Der angekündigte Motorspezialist ist zwar sehr nett und sehr reinlich, da er unsere mit Öl vollgespritzte Motorbilge säubert, allerdings wenig erfolgreich. Die Diagnose von ihm, der Turbo würde festsitzen, kenne ich schon selber. Die Lösung des Problems wird wohl der Austausch des Turbos sein, was 2020 schon einmal vorgeschlagen wurde und vom Motorhersteller Volvo Penta als Kulanzaktion unter Stellung der Teile auch mitgetragen werden sollte.
Dies wurde von mir allerdings nicht durchgeführt, da wir ein Jahr zuvor schon einmal den Turbo haben wechseln lassen. Ich bin der Meinung, dass ein ständiger Austausch dieses Teils das eigentliche Problem nicht löst. Um nun weiter zu kommen und den für diesen Sommer geplanten Törn durchführen zu können, muss der Austauschturbo her. Die Genehmigung von Volvo Penta soll dafür eingeholt werden, also heißt es nun : warten!!
Die Zwischenzeit an Bord gestalten wir uns so gut es geht. Viele liegen gebliebene Dinge werden erledigt. So kann ich die Verbindung Laptop zur Kurzwellenfunkanlage wiederbeleben und mich in dessen Gebrauch etwas schulen. Wir frischen unsere vergessenen Spanischkenntnisse etwas auf und hoffen in der nächsten Zeit größere Fortschritte zu erzielen. Auch finde ich Gelegenheit, mich erstmalig mit meinem Sextanten auseinander zu setzen, wird ja auch Zeit, nachdem er schon 6 Jahre auf dem Boot in der Ecke liegt. Ich „schieße“ meine erste Sonne und stelle Berechnungen zur Positionsbestimmung an. Sehr mühselig am Anfang, es soll mit mehr Übung dann aber später flutschen verspricht die Lektüre. Für 2 Tage mieten wir ein Auto. Damit machen wir Erledigungen, unter anderem einen Großeinkauf, damit wir die geplante größere Passage auch überleben. Unsere Bestände waren inzwischen etwas geschrumpft. Auch fahren wir in den Inselnorden zwecks einer Wanderung, die uns der Kellner in unserem Lieblingslokal empfohlen hat. Von La Zarza aus marschieren wir durch einen Barranco (Schlucht) bergab. Es geht zum Teil recht steil zu, allerdings im dichten Blätterwald, deshalb ist es angenehm kühl. Die wirklich schöne Tour soll ca. 4 Stunden dauern. Bei ca. 2/3 der halben Strecke bergab nutzen wir die einmalige Gelegenheit der Abkürzung, um auf den Weg zum Aufstieg zu gelangen. Diese Entscheidung war goldrichtig, denn auch so sind wir nach etwa 3 Stunden Gesamtwanderung erschöpft genug. Man muss es ja auch nicht gleich übertreiben. Für mich ist das ein Zeichen, nun auch mal meine neuen Laufschuhe raus zu holen. Fortan laufe ich morgens oder abends hin und wieder die kurze Strecke von der Marina zum Dorf und zurück. Die erste sportliche Betätigung seit vielen Jahren tut schon etwas weh…. Apropos weh tun! Der Strand vor dem Dorf besteht aus Lavasand und ist schwarz. Barfuß zum Wasser gehen fällt daher aus. Von der Sonne heizt sich der Strand derart auf, dass man Verbrennungen an den Fußsohlen erleidet. Damit nicht genug. Wir wollen uns für eine Abkühlung nur mal kurz ins Wasser stellen und behalten unsere Sonnenbrillen auf. Eine große brechende Welle haut uns beide von den Beinen mit der Folge, dass wir Abschürfungen an Händen und Knien haben und, dass Steffi´s optische Sonnenbrille auf nimmer Wiedersehen in den Fluten verschwindet. Als wir dann später auch noch äußerst giftige Quallen am Strand finden, ist unsere Freude am Baden vollends vorbei. Diese sogenannten Portugiesischen Galeeren sind nicht groß, haben dafür aber viele Meter lange Tentakel mit vielen sehr gefährlichen Giftdrüsen, die auch für Menschen unter Umständen tödlich sein können.
An 5 Tagen der Woche hat unser Lieblingslokal 70m Luftlinie von uns geöffnet. Ab Mittag, falls Nordwind herrscht, weht eine unwiderstehliche Knoblauchduftwolke zu unserem Boot und lässt uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. 2-3 mal die Woche sitzen wir dann im Lokal und speisen die herrlichsten Fische und Meeresfrüchte. Mit Kellner, Chef und Köchinnen haben wir inzwischen ein sehr herzliches Verhältnis. Auch lernen wir immer mehr nette Segler kennen, die meisten sind Deutsche. Auch unsere neuen Nachbarn sind Münchener. Ihr 55 Fuß Katamaran passt von der Breite so gerade eben in die Doppelbox neben uns und ragt einige Meter über den Steg hinaus. Peter und Irene sind seit 1 Jahr mit ihrer neuen Outremer unterwegs und wollen um die Erde reisen. Peter´s 70ten Geburtstag feiern wir einen Tag vor unserer Abreise und wir beschließen in Kontakt zu bleiben, da man sich ja vielleicht drüben wiedersehen kann.
Aus der Reparatur des Turbo ist nichts geworden. Nach 2 Wochen hat sich endlich Volvo Penta gemeldet mit einer Absage auf unsere Anfrage. Seltsam, dass sie das alte Angebot nun zurück nehmen. Auch der hiesige Servicebetrieb kommt aus Zeitmangel nicht zu Potte. Daher beschließen wir unsere diesjährigen Pläne zu den Akten zu legen und uns auf den Weg zurück nach Lanzarote zu machen. Da wir den kaputten Motor nur äußerst sparsam einsetzen dürfen, muss ein seltenes Wetterfenster her, dass eine Passage unter Segel gegen die vorherrschende Windrichtung erlaubt. Mittwoch früh soll es los gehen…