Okt

6

Am Morgen werden wir wach bei schönstem Sonnenschein und glatter See. Die offene Bucht, in der wir liegen macht einen ruhigen und idyllischen Eindruck. Schmucke Wohnhäuser von besser Betuchten sind an die Hänge gebaut mit schönem Blick auf die fernen Berge. Doch die Idylle wärt nicht lange, denn da kommt mit lautem Motorgeräusch ein Rennboot mit Monowasserskifahrer hinten dran auf unseren Ankerplatz zu.

Nach einigen lauten Runden nimmt das Boot den Wasserskifahrer unmittelbar neben uns wieder an Bord. Für uns die Gelegenheit die gefahrene Geschwindigkeit zu erfragen. 110Km/h schnell wurden die Ski gezogen. Wir wissen nicht, wie schnell das Boot ohne Bremse hinten dran in der Lage ist zu fahren.

Für uns geht die Reise Richtung Gibraltar weiter. Der erste Schlag führt uns nach 45 Sm bis nach Santa Pola. Dort übernachten wir am Anker in einer riesigen flachen Bucht. Der nächste Schlag geht dann über 54 Sm bis nach Cartagena. Die Küste an beiden Tagen war geprägt von vielen Hochhäusern bei Benidorm, Alicante usw., in denen Heerscharen von Urlaubern ihre Hotelquartiere finden. Schönen Strände vor der Kulisse von hohen, baumfreien Bergen wechseln sich ab mit kargen Klippen, die steil ins Meer münden.

Im Hafen von Cartagena laufen wir unter Salutschüssen und Feuerwerk am frühen Abend ein. Dies gilt natürlich nicht uns, sondern die Stadt feiert das alljährliche Römerfest, bei der die halbe Stadt über Wochen geschmückt wird und viele Bewohner sich in Gewändern, wie ehemals die Römer kleiden. Die Stadt hat ihren Namen von den Cartagern, die vor den Römern lange Zeit hier siedelten. Nach ihrer Niederwerfung im 3 Jhdt vor Christus herrschten dann bis zu der Zeit der Westgoten die Römer, welche hier vieles hinterließen, wie z.B. das Amphitheater. Bei unserer Ankunft verließ gerade ein großes Kreuzfahrtschiff den Hafen. Am nächsten Morgen legen aber gleich 2 weitere wieder an und Menschenmassen strömen in die geschäftigen Gassen der Stadt, so auch wir. Nach der Erkundung der Stadt stärken wir uns noch in einem netten Tapas-Lokal bevor wir am Nachmittag ablegen und zu einer Nachtfahrt bis nach Almerimar starten. Auf den 118 Sm dorthin können wir immerhin 66 Sm segeln und dabei unsere Windsteueranlage einmal ausgiebig testen. Noch sind wir nicht komplett zufrieden, haben aber eine Idee, was wir das nächste Mal verbessern können.

Nach uns legt in Almerimar eine amerikanische Yacht an. Die Eignerin kommt zu uns, um zu berichten, dass sie uns schon die letzten 2-3 Tage immer wieder wegen unseres AIS-Signals auf dem Plotter sahen. Während sie die meiste Zeit motorten, waren sie davon angetan, dass wir viel gesegelt sind und dabei schneller als sie waren. 2 Tage später treffen wir auch die Segler der schwedischen „Constantina“, die uns sogar noch aus Griechenland kennen (auch per AIS) und ebenfalls ihr Erstaunen zum Ausdruck bringen, dass wir immer auf Kreuzkursen schnell unterwegs waren. Solche Bemerkungen lassen einen dann doch immer ein paar Zentimeter wachsen ;-) .

Chris, den wir seit Kroatien kennen und mit dem wir per Whatsapp und Facebook in Kontakt sind, liegt seit einigen Tagen hier mit seiner Ovni auf dem Trockenen, um das Boot fit zu machen, für die Atlantiküberquerung im Dezember. Mit ihm und anderen Seglern, die wir hier kennen lernen, verbringen wir nette Abende mit Erfahrungsaustausch, Fachsimpelei und Seemannsgarn. Es ist immer wieder schön, Gleichgesinnte zu treffen, um mit denen über Freude und Sorgen des Segelns zu sprechen. Wir bleiben länger in Almerimar, weil wir von hier aus viele Orte in Andalusien erkunden wollen. Auch ist die Windrichtung über viele Tage so, dass ein Weiter nach Westen nicht sinnvoll erscheint. Ron und Nina mit ihrer 1 ½ jährigen Tochter Lea neben uns bleiben deshalb auch länger als geplant und nutzen die Zeit für notwendige Reparaturen. Sie wollen ab Dezember eine Atlantikrunde machen. Sehr mutig in meinen Augen, da sie bislang wenig praktische Erfahrungen sammeln konnten. Wir werden ihr Weiterkommen verfolgen und wünschen ihnen alles Gute und immer die berühmte Handbreit Wasser unter dem Kiel.

Eines Abends fällt mir am Heck einer Yacht der Heimathafen Grömitz ins Auge. Tatsächlich, da liegt die „Summer“, eine Sunbeam 42 DS, die wir schon 2014 in Brest getroffen hatten. Damals gehörte sie noch Dietmar, mit dem wir uns dort anfreundeten und den wir über Jahre über seinen Blog bei seiner Weltumseglung begleiteten. Er verkaufte die „Summer“ ein Jahr später, um sein Traumschiff, die „Cesarina“, eine Ketsch der Marke Swan zu erwerben. Weil Dietmar uns 2014 so von seiner Sunbeam vorschwärmte und wir sie ja auch besichtigen konnten, waren wir beim Messebesuch auf der Boot 2015 empfänglich für die Verkaufsversuche des Werftchefs der Firma Sunbeam. Was dabei heraus kam wisst ihr ja alle ;-) . Dies und vieles mehr kam die nächsten Abende mit den neuen Besitzern der „Summer“, Anke und Christian, sowie deren Stegnachbarn Claudia und Gordon zur Sprache.

