Apr

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Das Schnorcheln im Marinepark ist ein tolles Erlebnis. Viele bunte Fische um uns herum und unter uns. Dazu wunderschöne Pflanzen und Korallen. Einen Barracuda können wir erblicken, sonst ist kein Großfisch zu sehen, was Steffi gar nicht schade findet. Aber das wird sicher noch passieren bei den nächsten Tauchspots. Wir tingeln aber zunächst weiter nach Deshais, dem letzten Stop auf Guadeloupe. Um 8 Uhr morgens heißt es dann Anker auf für den Schlag nach Antigua.

Auf den knapp 50 sm bis zu unserem Ziel English Harbour werden wir am Wind segeln und eine moderate Welle von 2m von schräg vorn haben. Anfänglich haben wir das Groß stark gerefft, was bei nur 12-14kn Wind dazu führt, dass Avalon sich in den Wellen feststampft. Ich kann Steffi überreden doch auszureffen, auch wenn der Wind zwischenzeitlich etwas auffrischt. Doch nun kommen wir viel flotter und auch schaukelfreier voran.

Die Bürozeiten für die Einklarierung in English Harbour gehen bis 16.30h. Im Grunde sind wir früh genug im Ankerfeld, doch greifen unser und der Anker von Carpe Diem erst beim wiederholten Versuch. Deshalb verschieben wir den Gang zum Zoll auf den morgigen Tag und müssen notgedrungen an Bord bleiben. Nach der gemeinsamen Einklarierung verlassen Klaus und Nadja die Bucht, da ihr Liegeplatz zu unsicher ist. Sie fahren in die Nachbarbucht Falmouth Harbour. Beide Buchten sind nur durch eine schmale Landzunge getrennt. Hier liegt auch der berühmte Nelson´s Dockyard. Diese Gebäudeansammlung ist hübsch restauriert und vermittelt einem einen Eindruck von der Zeit als die Engländer diese Insel mit ihren tiefen, geschützten Buchten als Flottenstützpunkt nutzten, von wo aus sie die gesamte Karibik dominierten. Der berühmte Lord Nelson war eine Zeit lang hier Kommandeur über die britische Karibikflotte.

Langsam häufen sich allerdings die technischen Probleme auf unseren beiden Booten. Klaus klagt über den Ausfall seiner Windmessanzeigen und einem heftigen Geräusch an der Ruderanlage. Bei uns läuft die Ankerwinsch nur noch langsamer als vorher. Vor 2 Jahren haben wir eine neue eingebaut und diese mit Konservierungsspray eingesprüht und zudem in eine Plastiktüte eingewickelt, um der Korrosion durch ständige salzhaltige Luft entgegen zu wirken. Die Tüte hat sich inzwischen mit Wasser etwas gefüllt, was natürlich gegensätzlich zu unserer Intention steht. Der Motor der Winsch ist aber noch nicht korrodiert, weshalb wir nicht davon ausgehen, dass dies die Ursache des Problems ist. Unsere Probleme werden wir nicht auf Antigua lösen.

Lieber wollen wir mit einem Mietwagen 2 Tage lang die Insel erkunden. Tags zuvor lernen wir Karen und Jan auf einem Nachbarboot kennen. Karen stammt aus Ganderkese und lebt mit Jan in Kiel. Beide machen regelmäßig Urlaub in der Karibik und haben sich dafür ein geräumiges Motorboot gekauft. Spontan gehen wir mit in die Strandbar und haben eine witzige und angenehme Unterhaltung. Sie kennen sich total gut aus auf Antigua und den anderen Inseln dieser Region. Sie können uns so einige gute Tipps geben, so auch den, heute Abend doch hoch nach Shirley Heights zu gehen, da Donnerstags die Party da oben viel netter ist als Sonntags, wenn viel zu viele Leute da sind. Also holen wir Nadja und Klaus mit dem Dinghi ab und fahren zum Strand. Von hier geht es eine halbe Stunde lang durch den Busch, über Stock und Stein den steilen Hügel hinauf, immer dem Klang der Steelband folgend, die oben schon für gute Stimmung sorgt. Wir kommen quasi durch den Garten auf das Gelände und brauchen daher auch keinen Eintritt bezahlen. Unser Marsch wird mit dem herrlichen Blick auf unsere Ankerbucht, auf English Harbour, auf die angrenzende Falmouth Bay und auf weite Gebiete der Insel belohnt. Beim Sonnenuntergang ist dies mit Recht ein vielbesuchter Ort und im Ambiente einer alten Festungsanlage lässt sich bei karibischer Livemusik sehr gut feiern. Wir genießen das tolle Barbeque und das eine oder andere Getränk und sind nach einem wirklich lustigen Abend der Meinung die Strecke runter nicht zu Fuß bewältigen zu wollen. 40 US Dollar nimmt uns der Fahrer der Lautsprecherbox auf 4 Rädern dann ab. Billiger wird es sicher nicht auf unserem weiteren Weg Richtung USA.

