Feb

28

Erst einige Tage später schaffen wir es endlich einzuklarieren. In einem winzigen Café steht ein Computer des Zoll´s, an dem wir eine Seite voll Daten eingeben, diese vor Ort ausdrucken können und vom Cafébetreiber gegenzeichnen lassen. 3€ und das war´s. So einfach geht das in der EU. Danach fahren wir weiter in die Anse Noir. Nadja hatte uns diese Bucht empfohlen. Hier beobachten wir einige Schildkröten und viele bunte Fische. Auch die Pelikane sehen die Fische und im Sturzflug gehen sie auf Jagd.

Steffi hat sich mit einer Schildkröte angefreundet und begleitet sie einige hundert Meter auf ihrem Weg zu anderen Orten, wo sie die Unterwassergraswiesen aberntet. Dabei darf Steffi sie häufig berühren, die Schildkröte kommt deswegen öfter an die Wasseroberfläche.

Nur wenige Seemeilen nördlich liegt die Hauptstadt von Martinique, Fort de France. Hier wollen wir ordentlich einkaufen und uns den Karneval ansehen. Nur unter Vorsegel geht es hoch am Wind mit über 6 kn Speed über die Bucht. Direkt unterhalb der Festung soll man geschützt ankern können. Allerdings ist das Ankerfeld schon recht voll. Deshalb fällt unser Anker am Rande etwas außerhalb des betonten Areals. Alle, die noch weiter außerhalb des Bereichs ankern, werden von den ständig ein- und auslaufenden Fähren mit Gehupe verjagt. Wir dürfen bleiben.

An diesem Tag im Karneval geht es häufig um den Geschlechtertausch. Insbesondere die männlichen Teilnehmen stecken in den abenteuerlichsten Frauengewändern. Es scheint den Herren der Schöpfung aber mächtig zu gefallen. Wir stehen stundenlang an den Straßen und genießen die an uns vorbeiziehenden Gruppen. Jeder kann teilnehmen und sich in die Kolonne einreihen. Auch Kindergruppen sind dabei. Meistens werden die Gruppen von Trommel- und Percussionbands begleitet.

Zum Abschluss gönnen wir uns ein paar Crepes.

Die letzte Station auf Martinique ist für uns St. Pierre, wo wir auch wieder ausklarieren. Die ehemalige Hauptstadt der Insel liegt unterhalb des Vulkan Mont Pelee. Dieser brach 1902 aus wobei die Bevölkerung der Stadt bis auf einen einzigen komplett getötet wurden. Die Behörden hatten damals mittels Miltär verhindert, dass die Menschen flüchteten aus Angst vor einer Panik und weil sie nicht von einer akuten Gefahr ausgingen. Über 30000 Menschen mussten diesen Irrtum mit dem Leben bezahlen. 

Der Karneval hier ist sehr überschaubar und reizt uns nicht zum Verweilen.

Nun geht es hinüber zur Insel Dominica. Nach der letzten Landabdeckung von Martinique geht es am Wind, bei 2,5m konfuser Welle, auf nördlichen Kurs. Die für Steffi ohnehin nicht optimale Fahrt verliert spätestens beim Aufbriesen während eines größeren Squalls ihren Reiz. Wir müssen Reffen und eine halbe Stunde lang Wind und Welle abwettern. Danach geht es bis zur Abdeckung von Dominica normal weiter. Roseau, die Hauptstadt erreichen wir vor dem Dunkelwerden. Wir erhalten eine Muringboje und lassen uns für den morgigen Tag eine Exkursion organisieren. Das Angebot des Boatboy´s Desmond, uns an Land zu bringen, um den letzten Tag Karneval auf Dominica zu feiern, lehen wir dankend ab. Desmond wäre bei der Wahl zum bekifftesten Boatboy der Karibik sicher unter den führenden.

Am nächsten Morgen holt er uns aber pünktlich ab und stellt uns Jones als Fahrer für den Tag vor. Jones ist knapp 60 Jahre alt und Taxifahrer. Sehr nett und kompetent erklärt er uns viel über die Insel und vor allem die vielen Pflanzen und Früchte. Immer wieder hält er an, um uns was zu zeigen oder etwas zu pflücken, was wir riechen und anfassen können.

