmarsch ist und länger andauern soll. Ich entdecke aber ein kleines Zeitfenster dazwischen, in dem es möglich erscheint, die Passage von ca. 190 Sm zu schaffen, bevor der nächste, heftigere Mistral uns für längere Zeit hier festhält und diese uns dann auf der weiteren Reise fehlt. Steffi ist überhaupt nicht begeistert und nicht zu bewegen, mich dabei zu begleiten. So fällen wir dann die schwere Entscheidung, dass ich Dienstag am späten Vormittag starte und Steffi am Mittwoch über Barcelona nach Menorca fliegen wird. Sie hilft mir noch beim Stopp an der Tankstelle und beim Ablegen und schon beginnt mein erster längerer Einhandtörn. Etwas mulmige Gefühle kommen hin und wieder schon auf, muss ich gestehen, denn Fehler darf ich mir dabei nicht leisten, weil niemand da ist, um mir irgendwie zu helfen. Auch reisst der Kontakt zu Steffi mit Verlassen des Handynetzes ab. Die ersten 5 Stunden bolzen Avalon und ich unter Motor gegen die alte Welle des letzten Mistrals an. Angenehmer, als gedacht ist diese lange 2,5m hohe Welle. Ich mache dabei noch mehr Höhe, da ich in der Folgezeit dann unter Halbwind nach Menorca segeln will. Der Plan geht auf, denn gegen Nachmittag setzt der moderate Segelwind ein und ich kann unter vollen Segeln auf Halbwindkurs bei 9-16 Kn gut vorankommen. Anfangs und bis in die Nacht hinein ist nur die alte Welle sehr störend, da sie später immer konfuser wird und mich heftig durchschüttelt. Die einmal gesetzten Segel können bis kurz vor Menorca so stehen bleiben und ich segele auf Backbordbug über 160 Sm mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 6 Kn. Am zweiten Tag ist die Reise dabei sogar richtig angenehm, da die Sonne lacht und die Welle fast komplett abgenommen hat. Ich schaffe es einige Male für ne halbe Stunde zu schlafen und auch das Essen kommt nicht zu kurz. Ich hatte das kleine Kuttersegel am seperaten Stag angeschlagen für den Fall, dass mein Zeitplan in Verzug kommen sollte und ich nicht bis 5 Uhr morgens am Donnerstag auf Menorca eintreffe. Denn dann wäre ich in den beginnenden Mistral gekommen und hätte nur kleinste Segel einsetzen können. So stehe ich aber schon gegen 18 Uhr soweit vor Menorca, dass das Handy wieder Empfang hat. Erste Lebenszeichen erreichen Steffi und sie kann beruhigt vom Flughafen zum Hostel nach Puerto de Mahon fahren. Ich komme dort gegen 22Uhr nach fast 36 Stunden glücklich aber übermüdet an. Treffpunkt für ein kurzes Winken ist die Dreimastbark „Alexander von Humboldt II“ aus Bremerhaven, die dort am Pier liegt. Die Marina Menorca ist etwas abgelegen, weswegen wir Steffi´s an Bord kommen erst für den morgigen Tag festlegen, zumal sie schon ein Zimmer gebucht hat. Ich mache unter Konzentrationsmangel fest und steige gegen 23 Uhr in die verdiente Koje.

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