Unser Plan war in der Bucht bei San Jordi im Süden Mallorcas zu übernachten. Hier waren Steffi und ich vor 9 Jahren schon mal auf Hotelurlaub. Damals lagen wir am Strand und träumten davon irgendwann mal vielleicht mit einem Segelboot auch dort vor Anker zu liegen. Das machen wir heute auch.
Aber zum Übernachten ist es uns zu ungemütlich. Entweder zu wenig Wind, oder aber zuviel, wie am Schluss der Tagesetappe bis nach El Arenal. Wir bekommen den letzten Platz im Hafen etwas nördlich des Ballermann 1 ;-) . Im Alter zwischen 17 und 30 war ich einige Male hier und habe fast nur Strand und Nachtleben kennengelernt. Dieser Aufenthalt ist da schon etwas anders. Die Strandmeile mit den Balnearios ist wesentlich moderner inzwischen und auch von den ehemaligen Lokalen identifiziere ich nur noch wenige.
Am Freitag kommen unsere Freunde Jens und Uwe an. Schon um 7 Uhr früh stehen sie fröhlich und hoch motiviert vor dem Boot und werden herzlich begrüßt. Wir legen uns alle noch einmal hin bevor erst gefrühstückt wird und dann Einkäufe für die nächste Woche gemacht werden müssen. Abends geht es auf die sündige Meile und wir enden im Bierkönig in der Schinkenstraße. Hier ist Mallorca fest in deutscher Hand. Weder das Publikum, noch die Art des Feierns hier ermuntert uns zum längeren Verweilen. Mit achterlichem Wind segeln wir am Samstag an den Südwestzipfel der Insel und lassen in der Cala Camp de Mar auf knapp 10m den Anker fallen. Wir hoffen hier beim dem vorhergesagten heftigen Ostwind in der folgenden Nacht geschützt und sicher zu liegen. Da hinter uns niemand ankert, geben wir nach den ersten ordentlichen Böen 70m Kette. Dies und der gut eingefahrene Anker sollte uns gut schlafen lassen. Bei guter Musik genießen wir am Heck der Avalon den Sonnenuntergang, natürlich mit passenden Sunddownern. Ein opulentes Mal unter einem prächtigen Sternenhimmel ist die Fortsetzung dieses stimmungsvollen Abends. Aus den Resten der Zutaten zaubert Jens zum Abschluss noch leckere Cocktails. Solche tollen Abende mit guten Freunden bleiben unvergesslich.
Steffi kann sich mit der Wettervorhersage nicht anfreunden und entschließt sich die Tagesetappe bis Soller mit dem Bus zu absolvieren. Wir drei fahren nur mit Vorsegel aus der Bucht und bekommen draußen die ersten Böen verpasst. Bis zum Südwestkap Mallorcas folgt eine flotte Fahrt bei achterlichem Wind. Danach muss der Motor ran und wir mühen uns gegen Wind und Welle in die geschützte Bucht Soller, wo Steffi schon am Steg auf uns wartet und beim Anlegen hilft. Sangria als Willkommenstrunk bringt uns in Stimmung, weiter zu machen mit spanischen Leckereien. Tapasportionen von Fisch und Meeresfrüchten sind unser heutiges Abendessen.
Auch für die nächste Etappe zieht Steffi es vor, den Bus zu nehmen. Bei wenig Wind liegt Kurs auf Cap Formentor an, die Nordwestecke der Insel. Anfänglich bei nur schwachem Wind muss der Diesel ran. Nach 10 Sm kommt Segelwind auf, allerdings direkt von vorn. Wir gehen auf Kreuzkurs und müssen schon bald reffen. Bei über 20kn auf die Nase ist dann später Reff 2 im Groß angesagt. Mit flotter Fahrt aber auch ordentlich Lage geht es bis kurz vor das Cap. Da wir nicht zu spät im Zielhafen Pollenca ankommen wollen, brechen wir das Kreuzen ab und motoren die letzten Meilen, lassen das Groß aber als Stützsegel stehen. Auf einmal ein Knall. Das Groß flattert lose im Wind und wir machen große Augen. Der Block am Schothorn, gesichert mit 3 stabilen Gurtbändern, ist abgerissen. Wahrscheinlich hat UV-Strahlung über 5 Jahre das Material mürbe gemacht. Somit ist klar, dass wir den Rest der Etappe den Motor einsetzen müssen. Steffi hat sich vor Ort schon um Liegeplatz und die Adresse eines Segelmachers gekümmert. Pollenca liegt am Scheitel einer immer flacher werdenden Bucht. Am Cap Formentor war die See noch konfus und hohe Wellen von der Seite ließen Avalon mächtig krängen. Im Hafen aber ist alles ruhig und wir können gemütlich anlegen. Der Segelmacher holt abends noch das Segel ab und will es bis Mittag repariereren, damit wir morgen weiter können. Nach einem wenig spektakulären Aufenthalt motoren wir am frühen Nachmittag wieder aus der Bucht. Bei wenig Wind können wir hin und wieder etwas segeln. Unser Anker fällt nördlich von Cala Ratjada in der Guyabucht. Hier ist am Strand noch spät Party angesagt und die deutschen Gesänge kommen zu uns rüber. Aber auch hier an Bord haben wir einen fröhlichen Abend mit gutem Essen, Musik und einigen Kaltgetränken. Wir versuchen dabei auch zu ergründen, warum immer so viel kaputt geht, wenn unsere 2 Monteure Jens und Uwe an Bord sind. Das hat schon Tradition seit der Zeit mit der Swantje.
Nach dem morgendlichen Bad in der herrlichen Bucht mit türkisfarbenen Wasser über Sand, fahren wir nach Porto Cristo, um das Nötigste einzukaufen. Dort allerdings werden wir von der nicht vorhandenen Gastfreundschaft des Hafenpersonals abgeschreckt. Obwohl reichlich Platz im Hafen ist, dürfen wir nicht am Gemeindepier anlegen, ohne für eine volle Nacht zu bezahlen. Auch am Privatsteg gegenüber werden wir trotz Beteuerung, nur ein halbe Stunde zu brauchen mit gleicher Argumentation abgewiesen. Wir ankern also in der Zufahrt und unsere Monteure rudern mit dem Dinghi zwecks Einkauf an Land. Crissi und Olaf sind in ihrer Lieblingsbucht 3 Sm südlich von Porto Cristo. Also verholen wir dorthin und lassen den Anker neben den Bojen für den Badebereich fallen. Die 2 schwimmen auf ein Bier zu uns und verbringen eine Stunde an Bord. Uwe rudert sie zurück und wir motoren weitere 10Sm nach Süden, um in der Cala Mondrago die Nacht zu verbringen. Von hier aus wollen wir bei passendem Wind zur Überfahrt nach Ibiza starten.