Nov

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Bevor wir wieder Florida erreichen, durchfahren wir bei Mobile noch für ein paar Meilen ein kleines Stück von Alabama, dem 33ten und letzten Bundesstaat unserer Rundreise. Vorbei an fast einsamen weißen Stränden an Florida´s Golfküste fahren wir nach Panama City Beach.

Hier haben wir ein Zimmer direkt am Strand und bleiben 3 Nächte. In der Saison wird es wohl recht voll hier. Momentan kann man am flachen Strand aber gut spazieren gehen ohne über Strandliegen zu stolpern. Wir genießen die „Freizeit“ ohne Programm an diesen regnerischen Tagen.

Die Gegend um Apalachicola ist wirklich schön und nicht so verbaut. Falls man mal auf die Idee kommt, nach Florida zu ziehen, wäre das wohl eine bevorzugte Adresse. Wir fahren allerdings nur durch, da wir auf dem Weg nach Jacksonville sind. Die Änderung auf unserem Tourplan ist dadurch begründet, dass wir immer mal ein Footballspiel live sehen wollten und der Spielplan für die nächsten Wochen diese Option als beste ausweist. In Jacksonville an der Atlantikküste waren wir schon, als wir die Rundreise begannen. Damals sind wir mit der Fähre von St.Augustin kommend über den St. John´s River nach Savannah gefahren, ohne Jacksonville besucht zu haben. So, wie wir jetzt feststellen können, haben wir auch nichts verpasst. Eine amerikanische Großstadt, wie viele andere.

Das Footballspiel ist eine Erlebnis, wenn auch einseitig da die Jacksonville Panthers die Tennessee Titans mit 34 zu 14 schlagen. Laut wird es, wenn die einheimischen Zuschauer der Aufforderung auf der Anzeige „Get louder“ folgen. Der Sitznachbar hinter uns ist nach einer halben Stunde aber glücklicherweise etwas heiser, sonst hätten wir uns Ohrstöpsel besorgt.

Bis zu unserem Hafen in Cape Canaveral ist es nun nur noch ein Katzensprung und wir schauen dort nach dem Rechten. Ein Tag zuvor ist das Paket mit dem neuen Bimini angekommen, welches wir von Josh und Marissa überreicht bekommen. Die reparierte Windanzeige holen wir ab, die Termine werden gemacht für Umlegen des Bootes in den „active yard“ der Marina, die Reparatur der Wellendichtung und das Kranen im neuen Jahr. Auch bestellen wir Coppercoat für die Ausbesserung unseres Antifoulings am Unterwasserschiff. Wenn das alles klappt, können wir kurz nach unserer Rückkehr Anfang Januar die Leinen losschmeißen und wieder auf´s Wasser und etwas chilliger durch die Welt reisen.

Auf der Fahrt zurück an die Golfküste machen wir Station bei dem Minivan-Händler in Orlando, den wir im Juni kennenlernten, um ihm unser Auto anzubieten. Wir erfahren, dass die Gebrauchtwagenpreise natürlich wieder mal ganz unten sind und er uns nur so und soviel bieten kann. Nicht sonderlich angetan von seinem Angebot beschließen wir, nach Abschluss der Rundreise das Auto online im Netz anzubieten und versuchen wollen, einen Privatkäufer zu finden.

In Tampa gehen wir zunächst in die Altstadt, die ehemals Zentrum des Zigarrenhandels außerhalb von Kuba war. An dem heutigen Feiertag ist hier gar nichts los. Deshalb fahren wir weiter zum Hafen von Saint Petersburg. Hier gibt es einen Anleger der weit hinaus in die Tampa-Bay geht. Ein großer Schwarm Papageien macht mächtig Radau in den Bäumen. In den Marinas liegen kleinere aber auch Segelboote, in der Größe Avalon´s. So richtig können wir uns noch nicht vorstellen, bald wieder auf dem Wasser zu sein.

