Jul

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Bis zur Ankunft von Roy und Bärbel nutzen wir die Zeit, Avalon zu putzen und Wäsche zu machen. Außerdem soll ja hier in Milos unser schadhafter Wirbel des Rollgroß´s von Profis ausgetauscht werden. Wir staunen nicht schlecht, als Jannis auftaucht, dies am Sonntagabend zu tun. Jannis ist Eigner und Skipper eines Tagesausflugschiffes hier in Milos und von der Riggingfirma in Athen als kompetent eingschätzt worden.

Ich kenne Jannis noch aus unserer Charterzeit vor 14 Jahren. Damals hatte er mehrere Charterboote, auch das, welches wir nutzten und dabei den Propeller verloren. Er kam dann samt Rucksack, Tauchflasche, -gerät und Ersatzpropeller, um diesen vor Ort zu montieren. Auch heute ist das Gerede und das Wollen bei ihm größer, als die eigene Kompetenz. Ich frage, ob er denn nicht besser Profis ranlassen will und ob er morgen früh vollenden kann, was vor Einbruch der Dunkelheit nicht geschafft wird. Er bekräftigt, dass er alles hinbekommt. Resultat: Er schafft es nicht, wir müssen die Nacht mit herumliegendem Großsegel und laut schepperdem Mast verbringen (wir und unsere Nachbarn werden fast verrückt), am Morgen erscheint er nicht wie zugesagt, lässt auch nichts von sich hören. Bei Erkundigungen heißt es, er hätte eine Lebensmittelvergiftung und könne auch seine Tagestour nicht bestreiten. Die Österreicher nennen so einen ´nen „Dampfplauderer“.

Erst am Folgetag erscheinen mit der Morgenfähre dann 2 Profis aus Athen, die erfolgreich den Wirbel austauschen. Jannis und ich hätten das nie hingekriegt. Der eingeschlagene Weg war ok, aber das Know How fehlt eben.

Abends kommen dann Roy und Bärbel mit dem Flieger. Sie stöhnen über die extremen Temperaturen hier, an die wir uns auch noch nicht haben gewöhnen können.

Wir stechen deshalb auch gleich am nächsten Morgen wieder in See, damit zumindest der Fahrtwind etwas Kühlung bringt. Der Weg führt uns um das Nordwestcap entlang der wilden Westküste von Milos hinunter zur Südwestecke mit den wunderschönen Felsformationen von Kleftiko. Dort ankern wir, um zu Baden und damit wir mit dem Dinghi die tollen Felsen von nah erkunden können. Alle Tagesausflugsboote von Milos kommen hierher (auch Jannis ;-) ) weshalb es recht voll ist. Nach ein paar Stunden fahren wir weiter in eine als sehr hübsch empfohlene Bucht.

Ohne viel geschlafen zu haben stellen wir am nächsten Morgen fest: so schön ist sie nicht aber viel schwerer wiegt, dass entgegen der Vorhersage Schwell von Südwest in der Bucht stand und uns über Stunden arg durchgeschaukelt hat.

Wir fahren also weiter und ,da kaum Wind erwartet wird legen wir uns in eine kleine Badebucht vor der Insel Poliagos südöstlich von Milos. Auf nur 2,5m fällt der Anker und wir baden in einem wahren Swimmingpool mit türkisfarbenem Wasser, einfach herrlich. Für die Nacht verholen wir eine Seemeile nördlich in den Hafen Psathi der Insel Kimolos. Hier liegen wir zwar neben einer großen Motoryacht, die ständig ihren Generator für die Klimaanlage laufen hat. Aber dafür können wir gut und günstig in einem Restaurant direkt am Strand zu Abend esssen.

Schwacher Wind aus Nordwest veranlasst uns die Pläne zu ändern. Anstatt vor dem Wind nach Folegandros zu motoren segeln wir nun bei Halbwind Richung Paros. Ein Badestop wird südlich der kleinen Insel Antiparos eingeschoben. Immerhin können wir mehr als die Hälfte der Distanz von 38Sm bis Paroikia, dem Haupthafen von Paros segeln. Da Freitag ist, lässt uns die Hafenpolizei nicht in den inneren Hafen oder an die Außenmole. Charterboote haben zwecks Wechseltag am Samstag Vorrang und wir werden auf die Ankerbucht verwiesen, wie schon 20 Boote vor uns. Mit dem Dinghi geht es abends dann zum leckeren Essen in der tollen Altstadt von Paroikia. Den Abschluss des Abends gestalten wir an Bord mit gutem Whiskey und alter Musik….

