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…wird Silbo genannt. Dies ist eine anerkannte Sprache aus Pfeiflauten und wird kulturell von Europa gefördert und an hiesigen Schulen gelehrt. Die Guanchen nutzten sie früher um über große Strecken zu kommunizieren. Zudem ist La Gomera berühmt für die alljährlich stattfindende Ruderregatta von La Gomera nach Antigua in der Karibik. Ausgetragen vom Whiskeyhersteller Talisker setzen sich 2er Teams in kleine Ruderboote, um in mehreren Wochen über den Atlantik zu rudern.

Zwischen La Gomera und Teneriffa ist ein überaus fischreiches Gewässer. Dies zieht neben vielen Walen und Delfinen auch Sporthochseefischer an. Neben uns im Hafen liegt ein spezielles Fangboot eines reichen Festlandspaniers. Der portugiesische Angestellte darauf erzählt uns, dass schon seit 40 Jahren dieser nette Herr regelmäßig herkommt, um speziell den Marlin zu fangen und dann wieder ins Meer zu entlassen. Bilder von früher, als der Fang noch erlaubt war, zeugen davon was für kapitale Fische bereits gefangen wurden, allerdings auch riesige Thunas, Zackenbarsche, Barrakudas und mehr.

La Gomera ist bei unserer Erkundung der kanarischen Inseln die noch fehlende Station. Allerdings waren wir schon 2013 einmal mit einem Charterboot hier. Der eintägige Aufenthalt damals reicht jedoch nicht, um die Insel wirklich beurteilen zu können. Wir erhoffen uns von La Gomera etwas mehr „Leben“ als von unserer letzten Insel El Hierro, die man englisch als „Country Pumpkin“ (sinngemäß: Landei) bezeichnen könnte. Bei den britischen Kanalinseln wird Alderney (vgl. 2011) so genannt.

Will man mit einem Segelboot von El Hierro nach La Gomera, so ist das gegen die vorherrschende Windrichtung. Wir wählen einen Tag mit eher nördlichen und schwächeren Winden. Hoch am Wind können wir bei angenehmen Bedingungen Segeln und müssen in Lee von La Gomera die letzten Meilen unter Motor bis zum Hafen von Puerto de Vuelva fahren. Mangels Infrastruktur für Segler gehen wir nicht in den Hafen, sondern ankern, wie so viele andere auch, in der Bucht davor. Östlich vom bekannten Valle Gran Rey fallen steile Felswände zur Küste hinab. In deren Schutz liegen wir für die nächsten Tage und bekommen kaum etwas von den heftigen Winden aus Nordost mit. Direkt vor uns am Strand befindet sich die beliebte Finca Argayall. Der einzige Landzugang dorthin und zu einigen Häusern im Tal dahinter führt entlang der Küste unterhalb der Steilwand. Da sich im letzten November an einigen Stellen Abbrüche der Felswand ereigneten (googlet mal: Erdrutsch Gomera) ist diese Zufahrt verschüttet und die Anlieger sowie einige Inhaber von Campingmobilen sind von der Versorgung über See abhängig. Dies verrichten einige Boatpeople mit einem Dinghi-Shuttle-Dienst. Unser Eindruck ist, dass überwiegend alternative Bewohner oder das, was früher als Hippie durchging, sich mit der Situation langfristig arrangiert haben und ganz gut damit leben. Nach 4 Nächten dort heben wir den Anker und unter Motor geht es um die Südküste bis zur Hauptstadt und Fährhafen San Sebastian. 2 Sm vor der Ankunft empfängt uns die kanarische Düse mit fast 30Kn Wind. Ohne gut funktionierendes Bugstrahlruder bringen wir eher schlecht als recht Avalon in ihre Box. Für 10 Tage ist dies nun unser neues Zuhause. Der Ort ist uns noch vom letzten Besuch in bester Erinnerung. Ein hübsches Städtchen mit mehr Leben als auf El Hierro und Tazacorte, aber nicht so laut wie Santa Cruz auf Teneriffa oder Las Palmas auf Gran Canaria, eher gemütlich kann man sagen. Hier finden wir nette Lokale mit gutem Essen und auch einen Platz, wo wir die Fußball-EM gucken können. Spanien´s Unentschieden und hoffentlich unseren Sieg gegen Frankreich in einigen Stunden.

