Sep

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Aufgrund der geänderten Wettervorhersage verschieben wir die Abfahrt von Mallorca nach Ibiza anstatt Mitternacht auf den nächsten Mittag. Die Cala Mondrago, unsere letzte Station auf Malle, ist nochmals eher klein und eng, aber wie gewohnt nicht leer. Viele Tagescharterer und Ausflugsboote besuchen diese schöne Bucht. Wir brechen bei wenig Wind auf und setzten bald den Parasailor.

Auf den mehr als 25 Sm hat er Zeit, ordentlich abzutrocknen. Wenn Gäste an Bord sind, lagert er in der Segellast im Bug und wird nass, wenn Wellen über Deck spülen. Heute bringt er uns bis zur Abenddämmerung ein gutes Stück in Richtung Ibiza. Danach ist der Diesel wieder gefragt und ab 21 Uhr übernehmen Steffi und Uwe die erste Schicht. Bevor der Mond aufgeht, genießen die beide einen tollen Sternenhimmel, sowie phosphoreszierende Lebewesen im Wasser. Es glitzert unter und über der Avalon. Jens und ich sind ab Mitternacht dran. Unter Radar steuern wir die Bucht Cala Llonga an. Problemlos finden wir zwischen den Ankerliegern einen guten Platz für uns und fahren den Anker ein. Es ist eine schöne kleine Bucht, wie wir am Morgen beim Frühstück feststellen, leider von einigen hässlichen Hotels verunstaltet. Weiter geht es bei gutem Segelwind nach Ibiza-Stadt. Abgeschreckt von den Hochsaisonpreisen laut Revierführer sind wir positiv überrascht, bei der Telefonrecherche einen Preis von „nur“ 65€ pro Nacht zu erhalten. 3 Nächte bleiben wir in der Marina Botafoch. Sie ist zwar am weitesten von der Altstadt entfernt, aber ein Bootsshuttle fährt halbstündlich rüber. Den ersten Abend allerdings finden wir diesen Weg noch nicht, da wir an Bord bitter verhageln; die vorweg genommene Abschiedsfeier von unseren Freunden, bei der sämtliche Bierreserven und mehr drauf gehen. Steffi war schlauer und hat früh den Weg in die Koje gefunden und ist deshalb die einzige, die es am nächsten Tag früh in die Stadt schafft. Wir anderen lecken unsere Wunden und klarieren die Avalon wieder auf. Abends sind auch wir wieder im Stande die schöne Altstadt mit den gut erhaltenen Befestigungsanlagen besichtigen zu können. Viele skurrile Gestalten laufen uns über den Weg. Althippies aber auch viele Schwule und Lesben. Der krönende Abschluss unseres letzten gemeinsamen Tages ist der Besuch einer Tapasbar. Hier wird die baskische Variante der Tapas, die Pintxos gereicht. In der gut besuchten rustikal eingerichteten Bar mit viel Personal gibt es eine lange Theke auf der in Vitrinen Tabletts mit verschiedenen Pintxos stehen. Zudem kommt immer wieder der eine oder andere Kellner mit Tellern, gefüllt mit frischen warmen Pintxos, die man sich, sofern man mag, nehmen kann. Jeder dieser Tapas hat eine Art Zahnstocher, mit dem der Happen auf einem Stück Weißbrot fixiert wird. Die Zahnstocher soll man sammeln und anhand derer wird später abgerechnet. Ehrlichkeit ist natürlich Voraussetzung. Gibt es deshalb in Deutschland keine dieser Lokale? Aber auch ohne Betrug wird man nicht arm. Wir hauen gut rein und bezahlen inkl einigen Bieren weniger als 20€ pro Person. Ein Pintxos kostet ca. 2 €.

