Apr

26

Nachdem Familie Hartl nun wieder abgereist ist, wollen wir auch weiter zu anderen Inseln auf diesem Archipel. Zunächst aber ist eine neue Batterie für den Antrieb des Bugstrahlruders und der Ankerwinch fällig. Bei Belastung geht die bisherige mächtig in die Knie und das Bugstrahlruder hat kaum Wirkung. In Arrecife werden wir fündig und einen Tag später wollen wir Richtung La Palma starten. Diese Insel liegt am weitesten im Nordwesten und über210 Sm entfernt. Bei den vorhergesagten Winden um 4-6 Bft aus Nordost werden wir etwa 40 Std brauchen und entscheiden uns abends aufzubrechen, um am übernächsten Tag gegen Mittag, in dem uns fremden Hafen einlaufen zu können.

Steffi hat schon von Anfang an Bedenken wegen der steifen Brise und sobald wir aus der Abdeckung der Insel kommen und zum Halbwind sich eine spürbare Welle gesellt, wird von ihr ein Veto eingelegt. Also fallen wir ab und mit achterlichem Wind geht es nach Lobos, wo wir uns pünktlich zum Sonnenuntergang in die geschützte Bucht vor Anker legen. Nach 2 Nächten brechen wir auf, nicht nach La Palma, sondern nach Gran Tarajal, entlang der Ostküste Fuerteventura´s. 37 Sm, davon einigen unter Segel legen wir zurück und erreichen diesen ruhigen abgelegenen Hafen ,um uns auf einen mehrtägigen Aufenthalt einzurichten. Für Samstag und Sonntag mieten wir ein Auto, mit dem es zuerst Richtung Süden geht. Auf dem Weg liegen die Hotelkomplexe und die langgestreckten tollen Sandstände, welche sonst von Pauschaltouristen heiß begehrt sind. Aktuell ist die Resonanz infolge der Pandemie nur verhalten. Südlich davon befindet sich das schöne Bade- und Hafenstädtchen Morro Jable. In der Bucht vor dem Hafen lagen wir schon letztes Jahr einige Tage. Noch ein Stück weiter geht es auf einer Schotterpiste auf die Halbinsel Jandia, an dessen Spitze ein Leuchtturm inmitten tosender Brandung steht. Im winzigen Fischort Puerte de la Cruz kehren wir ein, um den, im Reiseführer angepriesenen Fischeintopf zu probieren. Ein großer Topf voll Fischsuppe mit riesengroßen Fischstücken, Kartoffeln, Tomaten, Koriander, dazu in Essig eingelegte Zwiebeln, ein Bohnenmus und Aioli als Beilagen machen uns richtig satt. Und lecker war´s !!! Zunächst stehen uns 2 Esel auf der Straße im Wege. Am Leuchtturm können wir dann erahnen, wie die See bei Schwerwetter hier wüten kann. Beim heutigen Westwind kommen nur relativ kleine Wellen vom Atlantik, doch trotzdem ist das beeindruckend. Der Weg führt uns weiter durch das wenig besiedelte Landesinnere Richtung Betancuria, der ehemaligen Hauptstadt der Insel, benannt nach und vom einstigen Eroberer, Bethancourt. Beeindruckend ist diese kurvige aber gut ausgebaute Strecke durch die Inselberge wegen der teils atemberaubenden Panoramen, wobei je nach Sonneneinstrahlung rötliche, sandfarbene und/oder Ockertöne dominieren. Entlang des Vega de Rio Palma wird intensiv Landwirtschaft betrieben, da in diesem Tal knapp unterhalb der Erdoberfläche der Bachlauf ist, wodurch die Pflanzen (und eben viele Palmen) ausreichend Wasser bekommen. Der Boden ist fast rot. Bald darauf erreichen wir Betancuria und können in diesem kleinen Ort erahnen, wie vor vielen Jahrhunderten die Eroberer der Kanaren gelebt haben, da einige antike Gebäude sehr gut restauriert wurden. Mit der untergehenden Sonne im Rücken fahren wir zurück zur Ostküste und sind fasziniert von dem Farbenspiel an den Berghängen und auf den Ebenen in Kombination mit dem blauen Himmel und den weißen Wolken. Der Versuch ein schönes Bild davon zu machen wird mir zum Verhängnis. Auf diese Weise erfahre ich, dass es ein „schweres Vergehen“ in Spanien ist, an der Straße zu halten und dabei nicht komplett jenseits der Fahrbahnbegrenzung zu stehen. Eine Motorradstreife weist mich energisch zurecht, nicht ohne darauf zu verzichten, mir ein Bußgeld von 40€ abzunehmen. Nun weiß ich es !!!

