Mrz

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Mit etwas Verspätung kommen wir in Bridgetown an. Dem Taxifahrer geben wir eine ganze Liste von Wünschen auf, die zu erledigen wären. Er fährt uns zu einem Einkaufszentrum, wo wir alles kriegen sollen. Geldautomat, Friseur, Fotograf wegen Passbildern für die Visa, Klamottenladen, SIM-karte für Internetempfang; das sind die einzelnen Stationen.

Mein Besuch beim Frisör ist ein Reinfall. Ich zeige ihm zuvor ein Foto, wie das Endergebnis in etwa aussehen sollte und schon legt er los. Er kann wohl mit der Schermaschine umgehen aber vom Frisörhandwerk hat er keine Ahnung. Als er, nachdem die Seiten und hinten schon recht kurz gestutzt sind, fragt ob denn oben überhaupt gekürzt werden soll, hätte ich gewarnt sein sollen. Ich gebe ihm aber mit meinen Fingern die ungefähre Wunschlänge der Haare an. Darauf geht er mit der gleichen Inbrunst wie schon bei den Seiten mit der Maschine auf meinen langen Haarschopf los. Ähnlich müssen sich die Schafe in Neuseeland bei ihrer Schur fühlen. Kurz darauf hält er mir den Spiegel hin und fragt ob es so gut sei oder noch mehr. Erschrocken halte ich ihn zurück, möchte aber, dass er einige noch sehr lange Strähnen kürzt. Was er dann macht ist etwas anderes. Mit der Schere schneidet er die Haare an meinem Wirbel soweit runter, dass ich als Bruder Tack bei der Verfilmung von Robin Hood mitmachen könnte. Ich stoppe ihn und fluchtartig verlassen wir den Laden. Mal sehen wer da noch etwas retten kann….

Bei unserer Unterkunft angekommen werden wir von einem netten Angestellten eingeladen, uns zu einem entfernteren Supermarkt zu fahren. Der in der Nähe wäre viel zu teuer. Er wartet die ganze Zeit auf uns und fährt uns auch wieder zurück. Wirklich äußerst freundlich von ihm.

Der Versuch eine organisierte Inselrundfahrt zu buchen ist anfangs nicht von Erfolg gekrönt, weil die interessanten Touren Mittwochs stattfinden, wir aber an dem Tag zur US-Botschaft müssen. Deshalb buchen wir für Dienstag eine U-Boot fahrt und wollen Donnerstag mit einem Taxifahrer unter Berechnung auf Stundenbasis die Insel erkunden.

Am ersten Tag besuchen wir noch die nahen Sandstrände und sind begeistert von dem feinen Sand und dem klaren Wasser. Ideal für einen reinen Strandurlaub.

Abends fallen wir früh ins Bett. Die Fahrt mit dem U-Boot dauert ca. 40 Minuten und geht bis auf fast 50m Tiefe. Ein vorgelagertes Riff, sowie ein Schiffswrack werden angesteuert. Viele bunte Fische sind dort. Auch können wir alle möglichen Arten von Korallen und Schwämmen bewundern.

Im Anschluss gehen wir nach Bridgetown und bummeln dort durch die Hauptstadt. Für die Heimfahrt nutzen wir die hier üblichen Kleinbusse. Wir lassen uns erklären, welches dieser, in der Regel überfüllten Vehikel wir nehmen müssen. Auf ein Handzeichen hält der Fahrer an und der Begleiter organisiert, wie jeder irgendwie Platz findet. Eigentlich ist das Fahrzeug ein fahrender Lautsprecher. Hämmernde Beats sind sein Antriebsaggregat. Dem fast 70jährigen Mitfahrer neben uns scheint es sehr zu gefallen, denn er wippt und schnippt die ganze Zeit mit. Es ist schon ein Erlebnis und günstig noch obendrein. Irgendwann möchte der Begleiter den generellen Betrag von 1,70€ pro Person haben. Den gibt man dem Vordermann, welcher ihn dann weiterreicht. Man muss sich bemerkbar machen, wenn man aussteigen möchte. Er stoppt, die Tür wird aufgeschoben, die Mitfahrer platzieren sich neu und schon geht die Fahrt weiter.