In San Sebastian ist Christoph Columbus omnipräsent. Auf seinen Fahrten in die „Neue Welt“ machte er hier Station und daher wird jede Ecke, an der er sich aufhielt (oder auch nur vielleicht) in der Stadt als „historic site“, als Sehenswürdigkeit tituliert. Uns interessiert das weniger und wir mieten einen kleinen Kia, um damit die Insel zu erkunden. La Gomera ist wie alle Kanaren vulkanischen Ursprungs. Ohne aktive Vulkane erodiert diese Insel allerdings nur noch. Das zentrale Massiv ist zum Garajonay-Nationalpark erklärt worden. Die weitläufigen Mischwälder mit großem Loorbeerbestand werden vom stetigen Passatwind mit Feuchtigkeit gespeist und sind von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt. Herrliche Wanderungen kann man hier unternehmen und im angenehmen kühlen Klima des Waldes auftanken.
Zu den Küsten der Insel hin wird es trockener und wenig bewachsen. Tiefe Schluchten, Barrancos genannt, prägen das Landschaftsbild und machen die Küsten wild und schroff. Im Norden ist das Tal um Hermigua und Agulo zu erwähnen mit dem „besten Klima der Welt“. Im Süden liegt der Hafen und Badeort Santiago mit dem Flughafen und im Südwesten das Valle Gran Rey. Die Straße windet sich in engsten Serpentinen aus großer Höhe durch ein sehr fruchtbares Tal, wo auf Terrassen Felder angelegt sind, mit vielen Palmen hinunter zur Küste, dem Touristenort mit Badestränden.

Nach dem Kennenlernen aller kanarischen Inseln fassen wir ein kleines Zwischenfazit. Alle Inseln sind vulkanischen Ursprungs und deshalb eher rauher und schroffer mit teilweise wüstengleichen Gegenden. Lanzarote und Fuerteventura haben dabei am wenigsten Vegetation, erstere allerdings beeindruckende Lavalandschaften. Fuerteventura hat die schönsten Sandstrände und Panoramen in großer Farbvielfalt, sagte uns aber insgesamt am wenigsten zu. La Palma und El Hierro, beide etwas ab vom Schuss im Westen gelegen, sind eher ruhig und unaufgeregt mit herrlichsten Aussichten und Panoramen. Tolle Tauchgründe und beste Wandermöglichkeiten in schattigen Wäldern bieten gute Freizeitmöglichkeiten. Abgesehen von dem netten Ort San Sebastian hat La Gomera keine wirklich hervorstechende Eigenart. Wir haben eine schöne Zeit hier verlebt aber nichts angetroffen, was wir nicht schon auf den anderen Inseln erlebten. Teneriffa und Gran Canaria, die beiden großen Hauptinseln des Archipels, sind sehr vielseitig und abwechslungsreich und bieten fast alles, was man auf den kleineren Inseln auch findet und dazu einiges mehr(Städte, Teide, Maspalomas usw.). Allerdings geht auf beiden ein wenig das Gemütliche und Originelle verloren. Die Kanaren, durch ihre Lage im Atlantik und im Einfluss des Passats, sind in Bezug auf Segeln eine ganz andere Region als das Mittelmeer. Kontinuierlich eher stärkere Winde aus einer vorherrschenden Richtung bringen für wetterfeste Segler gute und planbare Verhältnisse. Wer eher ruhige Tage mag und dies am liebsten vor Anker in einer ruhigen Bucht, ist hier nicht so gut aufgehoben. Gute Ankerplätze gibt es hier selten, am ehesten rund Lanzarote, weshalb wir diese Insel auch als unseren Standort hier favorisieren. Abgesehen vom Seglerischen sind die Kanaren speziell, natürlich nicht so vielseitig wie das Mittelmeer (Kultur, Sehenswürdigkeiten, Küche etc.) aber trotzdem ein wunderbarer Ort seine Zeit schön zu verbringen. Wir bleiben vorerst hier und werden mit den gewonnen Eindrücken, uns je nach Geschmack die nächsten Buchten und Inseln aussuchen.

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