Für 3 Tage holen wir uns einen Mietwagen, der allerdings am ersten Morgen mangels Batteriespannung nicht anspringt. Wir erhalten am Nachmittag Ersatz, dürfen den dafür dann aber auch einen Tag länger nutzen. Unser Weg führt uns zunächst über Castell de Ferro und Nerja, an Malaga vorbei, bis nach Antequera. Auf dem Weg dorthin machen wir einen Abstecher zum Naturpark El Torcal. Wasser und Wind haben über Jahrtausende in dieser Karstlandschaft aus Felsen skurille Gebilde geformt. Mich erinnert dies an die Pancake-Rocks in Neuseeland.

Antequera selber ist ein hübsches Städtchen in ländlicher Umgebung. Die Hauptattraktion sind hier die prähistorischen Hügelgräber am Ortsausgang. Beeindruckend ist, dass die damals dort lebenden Menschen in der Lage waren, riesige zig Tonnen schwere Steine zu bewegen, um diese Gräber bauen zu können. Über der Stadt thront eine maurische Festung. Wie fast überall in Andalusien haben die nach den Westgoten hier herrschenden Mauren (aus Arabien stammende Völker) sehr viele Festungen errichtet, um die Versuche der Christen abzuwehren, die spanische Halbinsel wieder unter die Herrschaft des Kreuzes zu bringen. Von dort aus sieht man im Norden der Stadt einen allein stehen Hügel der „Indio“ heißt. Ohne viel Phantasie kann man den Kopf eines auf dem Rücken liegenden Indianers erkennen.

Von Antequera aus geht es am nächsten Tag nach Cordoba. Wir passieren dabei die berühmte Weingegend um Montilla. Hier wird im Gegensatz zu den bisherigen Gegenden hauptsächlich Wein angebaut. An der Küste dominierte das Weiß von Plastikbahnen, denn jeder Quadratmeter flacher Ebenen verschwindet unter Gewächshäusern mit Plastikbedachung, um Obst und Gemüse anzubauen. Nördlich davon bis eben nach Cordoba sind alle Hänge, Hügel und Ebenen bepflanzt mit Olivenbäumen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass dies das Ergebnis von Agrarsubventionen der EU ist, denn sonnst wäre eine solche Monokultur sicher nicht wirtschaftlich.

Unser Hotel für Cordoba befindet sich mitten im alten jüdischen Viertel, das touristische Highlight der Stadt. Alle größeren Sehenswürdigkeiten befinden sich hier, zu oberst genannt natürlich die Mezquita. Dies war unter den Mauren eine riesige Moschee. Nachdem die Mauren vertrieben waren, haben die Christen eine Kathedrale drauf gesetzt. Im Ergebnis ist dies ein absolut beeindruckendes Gebäude riesigen Ausmaßes. Nicht nur die Größe ist faszinierend, sondern auch der Baustil und die Vielfalt der einzelnen Bereiche. Aber auch andere Kirchen, Kathedralen und Gotteshäuser gibt es in Cordoba, welche wir nicht alle besichtigen können. Das maurische Schloss Alcazar haben wir aus Zeitgründen nicht mehr besichtigt.

Dafür haben wir uns einen tollen Abend bei einer Flamenco-Aufführung gegönnt. Auch, wenn man nicht so sehr tänzerisch interessiert ist, wird man von der ausdrucksstarken Vorführung beeindruckt.

Von Cordoba aus fahren wir durch Olivenbäume so weit das Auge reicht, Richtung Granada. Auf dem Weg besuchen wir ein Höhlensystem in der Nähe von Zuheros. Die Hauptattraktion in Granada ist sicherlich die Alhambra, die Festungsanlage und das Schloss mit dem Nasridenpalast oberhalb der Stadt. Um die eigentliche Sehenswürdigkeit im inneren des Schlosses besichtigen zu können, muss man viele Wochen im Voraus Karten reservieren, was wir nicht getan haben. Daher blieben uns dort nur die Außenanlagen sowie andere schöne Orte in der tollen Stadt Granada, die ihren Namen dem Granatapfel verdankt. Diese gedeihen hier an viele Stellen. Ein Abendessen in dem Altstadtviertel Albaicin mit grandiosem Blick auf die Alhambra entschädigt für den verpassten Eintritt.

Am nächsten Morgen verlassen wir die Stadt mit dem Ziel Sierra Nevada. Dieses Bergmassiv direkt vor der Haustür der Stadt beherbergt ein Skigebiet. Nach dessen Besuch fahren wir über den hoch gelegenen und wegen seiner für Wanderungen bestens geeigneten Schlucht, Ort Monachil entlang der südlichen Ausläufer des Gebirges nach Almeria. Von der Sierra Nevada haben wir uns spektakulärere Ausblicke erhofft, sind dann etwas ernüchtert von seiner Kargheit. Die Gegend um Almeria ist dann noch einmal die Steigerung in puncto Kargheit. Wüstenähnlich sind dort die Berge und die Böden, weshalb dort unzählige Western und Abendteuerfilme gedreht wurden. In Almeria reicht die Zeit nur noch für einen Kurzbesuch. Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir wieder zurück am Boot. 2 nette Tage mit unseren neuen Bekanntschaften vergehen wie im Fluge. Wir können noch einige Reparaturen am Schiff ausführen, bevor es am Montag dann weiter geht in Richtung Malaga.

Comment Feed

No Responses (yet)



Some HTML is OK