Feb

15

Am Vorabend meines Geburtstages sind wir anfangs zu dem, keine 100m entfernten, mitten in der Bucht gelegenen Schwimmponton gefahren, auf dem eine Bar ihre Kunden empfängt. Diese Geschäftsidee ist während der Covid-Zeit entstanden, als die Yachties der Bucht nicht an Land durften. Auf dem Barponton gab es damals wohl keine Einschänkungen. Inzwischen ist es ein Treffpunkt von Einheimischen und den Besatzungen der Segelboote.

Dort haben wir einige Cocktails zu uns genommen, um dann an Land ein Restaurant für das Abendessen zu finden. Am Geburtstagsmorgen überraschen meine Mitsegler mich mit einer Girlande quer über das Cockpit und einem T-Shirt von der Bar „The Whaleboner“, in der wir gesessen haben. Dieses Lokal mit Barhockern aus Wirbeln eines Wales gab es schon vor 35 Jahren, als Uwe bei seinem ersten Karibikaufenthalt auf Bequia war.

Vor unserer Abfahrt müssen wir das Großsegel gangbar machen, da wir es wohl beim letzten Einrollen schief aufgewickelt haben. Dies ist nicht so einfach, weil es beim Ausrollen immer wieder klemmt. Ich werde deshalb ein Stück weit in die Höhe gezogen, um am Mast das Segel daran zu hindern schief aus dem Profil zu kommen. Trotz ordentlich Wind gelingt die Aktion und wir können den Weg nach St Vincent, der Hauptinsel der Grenadinen antreten. Unser Freund aus der Zeit in der Türkei, Wolfgang, gab uns den Rat in die Cumberland Bay zu fahren. Dort hatte ein Boatboy namens Kenny sich öfter um ihn gekümmert und alle möglichen Events und Touren organisiert. Nach einem tollen Segeltag mit 20kn am Wind kommen uns schon einige Meilen vor der Cumberland Bay mehrere Boatboys mit ihren kleinen Motorbooten entgegen. Einen, der vom Alter auf Wolfgangs Beschreibung passen könnte, frage ich nach seinem Namen. Es ist Kenny. Ich frage ihn, ob er Wolfgang kennt, worauf langes Nachdenken folgt. Ich frage, ob er den Segler Yavas Yavas kennt (das Segelboot von Wolfgang). Da leuchten seine Augen und mit Freude bejat er die Frage. Wir sollen ihm folgen und er prescht davon. Ich glaube, jetzt haben wir gute Karten. Auch uns bietet er an, Touren zu organisieren, doch wir müssen leider ablehnen, da wir morgen weiter wollen nach St. Lucia. Wir machen mit Landleine achtern an einer Palme fest, während uns der Anker nach vorne hält. Um nicht das Dinghi ins Wasser lassen zu müssen, holt uns Kenny abends ab, damit wir in dem Lokal direkt hinter unserem Heck den bestellten Fisch essen können. Nicht nur für uns auf der Veranda ist es ein sehr schöner Abend, sondern wohl auch für Kenny, der sich mit Freunden im Lokal aufhält. Immer, wenn ich ins Lokal komme steigt mir der eindeutige und beschwingt machende Rauch einheimischer Tabakwaren in die Nase. Wolfgang erwähnte schon, dass Kenny wohl der bekiffteste Boatboy der Karibik wäre.

Am nächsten Morgen geht es dann in 7 Stunden die 49 Sm weit nach St. Lucia in die Marigot Bay. Bis wir in Lee (windabgewandte Seite) von St. Lucia sind ist es wieder ein Amwindkurs der richtig Spaß macht. Danach muss der Motor ran. Pünktlich zum Sonnenuntergang kommen wir an und bekommen eine der letzten freien Mooringbojen in der inneren Bucht. Wir werden begrüßt von uns unbekannten Tiergeräuschen aus dem Mangrovenwald, der nur 30m entfernt von Avalon beginnt. Auch an die Marigot Bay hat Uwe beste Erinnerungen von vor 35 Jahren. Allerdings hat sich mächtig viel verändert und die Bucht hat den Charme von früher verloren. Wir genießen dennoch den Abend mit den neuen Eindrücken am Mangrovenwald. Morgens verholen wir an den Steg vor dem Marine Village. Hier können wir Einklarieren und haben Stromanschluss für den Betrieb der Waschmaschine. Bevor Steffi ankommt wollen wir Avalon wieder auf Vordermann bringen. Bettwäsche und Kleidung ergeben 8 Waschmaschinen-ladungen. Da es immer mal wieder für einige Minuten regnet ist es ein ständiges Aufspringen um die fast trockene Wäsche von der Leine zu holen und dann ein paar Minuten später wieder aufzuhängen. Zur Belohnung gibt es abends dann ein paar „Hurricans“. Das sind leckere Cocktails, die zur Happy Hour auch nicht ganz so teuer sind. Zu Uwe´s Karibikzeiten hießen die noch „Hurrican Hangover“. Unsere Freunde von der Carpe Diem kommen auch nach ihrer langen Atlantiküberquerung auf St. Lucia an. Allerdings ist ihr Ankunftshafen die Rodney Bay, ganz im Norden der Insel. Ich hole Steffi vom Flughafen ab, wo sie mit einem kleinen Inselhopper von Barbados ankommt. Zu viert feiern wir unser Wiedersehen nach fast 7 langen Wochen. Es gibt viel zu erzählen.