Früh um 5 Uhr heißt es am Morgen aufstehen. Uwe und Jens nehmen ein Taxi zum Flughafen und wir legen uns nochmal hin. Der spätere Tag wird mit Müßiggang verbracht. Eine Station auf der anderen Seite von Ibiza wollen wir noch anlaufen, San Antoni, die zweitgrößte Stadt. Bis zum Felsen Es Vedra am Südwestkap von Ibiza und gleichzeitig deren Wahrzeichen, können wir ordentlich segeln. Danach geht es unter Motor in den Hafen mit dem städtischen Anleger als Ziel, weil die Privatmarina Es Nautica sehr teuer ist. Als wir am fast verwaisten Steg ohne Hilfe des Personals festmachen habe ich schon ein blödes Gefühl, zu Recht. Im Office, ich will uns ja ordentlich anmelden, gibt es die Ansage, dass keine Boote über 12m Länge am Steg anlegen dürfen, sorry. Die Begründung, das wäre halt so, Gesetz eben, ist nicht nachvollziehbar. Vielleicht hat der Betreiber von Es Nautica ja einen guten Draht zu den Ratsherren? Wir fahren also nach nebenan und manövrieren zum angewiesenen Platz. Wir brauchen keine eigenen Festmacher dort, da welche parat liegen. Ich will Steffis Job mit der Muringleine machen und sie will verhindern, dass wir hinten anstoßen und gibt mit der Schraube Vorwärts. Ein paar Momente später geht der Motor aus, klar: Tampen im Propeller. Kein Wind und trotzdem schaffen wir Weltmeister dieses Mißgeschick. Wenn man es eben nicht so macht, wie man es gewohnt ist: blöd. Bei der Kontrolle sehe ich schnell, dass ich das ohne Sauerstoffflasche nicht beheben kann, zu fest sitzt die Leine und es sind viele Umdrehungen um die Welle. Daher wird die komplette Tauchausrüstung aus den Backskisten gekramt. Bei dem Versuch den „Octopus“ (Druckregler und Atemautomaten) an der Tauchflasche anzuschließen geht Druckluft neben einer Dichtung ab. Das kriege ich selber nicht hin. Also wird ein Fachgeschäft ermittelt. Dort bekomme ich den Tipp auf eine Tauchschule. Hier wird mir Hilfe versprochen, weshalb ich, das Fahrrad muss nun auch aus der Backskiste, mit Flasche und Co wieder dorthin fahre. Die Reparatur für 50€ soll morgen früh um 11 Uhr gemacht sein. In Griechenland hatte ich die Ausrüstung zum Service gegeben und seitdem nicht wieder gebraucht. Dort muss beim Wechsel der Dichtungen Fusch gemacht worden sein.
Ich bin wie vereinbart um 11 Uhr bei der Tauchschule, mein Ansprechpartner, der Chef, aber nicht. Auch die Flasche ist nicht repariert. Eine mir angebotene Ersatzflasche können wir nicht einsetzen, da wir den montierten Octopus von meiner Flasche nicht abbekommen. Also soll ich in einer Stunde wiederkommen. Mal sehen….
Dann läuft aber alles wie vereinbart. Ich bekomme die reparierte Ausrüstung und kann damit den Propeller und die Welle von der festgeklemmten Leine befreien. Immerhin 20 min bin ich dafür unter Wasser.
Nachmittags und Abends sind wir dann in der Stadt San Antoni, die fest in britischer Hand zu sein scheint. Selbst der britische Konsul auf Ibiza soll sich für seine Landsleute hier geschämt und den Dienst quittiert haben. Was uns hier über den Weg läuft ist traurig, peinlich, nuttig, häßlich und nicht das, was man im Urlaub finden möchte. Hoffentlich denken das andere von uns Deutschen auf dem Ballermann auf Mallorca nicht ähnlich.

Zwecks Essen geht es mal zur Abwechslung zum Chinesen. Gut und günstig ist es und wir schlendern gesättigt zur Avalon zurück. Das Wetterfenster für die Überfahrt ans spanische Festland sah Anfang der Woche so aus, dass wir Mittwoch optimale Bedingungen haben sollten. Nun bläst es für Steffi aber etwas zu viel. Wir verschieben die Abfahrt auf den Nachmittag, müssen dafür aber in die Nacht fahren. Anfänglich haben wir mit 12kn Halbwind gute Segelbedingungen. Lediglich die alte Welle aus Südwest lässt es im Zusammenspiel mit der neuen aus Nord alles andere als gemütlich sein an Bord. Später nimmt der Wind zu, was die Wirkung der Welle reduziert aber bei über 20kn grenzwertig für das ungereffte Groß wird; also Reffen. Nun wird der Wind aber wieder weniger und dreht zudem auf achterlich. Wir reffen also wieder aus. Trotzdem rollt Avalon wie wild und die Segel schlagen, dass es weh tut. Den Parasailor wollen wir wegen der kurz bevor stehenden Dunkelheit nicht setzen. Daher werden die letzten 24 Sm motort. Aber eine Entschädigung für die ungemütlichen Verhältnisse bekommen wir, speziell Steffi. Bei Sonnenuntergang ruft Steffi plötzlich ganz aufgeregt: „da, da springt ein Wal !!!!“. Ich drehe mich sofort in die angezeigte Richtung, kann leider aber nur noch beobachten, wie er mit der Breitseite und einem dumpfen Platsch in einer riesigen ,von ihm verursachten Welle verschwindet. Steffi hingegen hat ihn schon im Sprung gesehen. Er war komplett aus dem Wasser. Anhand von Fotos aus dem Internet hat Steffi ihn als Pottwal identifiziert, einen großen noch dazu. Das war unser erstes Erlebnis mit einem Wal und wir hoffen, dass noch viele folgen.

Um 23 Uhr fällt unser Anker in einer Bucht östlich von Moraira. Mal schauen, was die Festlandsküste Spaniens so für uns parat hat.

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2 Responses

  1. Wolfgang Schwiertzund Anke27. September 2019 @ 16:15Antworten

    viele Grüße aus samos

  2. Wolfgang Schwiertz27. September 2019 @ 08:02Antworten

    sind i n samos🤣auch sehr schön😁😁Anke und Wolfgang 😁😁



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