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Für das Ende unserer diesjährigen Reise haben wir uns noch ein paar Highlights vorgenommen. Wir mieten für eine Woche einen Datca Logan, der uns viele Kilometer durch Marokko bringen soll. Zuvor muss aber noch Abschied genommen werden von Kevin und Glen. Dies fällt etwas feucht fröhlicher aus, weshalb sich unsere Abfahrt um einen weiteren Tag verschiebt. Auf dem Weg nach Marrakesch machen wir in dem Städtchen Taroudannt unseren Mittagsstopp.

Es ist eine Stadt in ländlicher Umgebung, ein historischer Handelsposten und ehemals Anlaufpunkt für die Karawanen aus der Sahara. Eine viele Kilometer lange Lehmmauer umgibt Taroudannt.

Schon bald tauchen am Horizont die hohen Berge des Atlas auf. Wir quälen den Datca den Pass Tizi n test hinauf. An vielen Stellen ist der Asphalt weggebrochen oder vom Schmelzwasser weggespült worden. Im letzten Winter soll hier ein Bus den Berg hinunter gestürzt sein. Mehr als 20 Tote gab es dabei. Wir passieren ohne Gefahr diese landschaftlich wunderschöne Passage und erreichen die sagenumwobene Großstadt Marrakesch. Schon bald sind wir im Bann dieser Stadt, die letztlich doch wieder anders ist, als ich sie mir vorgestellt habe. Sie liegt in einer großen Ebene relativ weit entfernt von den Bergen des hohen Atlas. Die Medina ist das reine Chaos. Unseren Versuch, mit dem Auto in der Dunkelheit bis zu unserem Hotel zu kommen, geben wir auf. Wir lassen es auf einem bewachten Parkplatz und marschieren den restlichen Weg. Wie auch schon in den anderen marokkanischen Städten bisher ist das äußere Erscheinungsbild der Unterkunft in der Medina nicht einladend. Aber auch hier ist unser Riad, wie die Herbergen genannt werden, sehr schön und stilvoll eingerichtet.

Steffi liest in einem Bericht über 10 Dinge, die man in Marrakesch auf jeden Fall erleben sollte. Eines davon ist, sich von den marokkanischen Händlern abzocken zu lassen. Diesen Punkt erfüllen wir sicher einige Male mit Bravour. Der Hauptplatz der Stadt, der Jamaa el Fnar, ist das Zentrum des bunten Treibens, Touristenattraktion, aber auch Stätte der Kommunikation und Begegnung der Einheimischen sowie Lieblingsort der Abzocker. Für ein unbedachtes Foto werden in der Regel hohe Beträge vom Fotografen verlangt. Ich erkundige mich im Vorhinein, doch trotzdem werde ich hinterher belangt. Somit kostet das Schlangenfoto mal eben 10€. Trotzdem ist dieser Marktplatz absolut faszinierend und interessant. Am Nachmittag unternehmen wir eine Kutschfahrt, für welche wir einen Preis von 22€ vereinbaren. Entgegen der Absprache ist die nicht nach 2 Stunden, sondern schon nach 1 Stunde zu Ende. Trotzdem verlangt der Kutscher den vollen Preis. Diesmal bleiben wir standhaft, also nur halber Tarif !! Mit der Zeit passen wir uns der Schachermentalität immer besser an. Dennoch ist es nicht unser Ding, ständig auf der Hut zu sein, eine Dienstleistung ungefragt in Anspruch zu nehmen bzw. Preise auch für die kleinsten Dinge stundenlang auszuhandeln. Die Kutschfahrt ist aber sehr schön und wir sehen allerhand.

Auf dem weiteren Weg Richtung Südosten Marokkos und zur Wüste müssen wir abermals über einen Pass im Hohen Atlas. Der Tizi n Tischka ist fast 2000m hoch und schlängelt sich über unzählige Baustellen und schlechte Straßenabschnitte dahin. Belohnt werden wir mit wunderschönen Aussichten und atemberaubenden Abgründen. Auch die Fahrweise der Marokkaner mit ihren unterschiedlichsten Transportmitteln (Fuhrwerke, Esel, Handkarren, Pickups bis weit über die Belastungsgrenze bepackt, schrottreife Lkw uvm) verlangt einem Alles ab. Wir machen einen Abstecher zur besterhaltenen Kashba in der Gegend, dem Ort Ait Ben Haddou. Diese Wohnburgen wurden aus Lehm erbaut und dienen als Speicherort, als Behausung und als Schutz vor Angreifern. Viele Kashbas verfallen, da es aufwendig ist, die Wände gegen Erosion zu schützen und viele Bewohner es vorziehen in modernere Häuser umzusiedeln. Dank dem Tourismus gelingt es hier die wunderschöne Kashba so zu erhalten.