Der Ausflug am nächsten Tag führt uns zuerst über Pozo Negro nach Puerto Rosario, der jetzigen Inselhauptstadt. Da der Reiseführer uns nicht motiviert hier zu verweilen und wir auch keinen Grund dafür entdecken, fahren wir weiter Richtung Corralejo im Norden, vis a vis der Ankerbucht auf Lobos. Die eher unspektakuläre Fahrt bis dahin wird erst im Nationalpark der großen Sanddüne bei Corralejo interessant. Hier, wie an vielen anderen Orten Fuerteventura´s (der Inselname bedeutet: starker Wind !) befindet sich ein Hotspot für Surver und Kiter. Wären hier nicht 2 riesige Hotelkomplexe, welche vor der Ausrufung des Nationalparks noch gebaut wurden, wäre es eine herrliche Natur mit kilometerlangen Traumstränden bei angenehmen Temperaturen. Mittag essen wir im Hafen von Corralejo. Für 5 üppige Tapas zahlen wir nur 20€. Auch die gebackene Muräne war schmackhaft, wird aber nicht unser Favorit. Wenn der normale Touristenandrang herrscht möchten wir nicht hier sein. Über Umwege fahren wir noch nach El Castillo an der Westküste. Dies ist im Gegensatz zur letzten Station ein ruhigerer Fischerort. Auch ein Eldorado für Surver und Kiter aber doch ein anderes Klientel. Die raue See von Westen läuft unter Tosen an die Ufer dieses netten Dorfes, in dem auch eine größere Künstlerszene ihr Leben genießt. Der kleine Hafen für Fischerboote wird durch eine gewaltige Mauer geschützt. Dennoch steht dort erheblicher Schwell und schüttelt die kleine Flotte durcheinander. Wieder fahren wir mit der Sonne im Rücken nach Gran Tarajal. Der Mietwagenstützpunkt befindet sich in einem Golf-Hotel. Der 18-Loch Course dort ist wahrscheinlich der grünste Fleck auf Fuerteventura.

Einer unserer Bootsnachbarn im Hafen von Gran Tarajal ist ein alter Belgier. Wir staunen schon die ganzen Tage, wie schwerfällig sich der ca. 85 Jahre alte Mann auf seinem winzigen Segelboot bewegt. Charles möchte wegen des vorhergesagten Westwindes gerne sein Boot an einen anderen Platz im Hafen verholen, hat aber Bedenken wegen des Windes insbesondere weil sein Außenborder als Hauptmotor defekt ist. Unsere anderen Nachbarn, eine spanische Familie, die auf ihrem Boot wohnen, bieten an mit ihrem 2 PS E-Außenborder auszuhelfen. Dieser Versuch scheitert aber an der geringen Leistung und an Motoraussetzern und lässt das kleine Böötchen vertreiben. Für den nächsten Tag bieten wir unseren Außenborder an. In einer vereinten Aktion von Nachbarschaftshilfe fahren dann also ein Belgier, ein Spanier und ein Deutscher mit dem kleinen Segler durch den Hafen gefolgt von den rudernden Jungs des Spaniers im Dinghi. Der Außenborder muss natürlich wieder zurück zur Avalon. Danach dürfen die Jungs nochmals die Strecke rudern. Wir anderen sind froh über unsere Aktion und schnacken noch einige Zeit am Steg. Voraussichtlich am Donnerstag werden wir erst wieder weiterfahren Richtung Gran Canaria. Deshalb bleibt uns noch eine ruhige Zeit hier in Gran Taranjal und Gelegenheit diese Zeilen zu schreiben…

 

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