Am nächsten Tag bringt uns ein Taxi zur US-Botschaft. Eine langwierige Prozedur nimmt ihren Anfang. Nach fast 3 Stunden sind wir wieder draußen. Das eigentliche Interview hat nur 5 Minuten für uns beide gedauert und kann nicht wirklich informativ für die nette Beamtin gewesen sein. Fingerabdrücke wurden uns außerdem noch abgenommen. Egal, wir bekommen unsere Visa und das ist das Ziel der Übung gewesen. Zur Belohnung gibt es noch etwas Shopping in der Stadt und danach wieder unsere geliebte Heimfahrt mit dem Kleinbus. Heute ist der Fahrer eher auf alte US-Schnulzen von Neil Diamond und ähnlichen gepolt. Auch die Dezibelhöhe ist verträglicher.

Zur Inselrundfahrt am Donnerstag holt uns Roger ab. Den Kontakt zu ihm hat eine Hotelangestellte über das Internet hergestellt. Roger erweist sich für uns als Glücksgriff, wenn auch etwas teuer. Er ist absolut freundlich, sehr sympatisch und mit einem guten Humor ausgestattet. So verbringen wir mit ihm einen überaus interessanten und kurzweiligen Tag. Er lässt uns Kokosnüsse schmecken und organisiert alle möglichen Essensspezialitäten von Barbados: Fishcakes, Makkaronipie, Rice and Pees, Mahi Mahi, Flying Fish uvm. Mit viel Erklärungen fährt er mit uns über die Insel, so z.B. zum Geburtsort und dem aktuellen Wohnsitz von Rihanna, zum Exklusiv-Resort Sandy Lane, durch Zuckerrohrplantagen, zur Harrison´s Cave, in ein Wildlife Resort, zu den wilden Stränden an der Ostküste beim Bathsheba´s Beach, zum Gun Hill und einiges mehr. Der Besuch der Tropfsteinhöhle Harrison´s Cave war unser Wunsch. Den hohen Eintrittspreis war es aber nicht wirklich wert. Roger hatte so etwas vorher schon vermutet aber aus Anstand nichts gesagt. Dafür war sein Vorschlag mit dem Wildlife Resort ein sehr guter Tip. Dort gibt es wild lebende Affen, die hier an den Menschen gewöhnt sind. Es ist untersagt diese Green Monkeys mit etwas anderem als dem vom Ranger ausgehändigtem Affenfutter zu füttern. Roger hat allerdings eine Banane extra zu diesem Zweck dabei und wir schmuggeln sie in meinem Rucksack herein. Der Ranger kennt Roger, weiß anscheinend bescheid und drückt wohl ein Auge zu. Eine Affenmutter mit ihrem Jungen weicht uns ab diesem Moment nicht mehr von der Seite. Ich habe schon etliche schlimme Storys über die Aggressivität von Affen gehört und bin vorsichtig. Roger versichert uns aber, dass diese hier nicht so sind. Obwohl total fokussiert auf die Banane, sind sie äußerst behutsam beim Versuch etwas davon zu bekommen. Bei einer abgelegenen Sitzbank wird ihr Betteln mit der Fütterung der Banane belohnt. Für alle Anwesenden ist es der größte Spaß, als ein Affe hinter Steffi herläuft und ihr von hinten die Tüte mit Affenfutter entwendet. Niemand rechnet damit, dass Steffi sich das nicht bieten lassen will und entschlossen die Verfolgung aufnimmt. Der Affe scheint ein schlechtes Gewissen zu haben und lässt sich seine Beute widerstandslos abnehmen zum großen Erstaunen der Fachleute.

Am nächsten Tag bringt uns Roger noch zum Flughafen. Ihm scheint die Zeit mit uns auch gut gefallen zu haben. Stunden später erkundigt er sich noch, ob Steffi sich vom Abend zuvor erholt hat. Es war ihr wohl anzumerken, dass es nicht bei der gemeinsamen Flasche Wein zum Dinner geblieben ist. Danach sind wir tatsächlich noch auf ein paar Rumpunsch in ein Lokal gegangen, wo eine recht gute Sängerin bekannte Lieder sang.

Unser Abflug verspätet sich um 5 Stunden, da wohl die Landebahn auf Martinique gesperrt war. Abends um 19.30h sind wir wieder auf Avalon. Am nächsten Morgen erfahren wir, dass wir nicht länger in der Marina verlängern dürfen. Nach dem Einkauf geht es deshalb 1 Sm entfernt an eine Boje. Hier werden wir wohl solange bleiben, bis wir unsere Pässe wieder zurück haben, die wir zwecks Visa-Stempelung wieder nach Barbados schicken müssen. Mal schauen wie lange das dauert. Wir haben allerdings auch jede Menge zu tun und vorzubereiten. Auch können wir jetzt endlich planen, wie wir die nächsten Monate verbringen wollen.

 

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