Für die Nacht haben wir uns ein Zimmer im Kashbahotel Sahara Sky am Rand der Wüste südlich von Zagora gebucht. Das Hotel wird von einem Deutschen betrieben, der uns abendteuerliche Geschichten über sich, den König, Land und Leute Marokkos uvm erzählen kann. Auf dem Dach des Hotels (mit dem Charme und der technischen Ausstattung der 70er Jahre ) sind teure Telescope installiert, mit denen wir viele Stunden den fantastischen Sternenhimmel in der Wüste bestaunen können. Herr Kornig, der Inhaber des Hotels, kann für uns auch den Besuch eines typischen marokkanischen Dorfes sowie einen Trip mit Dromedaren in die Wüste organisieren. Tarik, ein ortsansässiger netter Marokkaner zeigt uns sein Dorf. Hier leben im alten Teil der Ortschaft die Bewohner ähnlich wie vor Jahrhunderten in unterirdischen Lehmbehausungen, wo Licht nur durch Schächte in die Gassen tritt. Hierdurch ist es im Sommer annehmbar kühl und nachts nicht so kalt. Irgendwie bedrückend empfinden wir, wie ärmlich die Verhältnisse sind, unter denen die Familien in winzigen und dreckigen Räumen leben. Für uns vorher nicht vorstellbar. Auch sehen wir eine typische Töpferei, in der alle möglichen Teller, Töpfe, Vasen usw geformt, koloriert und später gebrannt werden. Diese Produkte bietet Tarik und seine Familie zufälligerweise in ihrem Verkaufsgeschäft an. Wir erstehen dort aber lediglich jeweils ein Tuch, dass wir als Turban geformt auf unserer Wüstentour nutzen wollen. Wir fahren dafür mit dem Auto nach Süden bis ans Ende der Straße, den Anfang der Sahara. Von dort aus nimmt uns ein Führer an die Leine, d.h. unsere Dromedare, auf denen wir zu dem 10km entfernten Wüstenbiwak in der Sahara reiten. Unsere Turbane leisten wertvolle Dienste gegen die brennende Sonne und den feinkörnigen Sand, der vom ständig herrschenden Wind uns um die Ohren wirbelt.

Die stark strapazierte Formulierung von einem faszinierenden Erlebnis trifft hier ohne Übertreibung zu. Es lässt sich kaum in Worte fassen, was wir in den nächsten knapp 20 Stunden erleben, genießen, erfahren dürfen. Ohne, dass etwas wirklich Außergewöhnliches oder Sensationelles passierte, ist es das Erlebnis selber, welches so außergewöhnlich und sensationell ist. Die Ruhe, die Weite, die Schönheit, das anstrengende Reiten auf dem Tier mit seinen exotischen Geräuschen, die charmante, unaufgeregte, natürliche Art unserer einheimischen Gastgeber, das Neue an Verpflegung, Musik, die unkonventionelle Art sich auf einen Teppich oder einfach in den Sand setzen zu können, um das zu tun, was einem in den Sinn kommt, sei es nur, um die Sterne in ihrer vollen Pracht am klaren Himmel bewundern zu können. Dies alles ist das Wunderbare, was wir in dieser kurzen Zeit erleben dürfen und was wir als Erinnerung für immer mit nach Hause nehmen können. Es sind so viele Eindrücke, welche sich auch nicht auf den vielen geschossenen Fotos wiedergeben lassen.

Immer noch voller Euphorie begeben wir uns auf die Rückfahrt nach Marrakesch. Wieder geht es im fruchtbaren Draa-Tal entlang der immer seltener Wasser führenden Draa. Durch ausbleibenden Schneefall im Hohen Atlas kommt immer weniger Wasser in die einst fruchtbaren Dattelplantagen am Rande der Sahara, weshalb die Wüste sich jährlich um 2km nach Norden ausdehnt und immer mehr Siedlungsgebiet vernichtet. Wenn wir durch die trockene, ausgedörrte Gegend fahren, die dennoch eine eigene Schönheit besitzt, überkommt uns ein beklemmendes Gefühl bei dem Gedanken, dass diese schon sehr bald nicht mehr bewohnbar sein wird.

Wir machen außerplanmäßig Quartier in einem Kashbahotel in Quarzazate auf halben Weg nach Marrakesch. Zu erschöpft, um weiter fahren zu wollen, folgen wir einer Empfehlung aus dem Reiseführer und werden nicht enttäuscht. In diesem sehr sympathisch geführten Riad erleben wir unseren ersten orientalischen Hammam-Besuch. Nach einem herrlichen Frühstück auf der Sonnenterrasse gibt uns der französische Eigentümer noch ein paar Tipps für die Weiterfahrt. Dem folgend machen wir einen Abstecher in ein Nebental der Route und genießen weitere wunderbare Eindrücke von diesem Land. Wir sind froh über die Erlebnisse der letzten Tage und verbringen die letzte Nacht der Tour im Atlantikhafenort Essaouira. Nach den sehr warmen Tagen im Landesinneren werden wir überrascht von den kalten und wolkigen Bedingungen hier an der Küste. Das uns schon von Daniel und anderen empfohlene Essaouira gefällt uns auf Anhieb sehr gut. Doch sind wir so voll von unterschiedlichsten Eindrücken der letzten Zeit, dass wir wenig Energie aufbringen, die Stadt genauer zu erkunden. Entlang der Küste mit herrlichen Stränden, Surfer-Hotspots und Ziegen, die auf Bäume klettern fahren wir zurück nach Agadir. Zufrieden und erschöpft geben wir das Auto nach 1700 gefahrenen Kilometern ab und freuen uns, am nächsten Tag mit Avalon wieder hinaus auf See gehen zu können. Da im weiteren Verlauf der Woche der Wind auf See immer mehr zunehmen soll, entscheiden wir möglichst bald aufzubrechen, damit die sich aufbauende Welle nicht zu hoch wird. Erst nach 14 Uhr haben wir alle bürokratischen Hindernisse überwunden und es heißt: Leinen los und Goodbye Marokko. Es wird lange dauern, bis wir alles Erlebte verarbeitet haben. Aber schon jetzt wissen wir, dass dies nicht unsere erste Wahl als Urlaubsland ist, wohl aber ein absolut interessantes Land mit tollen Menschen, herrlichen Landschaften und einer faszinierenden Ausstrahlung. Wir sind froh, die Entscheidung für einen längeren Aufenthalt hier getroffen zu haben.

Nun aber folgen 230 Sm mit 2 Nächten auf dem Atlantik bis zur Ankunft auf Lanzarote…..

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