Die Tour führt uns zuerst zur Einklarierung, danach zum Emerald Pool, einem kleinen See, der von einem Wasserfall gespeist wird. Wieder zurück in Roseau fährt Jones mit uns durch die engen Gassen der Stadt, welche aber die Hauptverkehrsstraßen sind. Somit kann ich bei der größten Bank der Stadt am Automaten mich mit East Carribian Dollar eindecken. Lunch wird auf dem Weg zu den Trafalgar Falls in einem idyllisch gelegenen Restaurant gegessen. Von der Terasse aus kann man häufig in größerer Entfernung die Wappenvögel Dominicas die Sisserou- Papagei sehen. Der Mutter-Wasserfall und der Vater-Wasserfall bilden zusammen die Trafalgar Falls. Einige hundert Meter voneinander entfernt stürzen dort beeindruckende Wassermassen seit Jahrhunderten in die Tiefe. Auf Dominica gibt es das meiste Süßwasser der Karibik. Im hohen Zentralgebirge regnen sich die Wolken des Passatwindes ab und über mehr als 350 Bäche und Flüsse findet das Wasser seinen Weg ins Meer. Dies ist auch der Grund für das üppige Wachstum auf der Insel. Hurrican Maria hat 2017 immense Schäden auf Dominica angerichtet und sämtliche Blätter von den Bäumen geweht. Inzwischen hat die Natur alles wieder grün gemacht und von den Schäden ist nicht mehr so viel zu sehen.

Ein Badeerlebnis hat uns besonders gefallen. Die Titou Gorge war ein Drehort für den Film Pirates of the Carribean II. Hier geht man in einer ganz engen Schlucht ins Wasser und schwimmt in eine Art Tunnel mit steilen grün schimmernden Felswänden. Am Ende wartet ein kleiner Wasserfall. Ein aufregendes Erlebnis.

Wir danken Jones für die wirklich interessante und lustige Tour. Der nächste Tag bringt uns zuerst in die Badebucht von Mero. Nachmittags fahren wir dann weiter bis nach Portsmouth, den nördlichsten Hafen Dominca´s. Hier machen wir mit dem Boatboy Bonto aus, dass er früh morgens um 7 Uhr zur Avalon kommt und uns dann in den Indian River rudert. Dieser Fluss ist ein Naturgebiet und Verbrennungsmotoren sind wegen der Lautstärke dort verboten. Am frühen Morgen ist die Chance auf viele Sichtungen von Vögeln, Fischen und anderen Tieren am größten. Auch der Besuch eines weiteren Drehortes aus dem Film steht auf dem Programm. Das Baumhaus von Calypso steht auf Stelzen im Mangrovenwald und ist inzwischen von einem Fischer bewohnt. Flußkrebse, einige Vögel aber auch einen Leguan sowie viele Fische im Fluß sind zu bestaunen. Am beeindruckendsten sind aber die Mangroven und die restliche Pflanzen, Blumen und Bäume, die einen dichten Urwald bilden.

Noch am selben Tag machen wir uns auf den Weg Richtung Guadeloupe. Tagesziel sind die Inseln Le Saintes, ein Archipel südlich der Hauptinsel und französisches Staatsgebiet wie schon Martinique. Unser Anker fällt im Norden der westlichen Insel Terre du Bas. Hier brüten viele Pelikane und veranstalten ein lautes Spektakel, wenn die jungen Vögel von den Eltern gefüttert werden. Am nächsten Morgen tauchen wir und sehen viele Schildkröten auf den Unterwasserwiesen, auch einige junge. Gegen Mittag verholen wir zur größeren östlichen Nachbarinsel Terre du Haut in die Anse de Bourg. Das Bojenfeld dort ist voll belegt. Deshalb ankern wir trotz Verbotes wie viele andere abseits der Muringbojen.

Der Ort ist sehr hübsch, der Strand soll einer der schönsten überhaupt sein, das auf einem nahen Berg befindliche Fort ist nachmittags geschlossen. Der Weg hoch zur Festung ist aber nicht ganz umsonst, da uns die tolle Aussicht entschädigt. Wie schon auf Martinique kommen wir wieder zur falschen Zeit auf die Idee, etwas zu essen. Zwischen 15h und 19h findet man auf den französischen Inseln nichts zu Essen. Da bleibt uns ja auch wirklich nichts anderes übrig, als die Zeit mit ein paar Cocktails zu vertreiben.

Für die 23 Sm bis nach Pointe de Pitre, der Hauptstadt auf Guadeloupe und unserem Zielhafen brauchen wir tags darauf fast 30 Sm, da der Wind leicht von vorne kommt und wir kreuzen müssen. Bei 8-13kn Wind ist das allerdings kein Problem und Avalon kann ihre Stärken ausspielen. Sie geht gut am Wind und ist auch richtig flott dabei.

Bei der Ankunft werden wir auch gleich von Klaus und Nadja begrüßt. Abends essen wir gemeinsam mit den beiden sowie mit Roland und Silke von der SY Fortuna, die auch heute angekommen sind. Es gibt viel über die Atlantiküberquerungen der einzelnen Boote zu berichten. In 2 Wochen, wenn wir wieder alle zusammen sind soll es eine Fortsetzung geben. Die 2 von der Fortuna fliegen für 2 Wochen nach Hause. Auch wir besteigen den Flieger für einen Kurzbesuch auf Barbados. Dort haben wir einen Interviewtermin bei der US amerikanischen Botschaft und hoffen dann unsere Visa für den Aufenthalt in den USA zu bekommen.

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