Thanksgiving ist ein wichtiger Feiertag in den USA. Wir sind auf Treasur Island in einem Hotel am weitläufigen Strand. Auf unserem Spaziergang am Wasser kommen wir an vielen Strandvillen vorbei, in denen die Reichen den Festtag gemeinsam mit ihren Familien und Freunden verbringen. Bei etlichen Terrassen und Pools sieht man Unterspülungen, die augenscheinlich von den vergangenen Hurricans verursacht wurden. Auch so ein feudaler Besitz am Strand schützt vor Schaden nicht. Auf der langen Suche nach einem geöffneten Lokal werden wir schließlich in einer Hafenkneipe fündig. Billiardtische und Glücksspielautomaten lassen nicht darauf schließen, dass wir etwas zu essen bekommen. Wir sollen beim benachbarten Kiosk was bestellen, der würde was bringen und wir können das dann hier essen. Die reichhaltige Speisekarte ist heute allerdings außer Funktion. Es gibt nur das Thanksgiving-Menü „klein“ oder „groß“. Ich bestelle einmal „groß“. 10 Minuten später wird eine schwere Tüte mit einer Einwegverpackung darin gebracht. Skeptisch machen wir auf und probieren den Inhalt. Wir sind fast sprachlos, so gut schmeckt uns wirklich alles. Truthahnfleisch, Schweinefleisch, Kartoffelsalat, Knödelbrot und vieles andere mehr. Total satt und zufrieden gehen wir zum Hotel zurück.

Fort Myers, unser nächstes Ziel, hat auch nicht so ungemein viel nach unserem Geschmack zu bieten. Wir bummeln durch den River District und bestaunen die weihnachtliche Dekoration. Nach Weihnachten ist uns so gar nicht, insbesondere bei den hier herrschenden Temperaturen. Wir freuen uns da schon mehr auf den Ausflug in den Everglades Nationapark. In der Nähe von Everglade City buchen wir für einen stattlichen Preis eine Combo Tour bestehend aus Airboat Ride, Swamp Tour und Animal Show.

Das Airboat ist ein flachgängiges Alu-Boat für 15 Personen mit einem Flugzeugpropeller als Antrieb oberhalb der Wasseroberfläche. Mit an Bord ist eine Familie mit 2 nervigen kleinen Jungen. In Erwartung DAS Naturerlebnis erleben zu dürfen geht es los. Ohne die uns gereichten Ohrschützer ist das laute Spektakel nicht auszuhalten. Mit einem Höllenlärm fegt der Pilot mit uns über das Wasser und hält hier und da an, um uns einiges über seinen so tollen Beruf zu erzählen. Glücklicherweise macht er den Motor jedesmal dafür aus. Die Geräuschkulisse füllen die Jungs dafür dann aus. Außer 2 Alligatoren in unmittelbarer Nähe sehen wir nur Wasser, Schilf und Mangroven, die an uns vorbei flitzen. Seltsam empfinden wir die langen seitlichen Drifts des Bootes, welches mangels Tiefgang dem Wasser keinen Widerstand bietet. Schließlich sind wir froh wieder an Land und weg von diesem nervigen Lärm zu sein. Nur weg davon ist man das hier nie, denn überall hört man das Röhren der vielen umher flitzenden Airboats.

Der hochbeinige Buggy, mit dem wir durch den Swamp fahren, ist da schon gemütlicher. Auch der Fahrer, der uns einiges über das Revier und die Flora und Fauna erklärt, ist sehr angenehm. Doch auch diese Tour dauert nicht lange und wir begeben uns in den Bereich, für den der Ausdruck Zoo nicht zutreffend wäre. In mehreren Becken werden amerikanische Krokodile und Alligatoren sehr nüchtern und lieblos gehalten. Ihre überall in den nahen Tümpeln und Seen sichtbaren Artgenossen haben da ein zweifellos angenehmeres Dasein. Die Show beschränkt sich auf die Zurschaustellung eines großen 35 Jahre alten Alligators „Charly“, an dem demonstriert wird, wie dessen Maul funktioniert und wovor man Angst oder auch nicht haben muss.

Anschließend dürfen die Besucher noch Babyalligatoren in Händen halten und sich fotografieren lassen. Die ganze Tour kann man als interessant aber auch teuer bezeichnen. Letztendlich sind wir froh aus diesem omnipräsenten Krach wieder entlassen zu werden, um zu unserem Hotel auf Marco Island zu fahren.

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