Sep

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Sarsala (12 von 12)  Bevor wir uns dann für dieses Jahr von Avalon und der Türkei verabschieden müssen, möchten wir noch ein paar Tage Segeln. Für das Wochenende wollen wir nochmals auf die andere Seite des Fethiye-Golfes und die eine oder andere kleine Bucht zwecks Baden und Ausspannen erkunden. Bei fast schon gewohntem „Segelwind“ von 15-20kn von schräg vorn geht es mit gerefften Segeln hinüber. Die Bucht Boynozbükü wird überall als eine der landschaftlich schönsten beschrieben und ist heute unser Ziel. Auch hier gibt es einen Steg vor einem Restaurant und die Bediensteten helfen beim Anlegen mit der Muring. Der Aufenthalt ist ganz angenehm und wir lernen einige nette Leute kennen.

Unter anderem auch ein älteres Ehepaar aus Bayern, die mit ihrer Halberg Rassy 37 schon seit über 30 Jahren im Mittelmeer und die meiste Zeit davon in der Türkei verbringen. Mit seinen über 80 Jahren ist Fritz noch erstaunlich fit und kann vieles aus seinem reichen Erfahrungsschatz zu diesem Revier an uns weitergeben.

Wie schon so oft auf unserer Reise werden wir wegen unseres schönen Schiffes angesprochen. Vielen ist die Marke Sunbeam als Qualitätsschiff ein Begriff, andere finden das Mittelcockpit gut und andere finden das Schiff einfach nur schön. Das macht einen schon stolz. Bei der Swantje hatten wir ja auch sehr oft gute Resonanz. Wirklich vergleichen kann man die zwei allerdings nicht.

Sarsala (10 von 12)Am vorletzten Tag sollen wir am Steg einen Liegeplatz nach backbord verholen. Dafür will ich das Schiff unter Motor wie gewohnt nach achtern halten. Dummerweise hatte sich die Holeleine für die Muring durch welchen Umstand auch immer quer unter dem Schiff verhakt. So gerät sie in die Schraube und reißt ab. Wir stellen sofort die Maschine ab und ich gehe auf Tauschstation. Schnell ist klar, dass der Tampen nicht einfach entfernt werden kann. Also wird die Tauchausrüstung reaktiviert und ich verbrauche fast die gesamte Restluft damit den Tampen, der sich zig Mal um die Welle gewickelt, hat los zu schneiden. Da er sich aufgrund Hitzeentwicklung teilweise verschweißt hat, geht das nur mühsam. Ich wollte ohnehin das Unterwasserschiff inspizieren, deshalb geht der Rest des Sauerstoff dabei drauf, Welle, Propeller, Bugstrahlruder und die Auslässe der Ventile von Bewuchs zu befreien. Da wir schon beim Arbeiten sind, wird danach Edelstahl gereinigt und ich versuche den Rumpf von außen zu polieren. Mit dem Dinghi halte ich mich neben dem Schiff und versuche die Sache vernünftig zu machen, aber das Ergebnis ist nicht so befriedigend. Nächstes Jahr, wenn das Boot aus dem Wasser ist wird das wiederholt, dann aber mit der richtigen Ausrüstung.

Wie schon auf der Hinfahrt springen auf dem Weg nach Fethiye immer wieder „fliegende Fische“ um unser Boot herum. Zuerst denkt man, dass irgendwelche Vögel tief fliegen. Schon witzig, wie diese Fische aus dem Wasser kommen und dann 20 – 50m, tief über der Wasseroberfläche fliegen um dann wieder abtauchen. Vor die Kamera bekommt Steffi nicht einen. Schade.

Auch dieser letzte Schlag der Saison macht richtig Spaß, da wir guten Segelwind haben und unter Vollzeug am Wind ordentlich Fahrt machen. Sehr wehmütig wird dann ein letztes Mal an unserem Liegeplatz fest gemacht. Heute lernen wir auch unsere Nachbarn kennen, die sich anbieten nach der Avalon zu schauen und im Bedarfsfalle die Leute von Phoenix zu informieren.

