Sep

10

Überraschend zeitig bin ich wach und korrigiere die Festmacher und Fender. Da kommt auch schon Steffi an Bord. Es wird ausgiebig gefrühstückt und das „Wiedersehen“ gefeiert. Dann geht es in die Stadt hinauf. Wir beide sind auf Anhieb begeistert von ihr. Die Altstadt ist oberhalb des enorm großen Hafen gelegen. Um nach Mahon zu kommen, fährt man 3 Sm in diese fjordähnliche Bucht. Am Eingang der Bucht sind zu beiden Seiten gewaltige Befestigungsanlagen der alten Forts. Auf der letzten Meile liegt dann die Stadt oberhalb der Anleger auf der Backbordseite.

Steuerbord ist die Marine untergebracht und Industrie. Die ganze Stadt ist schon im Fiesta-Fieber. Überall sind die Straßen geschmückt mit Girlanden. Zeitgleich findet bei uns zu Hause in Rastede das Ellernfest statt, welches wir dieses Jahr leider verpassen. Aber diese spanische Fiesta hier ist eine gute Entschädigung dafür. Schon am ersten Abend lassen wir uns von der guten Stimmung anstecken. Auf einer kleinen Laienbühne spielen 2 Gitarristen spanische Musik ähnlich der, der Gypsi Kings. Dies inspiriert sehr viele Menorquiner / innen temperamentvoll ihre Hüften und Gliedmaßen zu schütteln.

Auch an den nächsten Tagen sind wir wieder tagsüber und nachts oben in der Stadt. Ständig ist dort irgendwie Programm. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist der Abend, an dem immer wieder Reiter mit ihren Pferden auf den Rathausplatz reiten und dort unter dem Jubel der Masse ihre vierbeinigen Partner dazu bringen, mit den Vorderhufen aufzusteigen und möglichst lange aufrecht zu bleiben. Dies geschieht nicht etwa, wie es bei uns in Deutschland vorgeschrieben wäre, in einem abgesperrtem Areal, sondern mitten in der Menschenmasse. Die Leute gehen dabei nicht etwa ängstlich aus dem Weg, sondern laufen mit den Pferden, klopfen denen auf die Hinterschenkel und versuchen diese in der aufrechten Position zu unterstützen, indem sie sich unter die Vorderläufe stemmen. Wenn dann ein Pferd panisch ausbricht, gehen alle in Deckung und sofort geht alles weiter wie vorher. Die Reiter sind durchweg alle total relaxt und lächeln. Wohl niemand hier, außer uns, hat irgendwelche Bedenken, dass es gefährlich werden und ein Pferd einen Passanten verletzen könnte. Es hat ein wenig von dem Stiertreiben durch Pamplona, bei dem junge Männer vor den Stieren her rennen und ihren Mut beweisen.

Wir fühlen uns in Mahon sehr wohl. Super gutes Tapas-Essen am ersten Abend, angenehme sympathische Menschen überall, und die ansprechende Schönheit der Stadt mit seinen großen mächtigen Gebäuden haben es uns angetan. Überhaupt waren die letzten Wochen ganz besonders. Das schöne Korsika mit der französischen Küche und Lebenskultur, kurz danach das ruhige und strandreiche Sardinien und nun diese tolle Zeit im spanischen Menorca. Dazwischen längere Schläge, einmal sogar Einhand, lassen ein Gefühl davon aufkommen, was es heißt auf Langfahrt zu gehen. Viele großartige Eindrücke in kurzer Zeit. So kann es weiter gehen.

Von der Marina können wir uns gratis E-Bikes leihen, um damit das Umland zu erkunden. Wir allerdings nutzen diese, um große Wäsche zu machen und zu einem Waschsalon zu fahren. Auch werden die Einkäufe damit erledigt.

Da wir aber weiter müssen heißt es irgendwann dann doch: Leinen los. Bei wenig Wind fahren wir zur Südseite der Insel in die Cala Cavas. Menorca ist eine eher flache Insel. Fast durchgängig hat die Insel eine ca. 30-50m hohe Steilküste und ist ansonsten fast eben. Die Cala Cavas ist eine ca. 300m tiefe Einbuchtung in diese Steilküste und war schon vor Jahrtausenden Wohnort der ersten Siedler Menorcas. Diese gruben Höhlen in die steilen Hänge dieser Bucht und nutzten die als ihre Behausungen. Da alle Ankerplätze an der Stirnseite der Bucht belegt sind, bleibt uns nur noch, den Anker in der Mitte der Zufahrt einzufahren und frei zu swojen, dabei die Kettelänge so zu bemessen, dass wir nicht an die nahen Felsen stoßen. Die Nacht verbringe ich aus Sorge im Cockpit, da hin und wieder ein Alarm ertönt, der warnt, dass kein GPS Signal vorhanden wäre. Anscheinend verhindern die nahen hohen Felsen einen optimalen Empfang.

Für unsere Überfahrt zur 40Sm entfernten Insel Mallorca ist mäßiger Wind aus Südost vorhergesagt, der später etwas zunehmen und auf Süd drehen soll. Da unser Ziel in Südwest liegt wollen wir so lange es geht etwas „Höhe machen“. Die erste Stunde bei wenig Wind fahren wir unter Motor nach Süden und produzieren frisches Trinkwasser, welches zur Neige ging. Ab dann geht es nur noch hoch an den Wind. Anfänglich bei 7-10kn Richtung 220 Grad können wir noch volle Segel fahren. Bei 9-12kn kommt das erste Reff ins Groß, der Wind kommt inzwischen aus Süd. Die letzten 20 Meilen müssen wir gegen bis zu 18kn aus SSW anknüppeln. Steffi ist nicht begeistert, auch das weitere Reffen von Groß und Vorsegel lässt ihre Stimmung nicht wirklich verbessern. Nach 7 Std haben wir 46 Sm hinter uns und laufen in die sehr geschützte Bucht von Porto Cristo ein. Conny ist zu Besuch bei ihrer Schwester Crissi mit Mann Olaf in Manacor. Die 3 erwarten uns schon am Anleger und kommen für ein paar Stunden zu uns an Bord. Den sehr schönen Abend mit ihnen verbringen wir gemeinsam in einem Restaurant mit Paella, Tapas, Bier und Wein. Auch einige Blicke auf das Fußball-Länderspiel können wir erhaschen. Der folgende Tag bringt Regen, Gewitter und viel Wind. Gründe genug den Tag im Hafen zu verbringen und die Wunden des vorherigen Abends zu lecken. Um 18h werden wir abgeholt, um eine Fortsetzung auf der Finca zu erleben; Conny will kochen….

In der Nähe von Manacor ist diese wunderschöne Finca gelegen, in der Crissi und Olaf nun schon über 20 Jahre ihre Urlaube verbringen. Wir können verstehen warum. Zusammen genießen wir einen unterhaltsamen Abend, an dem wir das von Conny zubereitete leckere Abendessen und viele interessante Gesprächsthemen haben. Gegen Mitternacht sind wir zurück auf der Avalon und freuen uns, dass nach den heftigen Gewittern am Abend noch alles ganz ist. Morgen geht es Richtung Süden. Wir wollen einiges an Strecke hinter uns bringen bevor Donnerstag und Freitag wieder starker Wind unsere Planungen durchkreuzen kann.

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