Am nächsten Morgen holt uns die Carpe Diem Crew, Nadja, Klaus, Claude und Christian zu einer Inselrundfahrt mit Bus und Fahrer ab. Es geht auf teils steilen und engen Straßen im Linksverkehr durch die wunderbar grüne Vegetation der Insel. Immer wieder bieten sich wunderschöne Ausblicke auf die grünen Berge und Täler sowie auf tolle Buchten und bunte Fischerdörfer. Besonders prächtig ist der Blick auf die Pitons, 2 Berge die das Wahrzeichen der Insel und auf deren Flagge stilisiert sind. Danach gehen wir in heißen Schlammbädern vulkanischen Ursprungs baden. Man soll dadurch jünger werden….

Auch ein interessanter Besuch in einem botanischen Garten mit tollen Pflanzen steht an.

Abends fahren wir mit nach Rodney Bay weil dort eine Street Party stattfindet. Auf einem Platz wird ein Barbeque veranstaltet mit gegrilltem Fisch und Allerlei. Danach geht es auf die Partymeile, wo bei reichlich Rumpunch und Ähnlichem, bei heißen Rythmen ausgiebig getanzt wird. Wir halten uns aber zurück und lassen uns schon bald zurückfahren, denn am nächsten Morgen soll es weiter gehen nach Martinique.

Beim Aufstehen merke ich aber schon, dass es meinem Bauch gar nicht gut geht. Nach etlichen Besuchen der Toiletten der Marina klarieren wir aus und brechen auf Richtung Norden. Bis zum Nordkap St. Lucia´s wollen wir motoren. Nach 3-4 Sm bei teils heftigen Böen und Regenschauern wird mir schwindelig und ich bekomme einen Kreislaufkollaps. Meine Freunde bringen mich wieder zu Bewusstsein und unter Deck. Dort muss ich mich auch übergeben. Meine Anweisung Segel zu setzen und nach Martinique weiter zu segeln befolgen sie glücklicherweise nicht, sondern steuern Rodney Bay an. Im Krankenhaus bekomme ich eine Infusion und einige Medikamente für die nächsten 5 Tage verschrieben. Ich muss mir irgendwas auf unserem Ausflug oder der Street Party eingefangen haben, was mich ordentlich aus der Bahn warf. Unter Diät stehend verbringe ich mit den anderen 2 Tage in der Marina Rodney Bay bevor wir dann bei herrlichem Wetter die 25 Sm bis zur Ankerbucht bei St. Anne auf Martinique zurücklegen. Es ist der letzte Schlag für Jens und Uwe und nochmals Segeln wie es schöner nicht sein kann. Der Anker fällt direkt neben Carpe Diem.

Mein Unwohlsein hat den Zeitplan durcheinander gebracht, wodurch Jens und Uwe nun nicht mehr die Gelegenheit haben, Martinique genauer kennen zu lernen. Unseren letzten gemeinsamen Abend dürfen wir alle auf der Carpe Diem verbringen. Zu acht wird gegessen, getrunken, gesungen und ein wunderschöner Abend mit Blick auf die große Bucht genossen. Insbesondere Jens und Uwe sind Nadja und Klaus sehr dankbar dafür, so einen tollen Abschiedsabend noch erleben zu dürfen.

Am Morgen des Abflug´s der beiden stellt sich die Frage, wie sie samt Gepäck trocken an Land zu bringen. Wir erkunden St. Anne mit dem Ergebnis, dass es hier keine Wassertaxis gibt, die sie von der Avalon abholen könnten. Die weite Fahrt im Dinghi bei starkem Gegenwind würde alle duchnässen. Also verholen wir Avalon möglichst weit in Richtung Anleger, Ankern dort und ich bringe beide mit dem Dinghi an Land. Leider geht eine wunderbare gemeinsame Zeit vorbei, die wir 3 fest in Erinnerung haben werden. Es hat sich gelohnt, dass wir so lange an diesem Vorhaben, unserem Abenteuer, festgehalten haben und es schließlich umsetzten.

Während die 2 auf dem langen Heimweg sind richten Steffi und ich uns in unserem Zuhause wieder so ein, wie wir es gewohnt sind. Abends sind wir wieder auf Carpe Diem eingeladen. Am nächsten Morgen brechen unsere Freunde auf zu anderen Buchten auf Martinique und dann weiter nach Domenica. Jetzt sind wir 2 wieder allein und freuen uns auf einige chillige Tage in dieser Bucht.

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