Mai

31

…so bezeichnete man vor der Zeit von Kolumbus die Insel El Hierro. Hier, am damals westlichsten bekannten Punkt der Erdkugel (sorry : -scheibe), hörte für die alten Seefahrer die Landmasse auf. Bis zum Zeitpunkt, als der Nullmeridian nach Greenwich verlegt wurde, verlief er durch das Westkap von El Hierro. Man kann also sagen, wir sind am „alten Arsch der Welt“. Aber der Reihe nach.

Unseren tollen Sternenhimmel auf La Palma haben wir nicht mehr erlebt. (Rodgau Monotones sangen ja auch schon: „Sex and Crime und Sonnenuntergang, verpass´ ich wohl mein Leben lang“) Wir geben nicht auf, vielleicht ja auf Gomera.

Auf Anraten von Angelika und John haben wir auf La Palma noch eine Tour in das Innere eines Lavastrom´s unternommen. Bei diesem geführten Gang in einen erkalteten Lavatunnel erfahren wir Einiges über Vulkane, unterschiedliche Arten von Lava und das Entstehen von Tunneln, Mündern und Gasblasen. Der belgische Tourguide versucht die gemischte Gruppe auf spanisch und deutsch mit seinem Wissen zu begeistern. Er macht das wirklich gut, doch müssen wir gestehen, dass wir wohl nicht Vulkanologie als unser liebstes Interessengebiet gefunden haben. Abends fahren wir mit unseren lieben Bootsnachbarn noch zu einer tollen Location am Strand, wo der Lavastrom ins Meer mündet und genießen ein leckeres Abendessen und den Sonnenuntergang. John und Angelika wollen in ein paar Tagen weiter zu den Azoren, was wir für uns in diesem Jahr abgewählt haben. Der sehr schöne und wieder einmal lustige Abend endet mit dem Abschied auf Irgendwann einmal.

Beide winken uns bei der Abfahrt am frühen Morgen. Die ersten 12 der 56Seemeilen unserer Tagesstrecke hilft der Diesel. Ab der Südspitze von La Palma haben wir anfänglich Halbwindkurs und später achterlichen Wind zwischen 4-6 Bft, sodass wir gute Fahrt machen und gegen 16 Uhr unseren Zielhafen La Estaca erreichen. Das reservierte Mietauto, ein Fiat 500, steht bereit und wir können am nächsten Morgen zur Inselerkundung aufbrechen. Unser Hafenort ist kein Ort, denn es gibt hier weder ein Restaurant noch eine Hafenkneipe. Lediglich das Gebäude am Fähranleger hat ein Cafe und die Autovermietung. Die Serpentinen hoch zur Hauptstadt Valverde lassen Steffi schon Böses erahnen, doch so schlimm wird es heute noch nicht. Auch die Hauptstadt ist nicht das, was man darunter verstehen würde. Hier leben immerhin fast die Hälfte aller Einwohner El Hierros (gesamt 11000) aber sonst ist hier nix los. Wir nutzen die Gelegenheit und tanken voll an einer der 3 Inseltankstellen. Am Mirador de La Pena (hier hat der, uns von Lanzarote bekannte, Künstler Manrique unverkennbar seine Handschrift hinterlassen) erleben wir einen grandiosen Ausblick auf die Nordküste der Insel, El Golfo genannt. Hier wurde vor 50000 Jahren der nördliche Teil des Vulkankraters weggerissen und verursachte einen Tsunami von 100m Höhe. Der Verlauf der Küste erinnert an ein Amphitheater. Passatwinde steigen am Rand empor und bilden im oberen Bereich des öfteren eine Wolkenschicht. Am Kraterrand entlang geht es zum Mirador de Jinama, ebenfalls großes Kino. Die Kiefern bewachsene kurvenreiche Strecke nach Süden führt uns über El Pinar (auch nix los) in die trockene Vulkanlandschaft um La Restinga. Hier ist der zweite Hafen der Insel. Wir hatten überlegt hierher zu segeln, um die berühmte tolle Unterwasserwelt in dieser Gegend bei Tauchgängen zu erkunden. Da hier aber noch weniger als nix los ist, verwerfen wir den Gedanken. Ohne Stress sehen wir heute fast die Hälfte der Insel, da El Hierro nur 278 km² groß ist.

Der zweite Tag mit dem Mietauto führt uns durch einen langen Tunnel mit konstant 10% Gefälle hinunter nach El Golfo. Was wir gestern von oben bestaunten, ist von unten kaum weniger beeindruckend. Steile, mit Grün bewachsene Hänge, begleiten uns Richtung Westen. Nach Sabinosa und steilen Serpentinen wird die Zivilisation spärlich und die Szenerie immer schroffer. Tolle Formationen des Vulkangesteins und dessen Vielfalt an Farben, sowie der des Himmels und des Meeres begeistern uns. In einem unscheinbaren Lokal bestellen wir wild d´rauf los, da wir hungrig sind und werden belohnt. „Voi guad“ , wie der Österreicher sagt. Das abendliche Highlight anlässlich des „Tag der Kanaren“ in La Frontera (folkloristische Veranstaltung) haut uns nicht aus den Socken. Tag 3 umso mehr. Wir gehen auf Wanderung. Südlich und knapp unterhalb des Kraterrandes beginnt unsere kleine Tour durch kanarische Wälder. Farne und Moose an den Stämmen zeugen von den Passatwinden, die hier ihre Feuchtigkeit abgeben. Nach über 2,5 Std spüren wir unseren Fitnessgrad und freuen uns, wieder im Auto zu sitzen. Doch nun geht es erst richtig los. Da das Wetter sich verschlechtert und die Wolken am Kraterrand zunehmen, wird die Fahrt an der Westseite der Insel mit steil abfallenden Hängen ohne Leitplanken zu einem kleinen Abenteuer. Auf der einspurigen Straße hangeln wir uns im Schneckentempo nach Westen. Dort bestaunen wir die vom Wind verwehten und zerzausten Wacholderbäume. Abermals steilste Serpentinen bringen uns herunter zur schon bekannten Westküste und danach zurück zum Boot. Der 4. Tag bringt uns Erholung und einen Besuch im Guinea-Dorf-Museum, wo wir erfahren, wie die Einwohner früher hier lebten und wie versucht wird, den Bestand heimischer Riesenechsen zu vergrößern.

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