Da wir unsere Swantje in Frankreich scheinbar nicht so gut verkaufen können und wir sie nicht noch einen Winter dort lassen wollen gab es nur zwei weitere Möglichkeiten. Entweder per Spedition zurück transportieren zu lassen oder aber sie selber zurück zu segeln. Eingehende, teure Angebote für den Transport überzeugten mich schnell davon, Swantjes gute Segeleigenschaften mal im Herbst zu testen. Eine Anfrage bei meinen Segelfreunden ergab ein erstaunlich großes Interesse und eine überaus positive Resonanz. Es sind scheinbar noch einige mehr so crazy wie ich diesen Ritt im November durch Biscaya, Ärmelkanal und Nordsee anzugehen. Nun gut, die Planung stand dann schnell und wir wollten in 2 Teams á 4 Mann das Boot im Laufe von 2 Wochen zurück segeln. Leider schieden dann doch aus gesundheitlichen und terminlichen Gründen einige Segler aus, weshalb sich die Planung dann auf 2 mal 3 Mann reduzierte.
Ich fuhr mit dem Zug voraus, um Swantje für die Fahrt vorzubereiten. Im Wasser lag sie schon als ich eintraf. Ordentlich lüften und mit der Standheizung ersteinmal Behaglichkeit herstellen war nun angesagt. Bis Michael und Roy eintreffen muss aber noch vieles erledigt werden. Das größte Problem bereitete mir das Getriebe. Nur mit Hilfe von 2 netten Engländern gelang es mir die festgerostete Schaltung wieder gangbar zu machen. Nach anderen Reparaturen und Besorgung von Proviant und Getränken, was ich noch erledigte standen meine 2 Mitsegler dann am frühen Morgen vor unserer Abfahr am Steg. Michaels Vater und dessen Freund haben die 2 und jede Menge Ausrüstung mit dem Auto hergebracht und fuhren nach dem Frühstück wieder zurück nach Deutschland. Dies war eine wirklich tolle Hilfe, denn ansonsten hätten wir den Autotransfer irgendwie organisieren müssen.
Das Schiff wurde noch ordentlich geschruppt. Schnell verging der letzte Tag in Rochefort und wir wollten früh zu Bett, denn am nächsten Morgen um 7 Uhr war das Schleusen geplant. Das Tor öffnet nur für ein paar Minuten, deshalb darf man dies nicht verschlafen. Wir verließen den Hafen zur verabredeten Zeit, machten aber hinter dem Hafentor am Fluss Charante noch einmal fest, da wir noch kein Tageslicht hatten. Ein ordentliches Frühstück und dann konnte es weiter gehen. Unglaublich, wir hatten herrliches Sonnenwetter und auch der Wind meinte es gut mit uns. Sobald wir den Fluss hinter uns gelassen hatten hissten wir die Segel und mit gemütlicher Fahrt ging es auf Raumschots gen Nordwesten.
Dennoch ist es nicht für alle immer einfach sich auf die von hinten kommende Welle auf dem Atlantik einzustellen. Auf diesem Kurs wird man ordentlich durchgeschaukelt und es wird einem flau im Magen. Für mich war es ein seltsames Gefühl alle die schönen Orte zu passieren, die wir ein Jahr zuvor lieben gelernt hatten. Damals hatten wir viel Zeit alles zu beschauen, nun fahren wir ohne Stop an ihnen vorbei. Ile de Ré, Les Sable, Ile de Yeu, Belle Ile, die Glenants, in 2 Tagen waren wir bis vor dem Cap du Raz. Da es nicht erstrebenswert ist bei „falscher“ Tide um dieses Cap in der Enge zwischen Ile de Sein und dem Festland zu fahren, entschlossen wir uns in St Evette einige Stunden der Nacht zu verbringen um bei passender Tide das Cap zu passieren. Schnell fanden wir ein Mooring, an der wir fest machten und Ruck zuck fielen alle in den Schlaf.