Jan

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Am Morgen heißt es dann: Einklarieren. Bootsnachbarn geben den Tipp, nicht vor 10 Uhr dort zu sein, denn dann haben die Beamten viel zu tun mit den Kreuzfahrtschiffen, die jeden Tag kommen und gehen. Wir fahren also gemütlich mit dem Dinghi in den alten Hafen bis zu einem Anleger für Beiboote. Die Navigation auf See klappte ja recht gut, immerhin haben wir es bis Barbados geschafft. An Land haben wir so unsere Probleme. Mit immensen Umwegen schaffen wir es dann jedoch zum Immigration Office and Customs.

Da wir jedoch so lange gebraucht haben ist lunchtime. Die Wartezeit in dem vollen und hektischen Empfangsgebäude für die Kreuzfahrer ist nicht mehr unser Ding. Entwöhnt von vielen Menschen und lauter Geschäftigkeit sind wir schnell genervt.

Nach der freundlichen Behördenprozedur fahren wir mit dem Taxi in die Innenstadt und essen erst einmal etwas. Auf dem Balkon über der Hauptverkehrsstraße der Stadt können wir erste karibische Eindrücke sammeln. Auch nutzen wir das Wlan des Lokals. Familie, Freunde und Bekannte müssen ja von unserer gelungenen Passage informiert werden. Bei unserem ersten Versuch in karibischen Gewässern zu baden geht unsere nagelneue Badeleiter auf Grund. Die 2 Schrauben am Scharnier müssen sich wohl losgerüttelt haben und als Uwe sich abdrückt verabschieden sie sich mit dem Ergebnis, dass der untere Teil der Leiter 11m tief auf Tauchstation geht. Keiner von uns traut sich zu, dort hinunter zu tauchen. Daher hole ich meine Tauchausrüstung heraus und berge damit das verlorene Teil. Schon sehr hilfreich, gut ausgestattet zu sein.

Entweder schaffen wir es mit konstanter Präzision an den Orten und Lokalen, wo was los ist, vorbei zu gehen oder es gibt diese nicht in Bridgetown. Vielleicht sind wir Rentner auch viel zu schnell müde und die Partys steigen, wenn wir schon tief und fest schlummern. Jedenfalls haben wir den Eindruck, hier nichts zu verpasst zu haben, wenn wir schon nach 3 Tagen wieder fahren. Da unsere nächsten Ziele in den Grenadinen liegen, mit wenig Aussicht auf gute Supermärkte, muss noch auf Barbados eingekauft werden. Dies erledigen die 2 anderen, während ich mich wieder zu den Behörden begebe zwecks Ausklarierung. Von anderen Seglern aus Deutschland bekomme ich den Tipp, nahe unserem Ankerplatz schnorcheln zu gehen, dort gebe es ein paar Wracks. Nachdem wir unsere Dieseltanks an der Tankstelle befüllt haben ankern wir nochmals etwas näher an besagten Tauchspot. Wir hatten uns die Tage über auch schon gewundert, warum ständig Ausflugkatamarane mit hunderten von Touristen diese Bucht anfahren. Mit dem Dinghi dort angekommen steigen wir ins Wasser und wissen warum. Schildkröten und die buntesten Fische schwimmen um uns herum, insbesondere in den Wracks haben sie ihre Heimat gefunden. Dort wachsen auch Korallen und wunderschöne Unterwasserpflanzen.

Zurück an Bord wird noch das Abendessen gekocht, das Boot wieder seefest gemacht und die Segel für die 110Sm Überfahrt nach Union Island vorbereitet. Es sind 8-14kn Wind aus Nordost vorausgesagt. Entgegen meiner eigenen Vorgaben es nicht zu tun, entscheiden wir uns, die Fahrt mit dem Parasailor bei Dunkelheit zu machen. Wir werden die Nacht durchsegeln und am frühen Nachmittag in den Grenadinen ankommen. Bei schwachem anfänglichem Wind scheint die Wahl auch gut und berechtigt. Nur, dass der Wind eher aus Nord als aus Nordost kommt ist lästig, da wir den Parasailor auf fast Halbwindkurs fahren müssen. Bei wenig Wind ist das kein Problem. Als ab Mitternacht immer wieder Squalls auf dem Radarschirm auftauchen, werde ich doch besorgter. Die Böen dieser Squalls legen Avalon dann mächtig auf die Seite, weshalb ich den Kurs jedes Mal ändern muss, um vor dem Wind abzulaufen. So ist es recht spannend, wenn dann Böen von 18-28kn Avalon ordentlich beschleunigen. Als kurz vor dem Morgengrauen immer größere Wolkenberge um uns herum auftauchen siegt die Vernunft und wir bergen die 166qm Segel, damit wir keine ernsten Probleme bekommen. Bei Halbwind kommen wir aber auch mit Groß und Passatsegel auf Backbordbug recht gut voran. Als der Wind dann auf Ost dreht müssen wir immer wieder halsen, um uns durch die Inseln zu manövrieren. Kurz vor Ende frischt es nochmals richtig auf. Bei bis zu 30kn Wind ist es längst überfällig das Groß zu reffen. Als wir zu dem Manöver in den Wind gehen müssen, fliegt so einiges an Bord durcheinander, zudem löst sich der Baumniederholer und schlägt auf die Sprayhood. Ein Sicherungsring muss sich irgendwann mal verabschiedet haben. Trotz dieser Umstände gelingt das Reffen sehr gut und wir können den Weg bis nach Clifton auf Union Island gemächlich fortsetzen. Dort angekommen erwartet uns Karibik pur. Versprengte kleinere und größere Inseln, weiße Sandstrände, Palmen und jede Menge Segelboote. Wir lassen uns von einem Boatboy an eine Mooringboje lotsen. Die 30€ sind es uns wert, nicht lange nach einem passenden Ankerplatz suchen zu müssen, weil wir heute noch einklarieren wollen. Ich lasse mich dafür an Land bringen, während die beiden anderen Avalon klar machen und aufräumen. Hätte man Internetzugang und wüsste man, dass es die Möglichkeit gibt, die Anmeldung online vorzubereiten, wäre es sicher eine recht schnelle Prozedur gewesen. Ahnungslose wie ich, müssen dies alles dann halt vor Ort hinbekommen. Stunden später lasse ich mich wieder abholen. Wir essen an Bord und gehen auf einen Rum Punch an Land. Es bleibt nicht bei einem !