Mit etwas Nachwehen am nächsten Morgen ist der Linksverkehr auf Antigua dann eine kleine Herausforderung für mich. Mit unserem SUV geht es zunächst an der Westküste der Insel entlang. Des öfteren hilft ein kleiner Zwischenruf meiner Beifahrer mich zu erinnern, dass doch die linke Straßenseite der richtige Ort bei Gegenverkehr ist. Dies ist gar nicht so einfach, denn unzählige Male muss ich die Straßenseite wechseln um abgrundtiefen Schlaglöchern auszuweichen. Wir sind heilfroh, ein robustes Auto unter dem Hintern zu haben, denn allen Hindernissen auf den Straßen vermag ich nicht auszuweichen und es scheppert öfter doch sehr bedenklich.

Wir kommen an den schönsten und weißesten Buchten vorbei die wir je gesehen haben. St Johns, die Hauptstadt der Insel ist keine Schönheit. Wir sind froh, nicht zu Fuß sondern aus dem Auto heraus uns dieses enge Gewirr der Straßen anzuschauen. Da wir Hunger haben suchen wir uns ein eher touristisches Lokal aus (alles andere sieht wenig einladend aus). Mit Glück finden wir eine kleine Lücke zwischen parkenden Autos. Lange müssen wir auf unser Essen warten und sind beim Wegfahren perplex ein Knöllchen an der Windschutzscheibe zu finden. Wir sind uns keines Vergehens bewusst, sollen aber 150 EC Dollar (ca 60€) bezahlen.

Am nächsten Tag führt uns der Weg an der Ostküste entlang. Die Buchten hier sind infolge des relativ starken Ostwindes und der überall angeschwemmten Braunalgen für die beabsichtigten Badestops nicht geeignet. Wir fahren hoch zur Devil´s Bridge, einer vom Meer unterspülten natürlichen Steinbrücke. Danach zieht es uns dann doch wieder zu den tollen Stränden im Westen der Insel. Wir verbringen dort einen chilligen Nachmittag mit Sonnenbaden und Plantschen am weißen Sandstrand. Zum Abendessen treffen wir uns dann in einem Lokal in English Harbour. Für die 2 von Carpe Diem, wie für uns ist das ein ähnlicher Weg mit dem Dinghi, nur aus unterschiedlichen Buchten. Es wird ein tolles Dinner mit Aperitif, Wein, Surf & Turf usw. Danach wagen wir uns noch in eine Tanzbar. Alter schützt vor Torheit nicht. Auch wenn wir nicht ganz zu dem Altersschnitt passen, haben wir einen schönen Abend.

Den nächsten Tag kurieren wir uns auf Avalon. Immer wieder kommen die tollsten Segelschiffe in den Hafen. In einigen Tagen soll die Antigua Regatta Woche starten. Auch für klassische Schiffe wird ein Rennen veranstaltet und wir sehen hier sicherlich einige der teilnehmenden Segler. Ebenfalls ist momentan der English Harbour Zielhafen für das Talisker Rowing Race. 2-Mann Ruderboote sind vor Wochen auf Gomera (kanarische Inseln) gestartet und die ersten von ihnen kommen nun 31 Tage später hier an. Nachts werden wir von lauten Sirenen und Hörnern der großen Schiffe wach, als sie das als zweite einlaufende Ruderboot im Hafen begrüßen. Die 3. werden 2 Tage später erwartet. Andere Boote kommen erst Wochen später an.

Klaus bekommt mein Windhandmeßgerät geliehen damit sie unterwegs selbst die Windstärke beurteilen können. Wir versorgen sie natürlich per Funk auch mit Informationen. Um 8 Uhr ist wieder Aufbruch. Aber schon bald meldet sich Klaus und möchte wieder zurück, da das Geräusch vom Ruder immer lauter wird und er sich sorgt. Wir laufen allerdings nicht zurück sondern in die Bucht vor Jolly Harbour, wo auch einige Werkstätten sind. Carpe Diem fährt in die Marina, während wir draußen vor Anker warten. Die Aussagen der Handwerker Klaus gegenüber überzeugen ihn nicht. Um nicht viele Wochen hier warten zu müssen möchte er die notwendigen Arbeiten auf St. Marten machen lassen. Wir verholen am nächsten Tag eine Bucht weiter nördlich in die Deep Bay. Von hier aus sind es nur noch 28Sm bis Barbuda. Eigentlich eine kurze Strecke, wenn die Wettervorhersagen besser wären. Es ist eine Welle von über 2m angesagt bei Wind aus ENE (Ost-Nordost). Da wir den Kurs NNE anliegen haben, müssen wir hart an den Wind, was nicht nur Steffi mißfällt. Zudem soll der Wind ab Freitag nochmals zulegen und die Ankermöglichkeiten südlich Barbuda sind nicht optimal wenn man dem Törnführer glaubt. Eine andere Möglichkeit wäre direkt nach St. Barth abzulaufen auf Raumschotkurs. Allerdings wären das über 70 sm und wir müssen vorher noch irgendwo ausklarieren. Lassen wir uns überraschen, wie die Entscheidung morgen ausfällt.

 

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