Da wir unbedingt Wasser bunkern müssen für die Weiterfahrt zu den Inseln mit Wasserknappheit, kreuzen wir fast 2 Stunden vor der Hafeneinfahrt bis eines der Boote ablegt. Avalon muss vollständig mit Olivenöl eingerieben werden, damit wir in die enge sich auftuende Lücke hereinpassen. Nach diesem gelungenen Manöver liegen wir sicher und bleiben noch eine Nacht. Der Besuch der schönsten und ältesten orthodoxen Kathedrale der Ägäis, sowie ein letzter Einkauf verschieben unsere Abfahrt ohne konkretes Ziel. Anfänglich motoren wir Richtung Nordost, um eventuell in Naxos die nächste Nacht zu verbringen. Sobald wir aber guten Wind bekommen in der Durchfahrt zwischen Naxos und Paros entscheiden wir uns aber für das Segeln gen Süden, am liebsten nach Folegandros. Mit dem Parasailor nutzen wir den achterlichen Wind und rechnen uns aus, zum Dunkelwerden im Hafen zu sein. Doch der Wind hat anderes mit uns vor.

Kaum sind wir aus der Durchfahrt und auf Kurs Folegandros ,stirbt der Wind und der Parasailor fällt zusammen. Nicht nur das, Kräuseln auf dem Wasser zeigt uns, dass nun der Wind von gegenan kommt. Avalon also drehen und warten, doch der Wind dreht in alle Richtungen. Nun bergen wird das Segel und motoren, bis der Wind wieder eindeutiger wird, nach Ios. Diese Insel ist näher für uns und auch die Windrichtung passt hierfür besser. Im Hafen Ios, der am Ende einer verwinkelten Bucht liegt ergattern wir eine der wenigen Mooringleinen am Kopfufer des U-förmigen Hafenbeckens. Morgen wollen wir nach Folegandros, um am Folgetag wieder zurück zu kommen, da von hier aus Fähren nach Santorini gehen. Diese wollen wir nehmen, da es kaum geeignete Anlegestellen für uns auf Santorini gibt und auch starker Wind angekündigt ist.

Doch dies alles ist nicht nach Steffis Geschmack. Sie möchte nicht mit nach Folegandros da ihr die Wettervorhersage für den und den nächsten Tag nicht passt. Also fahren wir zu dritt, vereinbaren aber in telefonischem Kontakt zu bleiben, falls sich die Planung unterwegs ändert. Und so kommt es auch. Wir laufen unter Diesel bis zur Nordostecke der dazwischen liegenden Insel Sirinos. Hier merken wir, dass kein Nordwestwind, sondern Westwind herrscht und wir somit unter Segel keine Chance haben vor Einbruch der Dunkelheit dort anzukommen. Zumal für den Rückweg starker, ungünstiger Nordwind angesagt ist, entscheiden wir zurück nach Ios zu segeln. Die Angst im anderen Falle keinen guten Liegeplatz mehr zu bekommen ist begründet. Ich informiere Steffi kurz bevor sie ihr Hotelzimmer bezieht von der Planänderung. Sie nimmt uns im Hafen wieder in Empfang, ohne, dass sie aber noch eine Mooringleine für uns hat. Ein netter griechischer Skipper eines Katamarans bietet uns an, sich an ihm festzumachen. Darüber hinaus angeln wir eine mit Privat gekennzeichnete Boje im Hafenbecken an der wir mehrere Mooringleinen entdecken. Eine kann man sich ja wohl „borgen“ ist mein Gedanke. Die Boje mit den anderen Leinen geben wir zurück ins Wasser.

Den Nachmittag verbringen wir am Strand um die Ecke. Als wir zurück bei Avalon sind, müssen wir feststellen, dass jemand die Mooringleine entfernt hat und uns an ein steuerbord von uns liegendes Motorboot gebunden hat. Unser griechischer Freund erzählt von dem erbosten älteren Skipper des Motorbootes, der unsere Aktion gar nicht gut fand. Später am Abend taucht der auch noch auf und flucht wie ein Rohrspatz auf griechisch. Jedes zweite Wort ist Malaka. Wir googlen das und erfahren, dass die Übersetzung „Ar…loch“ ist. Wir nehmen mal an, er wollte sich vorstellen und deshalb heißt er von nun an für uns Mr. Malaka :-) .

Für die nächsten Tage sind für jeden Tag Windstärken von 6-7 angesagt und deshalb verlässt auch kein anderes Schiff den Hafen. Ohne aber an einer eigenen Mooring zu hängen, will ich es nicht verantworten Avalon allein zu lassen, um mit der Fähre nach Santorini zu fahren.

Deshalb verbringen wir ein paar schöne Tage auf Ios, der Insel der Jugend. Hier tummeln sich junge Leute aus der ganzen Welt, insbesondere Amerikaner, Australier, Skandinavier, Italiener und Osteropäer. Die oberhalb des Hafens mit dem Bus zu erreichende Chora ist wunderschön, tagsüber fast menschenleer und nach 20 Uhr eine einzige Partymeile in der sich Tavernen, Diskos und Läden abwechseln. Bis in den Morgen wird gefeiert und die letzten Partygänger sammeln sich bei der Bäckerei am Hafen. Tags vor ihrem Abflug müssen Roy und Bärbel allein die Fähre nach Santorini nehmen, da wir noch keine freie Mooring haben. Unser gebuchtes Zimmer dort verfällt, ohne dass wir etwas ersetzt bekommen. Schade, wir hätten den letzten Tag gern gemeinsam mit den beiden verbracht.

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