Wir schlafen lange aus. Dann ist etwas Bootsarbeit angesagt. Das Passatsegel wird abgeschlagen und dafür die Arbeitsfock angeschlagen. Wir erwarten ab nun eher Amwindkurse und dafür ist die Passatbeseglung nicht gedacht. Auch der Parasailor wird zum Trocknen aufgehängt, um ihn dann im Vorschiff verstauen zu können. Mit dem Dinghi geht es dann auf Entdeckungstour. Wir wollen unseren ersten Sandstrand dieser Fahrt betreten. Auf Happy Island finden wir den nicht, allerdings teures Bier und eine Truppe Chartersegler aus Kanada, die schon jede Menge Cocktails intus haben. Nett und ausgelassen wird Völkerverständigung betrieben. Danach geht es an einen Strand beim Surfcamp. Hier chillen wir bis kurz vor Sonnenuntergang. Ein kurzes Bad über die nun intakte Badeleiter kühlt den Körper erfrischend ab. Heute bleiben wir auf der Avalon und gehen früh zu Bett.

Am nächsten Tag wollen wir hinüber zu den Tobago Cays, Luftlinie nur 3,5Sm entfernt. Vorher müssen aber noch Sim-Karten gekauft werden für den Internetempfang, damit wir mit euch kommunizieren können. Anker auf und Wasser produzierend geht es unter Motor gegen den Wind um Union Island herum, Mayreau passierend in die Cays, welche durch ein Riff vor den Wellen des Atlantiks geschützt, schnell erreicht werden. 5 kleine Inselchen, wie man sich die Karibik vorstellt, wie sie in Filmen gezeigt werden. Wir finden eine Mooring-boje direkt vor einem fantastischen Sandstrand. Auf der gegenüberliegenden Seite liegen viele Boote vor einer anderen Insel mit weißen Strand, dahinter das Riff mit den brechenden Wellen. Wir kneifen uns ständig, weil es kaum zu verstehen ist. Ein paar Meter sind es nur zum Strand. Wir schnorcheln dort hin und sehen unterwegs viele bunte Fische. Dann liegen wir auf dem Sandstrand, Avalon vor uns in der Sonne und wir werden uns bewusst, dass wir bis hierhin selber gesegelt sind.

Abends rudern wir mit dem Dinghi an den Strand und gehen 100m auf die andere Seite der Insel. Dort liegen abermals viele Boote und am Strand ist ein Barbeque aufgebaut. Lobster vom Grill mit leckerem Gemüse, Reis, Kartoffeln, alles nicht günstig aber lecker. Zum Ende dieses wirklichen tollen Tages gehen wir bei Mondschein zurück zum Dinghi. Der helle Mond leuchtet uns auf dem weißen Sand den Weg durch die Inselvegetation. Kitschiger und schöner könnte es in keinem Piratenfilm gezeigt werden. Zufrieden sitzen wir danach im Cockpit und finden Zeit diese Zeilen zu schreiben.

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2 Responses

  1. Joachim A. Voltz4. Februar 2023 @ 17:07Antworten

    Herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Atlantik
    Überquerung. Viel Spaß in der Karibik

    Elke & Joe Sy Saphira

    • Danke euch beiden. Es ist wirklich ein kleines highlight und hinterlässt einen zufrieden und stolz. Den Spaß hier haben wir und werden ihn hoffentlich noch einige Wochen haben.
      Euch alles Gute und eine tolle Segelsaison im Mittelmeer.



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