Jul

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Frankreich (109 von 12)  Steffi geht es nach dieser Schaukelnacht nicht so prächtig. Wir fahren deshalb so bald als möglich aus dieser doch eigentlich so tollen Bucht. Es erwartet uns ein reiner Motortag. Bei kaum Wind und einer spiegelglatten See fahren wir mit ordentlich schiebendem Strom gen Westen. Man kann es gar nicht beschreiben wie sehr sich diese glatte See in ein brodelndes Ungetüm verwandeln kann, wenn man zu dicht an Unterwasserhindernissen vorbei fährt. Wir nähern uns Ile de Batz bei Rosscoff und plötzlich wird aus dem Schippern am Ententeich eine Berg und Talfahrt. Wellen von ca. 2m und Strudel lassen die Swantje hin und her schaukeln. Nach wenigen Meilen ist der Spuk wieder vorbei. Man lernt jeden Tag neu.

Wir fahren nach L`Aberwrac´h, denn dies ist der passende Halt vor dem berüchtigten Chenal du Four, in dem es aufgrund der Tide zu heftigen Strömungsturbulenzen kommen kann. Der Ort liegt auch wieder etwas tiefer im Hinterland in einem kleinen Flußlauf. Wir fahren wie so oft hier durch bizarre Felsformationen und kommen an einer freundlichen und neuen Marina an. Frankreich (108 von 12)Hier erleben wir abermals einen herrlichen Sonnenuntergang  Film: Aberwrac Da für den folgenden Segeltag aus Steffis Sicht zu viel Wind angesagt und sie zudem von den vorangegangen Nächten etwas mitgenommen ist, von dem Respekt vor dem Chenal du Four ganz zu Schweigen, möchte sie am liebsten gar nicht los fahren. Da aber Nordost 4-5 angesagt ist und wir für die nächsten Tage mit Westwind zu rechnen haben, ist für mich die Abfahrt für morgen zwingend angesagt. Mit achterlich gutem Segelwind halte ich die Fahrt für absolut machbar und gut verträglich. Deshalb bringe ich meine ganze Überredungskunst auf und, da ich sicher bin, dass morgen alles angenehm verlaufen wird, biete ich Steffi für die Weiterfahrt das Kommando für das Schiff an, falls es doch heftiger als gewollt werden sollte. Na ja, mehr oder weniger überzeugt tritt Steffi also die Fahrt mit mir an.

Aus Erfahrung mit unserer Rückwärtsfahrt in Lezardrieux erbitten wir Hilfe beim Ablegen. Der Hafenmeister schiebt mit seinem Schlauchboot den Bug der Swantje etwas gegen den schon ordentlichen Wind bis wir frei sind und los geht die Fahrt. Ich wollte ja nicht schon zu Beginn der Etappe mein Kommando verlieren ;-). Direkt nach der Ausfahrt aus der Marina wird Segel gesetzt (mit Reff ;-) ) und die Swantje nimmt gleich Geschwindigkeit auf. Es folgt eine flotte Fahrt mit 6 Kn plus dem stärker werdenden Strom. Die Sonne strahlt entgegen der Vorhersage und wir haben einen wirklich angenehmen Teil des Tages. Bei der Rundung der Nordwestecke der bretonischen Küste muss ich unweigerlich an Asterix denken, denn hier soll das unbeugsame gallische Dorf gewesen sein, indem die Malbüdels lebten. Der Chenal du Four erweist sich heute als absolut lammfromm und wir kommen sogar etwas sehr langsam voran, weil der Wind einschläft. Wenn man nicht mit der Tide und mit Wind segelt sieht das hier wohl ganz anders aus. Aber ich hab ja was zu verlieren, da plant man eben ;-).Frankreich (111 von 12)

Dass der Wind einschläft hat seinen Grund. Das ist die berühmte Ruhe vor dem Sturm. Vor uns sehen wir eine mächtig dunkle Wand. Segel runter und unter Motor geht es ins Ungewisse. Als wir nach Westen, Richtung Brest, einbiegen geht es los. Heftige Regenschauer und strammer Wind Stärke 6 peitscht uns entgegen. Zum Glück baut sich so schnell keine Welle auf, sodaß wir dennoch ganz bequem voran kommen, wenn da nicht diese ständigen Blitze wären. Überall um uns herum blitzt und kracht es. Ein Blitz schlägt einige hundert Meter von uns am südlichen Ufer vor Camaret ins Wasser. Auf Steffi´s Frage, was passieren würde, wenn so einer unsere Swantje trifft, habe ich keine richtige Antwort und weigere mich, mir dies auch vorstellen zu wollen. Hilft uns in diesem Moment ja auch nicht weiter, wir können uns ja nicht verstecken oder wegbeamen. Zum Glück klart es in dem Moment, in dem wir die Meerenge vor der Rade de Brez passieren kurz wieder auf. Noch eine Stunde fahrt, die man auch gut hätte Segeln können bringen wir unter Motor rum. Ich will Steffi´s Laune ja nicht noch mehr strapaziern ;-). Bei strammem Wind gelingt das Anlegemanöver recht ordentlich und wir haben Ruhe. Kleinlaut gebe ich zu bedenken, dass doch alles total locker verlaufen wäre und für das unvorhersehbare Gewitter kann ich ja nun wirklich nichts, höhere Gewalt quasi. Es hilft nichts; ich bin das Kommando los ;-).

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