Eine Stunde nach unserer Ankunft fängt es an zu regnen. Dies ist das insgesamt vierte Mal auf unserer Reise, dass wir Regen erleben. Auch diesmal mit großer Freude, da es Kühle und Erfrischung bringt. Schon bald aber blitzt und donnert es heftig. Was folgt ist ein ordentlicher Gewitterregen. Viele unserer Nachbarn amüsieren sich über mich, da ich mit Schrubber und Bürste über das Deck wirbele und den heftigen Niederschlag für die Bootsreinigung nutze. Auch sonst sind wir die letzten 2 Tage sehr fleißig und verpassen Avalon eine Generalreinigung.

Sarsala (11 von 12)Alle Lebensmittel werden verbraucht oder vernichtet und alles was im Schiff rumliegt wird verstaut, damit die Jungs von Phoenix ein aufgeräumtes Schiff antreffen.

Da unser Liegeplatz bei Schwell sehr unruhig ist und die Tampen arg am Schiff zerren, wenn der Steg in Bewegung kommt investieren wir in 2 starke Metallruckdämpfer. Diese übernehmen fortan die Hauptkräfte der Achterleinen. Zur Sicherheit bringen wir je eine zusätzliche Achterleine aus, falls irgendwas mal reißt.

In unserer letzten Nacht können wir deren Belastungsfähigkeit schon mal bewundern, denn morgens um 3 Uhr ist an Schlaf nicht mehr zu denken, weil starker Wind und Böen bis 35 kn durch die Wanten heulen. Alle Schiffe im Hafen werden ordentlich durchgeschaukelt. Auch Avalon wird wegen des von backbord einfallenden Windes einiges nach steuerbord gedrückt. Die Muring gibt wie bei allen Booten soviel nach. Hoffentlich hält die Muring auch dann, wenn im Winter die heftigen Südstürme mit 60-65 kn einsetzen.

Aber es gibt auch sehr naive Kapitäne hier. Während selbst die großen, gut vertäuten Gullets den Außensteg verlassen, um draußen in der Bucht das Wetter abzuarbeiten, ist unser schräg gegenüber Nachbar sehr unbekümmert. Ich sehe wie sein 8-9m langes Segelboot extrem auf und ab gerissen wird. Ich gehe hin und frage, ob er Hilfe braucht. Dies verneint er, obwohl er augenscheinlich mit der Situation überfordert ist. Sein Boot liegt quer am Steg und das Wetter drückt ihn darauf. Von den 3 ausgebrachten Fendern ist schon einer platt und es ist eine Frage der Zeit, wann das Boot schweren Schaden am Steg nimmt. Ich sage ihm, dass er mehr Fender braucht. Er hat einige auf der anderen Seite. Toll, da nützen sie ihm nichts. Also binden wir diese nun auf die richtige Seite. Jetzt bemerke ich, dass er nur eine Vor- und eine Achterleine ausgebracht hat. Kein Wunder, dass das Boot tanzt, als wolle es beim Rodeo mitmachen. Mein Vorschlag er solle Springleinen ausbringen, quittiert der Skipper mit fragendem Blick. Ich helfe ihm die richtigen Haltepunkte zu finden und schon bald ist das Wildpferd einigermaßen gezähmt. Schon abenteuerlich wie unvorbereitet sich manche auf so ein Wetter einlassen. Wenn es dieser schlechte Platz am Steg schon sein soll, dann aber bitte gut vertäut und gesichert. Ich überlasse ihn nun sich selbst und kümmere mich wieder um die Avalon. Hier ist aber alles in bester Ordnung, bis auf Steffi´s Laune ,da sie mich schon im Wasser wähnte, weil sie mich nirgends finden konnte, auch auf lautes Rufen hin. Hätte ich mich schon abmelden sollen, stimmt.

Gegen sechs Uhr ist der Wind wieder normal und wir können uns zur Abreise langsam fertig machen. Es heißt Abschied nehmen. Wohl erst im nächsten Jahr werden wir mit der Avalon wieder in See stechen und hoffentlich viele schöne Ecken dieser Welt bestaunen können.

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