Als Ersatz für mich war Klaus Liebig geplant. Der musste sich leider weder Krankheit abmelden. Deshalb war es nun erforderlich, dass ich auch die weiteren Etappen dabei sein musste.
Es folgte ein lustiger Abend mit allerlei Seemannsgarn und witzigen Geschichten. Kaum zu glauben, dass meine 2 Mitsegler der ersten Woche immer noch Jokes und Witze auf der Platte hatten. An den bisherigen Tagen war nicht eine Stunde vergangen ohne Witze und damit verbundener Lacherei. Unsere Bauchmuskeln wurden abermals stark beansprucht bevor alle in die Koje fielen.
Nach dem Fühstück folgte die Verabschiedung und die 2 fuhren mit Uwe´s Wohnmobil davon. Nach einigen Minuten merkte Jens dann, dass seine Tasche nicht aus dem Fahrzeug ausgeladen worden war. Ein Anruf und die 2 mussten wieder umkehren. Mit über einer Stunde Verspätung ging es dann aber für uns wieder auf See. Für die Folgetage wurden erhebliche Wetterverschlechterungen vorher gesagt. Draußen auf der Nordsee empfing uns auch eine frische Brise von 18-20kn. Mit achterlichem Wind ging es schnell voran. Um nicht bei Sturm auf der Nordsee vor den holländischen Inseln zu sein entschieden wir uns bei Ijmuiden Richtung Amsterdam abzubiegen. Auf dem Ijsselmeer wären wir bei schlechtem Wetter aufgehoben als auf der freien See.
Vor Ijmuiden mussten die Segel runter, da dort geschleust wird. Als wir in den Wind gingen um die Segel zu bergen, erwischte uns eine ordentliche Welle von der Seite und ließ uns gehörig durch die Plicht poltern. Swantje legte sich auch mächtig auf die Seite, aber schnell war alles vorbei und wir alles im Griff. Auf dem Kanal fuhren wir in die Dunkelheit und mussten gut Ausschau halten auf dem viel befahrenen Gewässer. Im Industriehafen Amsterdam´s stoppte uns ein Boot der Hafenverwaltung mit Blaulicht, weil vor uns ein Riesentanker von Schleppern gedreht wurde. Und dies alles bei 25kn Wind. Danach ging es weiter in die Innenstadt Richtung Sixhaven gegenüber vom Hauptbahnhof. Überall hieß es gut Ausschau halten und deshalb hatte Uwe seinen Platz draußen bei Sturm und Regen. Froh waren wir, als wir sicher festgemacht im winzigen Sixhaven lagen und zur Ruhe kamen. An diesem Abend war uns nicht nach Landgang. Bald lagen wir in tiefem Schlaf.
Da für Dienstag mit sehr Wind zu rechnen war, entschlossen wir uns den Sonntag noch in Amsterdam zu verbringen um am Montag das Ijsselmeer zu durchqueren. Den Dienstag wollten wir in Makkum verbringen um dann hoffentlich am Mittwoch die Weiterfahrt anzutreten. Es folgte also am Sonntag ein schöner Abend bei asiatischer Küche und einem Kneipenbummel. Nachts um 3 Uhr wurden dann noch alle Hackfleischbestände gebraten und lecker gegessen. Um 8 Uhr ging es dann los und wir mussten eine Tankstelle finden. Das Tankschiff vor der Schleuse am Markermeer ist sehr ungünstig gelegen und bei dem herrschenden Wind an diesem Morgen wurde dies ein schwieriges Unterfangen. Beim x-ten Anlauf konnten wir schließlich festmachen, allerdings verloren wir unseren Bootshaken bei der Aktion. Ohne Alkohol am Vortag hätten die Manöver wohl auch besser geklappt. Nach dem Bunkern ging es dann durch das Markermeer bis vor die Schleuse bei Enkhuizen. Danach durch das Ijsselmeer gen Norden bis nach Makkum, dem letzten Hafen vor der Schleuse in die Nordsee. Der Wind pfiff inzwischen schon mit 25-30 kn und wir machten gute Fahrt. Allerdings wurde es dennoch dunkel bevor wir die Ansteuerung vor Makkum erreichten. Hier sind nur wenige Tonnen befeuert und die Einfahrt zum Hafen wir am Ende äußerst schmal. Links und Rechts flache Stellen mit Schlick, in die will man bei den Windverhältnissen nicht hineingeraten. Also war nun Teamarbeit gefordert. Uwe ging mit starker Taschenlampe hinaus um die Tonnen zu erkennen. Jens hielt von innen Ausschau und zusammen mit Echolot, Kartenplotter und Radar pirschten wir uns vorsichtig durch diese schmale Gasse. Auch das Anlegen in der schwach beleuchteten Marina war bei den Verhältnissen alles andere als easy. Aber mit so einer guten Mannschaft kriegt man auch schwierige Dinge hin.
Groggy fielen wir in die Koje und es folgte ein geruhsamer Tag in Makkum. Letzte Einkäufe und die Vorbereitung für den Schlag auf die Nordsee inklusive der Passage des Seegatts vor Terschelling waren zu erledigen. Die Zeitplanung für diesen Morgen war sehr wichtig, denn wir mussten bei Dunkelheit ablegen, mit dem ersten Licht aus dem Hafen von Makkum um schnell bei der Schleuse Kornweddersand zu sein. Bei Hochwasser mussten wir dann schnell über Watthochs Richtung Terschelling, um dann bei ablaufend Wasser durch das Seegatt zu kommen. Diese verläuft allerdings im letzten Abschnitt erst Richtung Nordwest und dann Richtung West genau gegen die Windrichtung. Bei 15 bis 18 kn steht dort mit ablaufender Tide eine mächtige See zumal der Starkwind der Vortage noch eine alte See stehen ließ. Knapp kamen wir über die Watthochs und im Seegatt stampfte die Swantje mutig und stolz durch die Wellenberge. In der Hoffnung auf eine stets funktionierende Maschine machte uns allen der Ritt mächtig Freude und wir juchzten bei jedem Klingeln der Schiffsglocke wenn wir von einer Welle wieder durchgeschüttelt wurden. Jedes Klingeln der Glocke wir üblicherweise mit einem Schluck belohnt. So viel konnten wir beim besten Willen nicht trinken und verschoben dies, da die Situation ohnehin eine klaren Kopf erforderte.
Mit stets achterlichen Winden fuhren wir flott unter Reff Richtung Heimat. In der Nacht passierten wir Riffgatt und die deutsch-niederländische Grenze bei Borkum. Bis zum Morgengrauen ließen wir alle ostfriesischen Inseln steuerbord querab und die ersten Sonnenstrahlen trafen uns auf der Jade vor Schillig. Hoch am Wind ging es dann mit 7 kn nach Hooksiel. Eine tolle Überfahrt war zu Ende und wir froh dieses Abenteuer überhaupt in Angriff genommen zu haben. Als wir dann erfuhren, dass die Schleuse in Hooksiel ab Oktober garnicht mehr regelmäßig betrieben wird, waren wir kurz ratlos. Doch wir hatten abermals Glück, denn ein Arbeitsschiff musste zur Werft und bezahlte die Sonderschleusung. Wir hängten uns selbstverständlich mit dran…….
Iris holte und ab und wir genossen unser Abschlussessen im Fischlokal neben der Schleuse.