Jul

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Von Brunswick aus geht es der Küste Georgia´s entlang nach Savannah, dieser schönen Südstaaten-Stadt, die oft im Schatten von Charleston steht. Die Küsten von Georgia sowie von South und North Carolina sind geprägt von vielen weit verzweigten Flußläufen, die im Mündungsgebiet sumpfige mit Schilf und Gräsern bewachsene Flachwasser haben. Im wiesenähnlichen Flachland tauchen immer wieder Steganlagen mit Motorbooten auf.

Bis tief ins Hinterland werden die Wasserläufe für Wassersport und Angeln genutzt. Früher war diese feuchtheiße mit Milliarden Mücken verseuchte Gegend kein Freizeitspaß, sondern qualvoller Arbeitsplatz vieler Sklaven. Reis, Indigo, später Baumwolle wurden angebaut und schweißtreibend geerntet. Auf dem Rücken der Sklaven kamen die Großgrundbesitzer zu erheblichem Reichtum, was sich in den prunkvollen Villen und Landsitzen widerspiegelte.

Tiefer im Landesinneren gibt es heute große aufgeforstete Flächen. Hauptsächlich werden hier Kiefern gepflanzt und geschlagen. Savannah liegt am gleichnamigen Fluß, der ausgebaggert und für die ganz großen Containerschiffe befahrbar gemacht wird. Früher wurden in dem Hafen die Erzeugnisse der Region verschifft aber auch die Sklaven angelandet, um dann auf den Märkten an ihre neuen Besitzer verkauft zu werden. Denkmäler erinnern an diese Zeit. Auch Martin Luther King jr. ist ein Denkmal gesetzt worden, da er von Savannah aus eine seiner Kampagnen für die Gleichberechtigung von Afroamerikanern startete. In der Stadt gibt es einige große Museen und viele hübsche alte Gebäude. Das schönste aber sind die vielen Parks und die Komposition der Alleen mit den Häuserfronten. Trotz der schwülen Hitze bewältigen wir die nicht all zu großen Strecken zu Fuß. Die Hop On and Off Bustour würde 35$ pro Nase kosten, was uns zu teuer ist.

Am nächsten Morgen fahren wir einige Meilen am Savannah River Richtung Meer. Wie bei fast allen Flüssen wurden zum Schutze der Städte Festungen (Forts) an die Ufer oder auf Inseln erbaut. Dieser Schutz gegen feindliche Flotten hatte sowohl im Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten wie auch im Bürgerkrieg gegen die Unionstruppen seine strategische Bedeutung. Das Fort Pulaski hier am Savannah River hielt den Unionstruppen allerdings keine 2 Tage stand.

Über eine sehr hohe und lange Brücke kommen wir in unseren nächsten Bundesstaat, nach South Carolina, so wie auch Georgia schon einer der Gründungsstaaten der jungen Nation USA. Wir fahren zur berühmten Urlauberinsel Hilton Head Island. Baumbestandene Alleen, Golfplätze, Pferdezuchten, exklusive Villen und teure Yachten an den Anlegern zeugen von sehr viel Geld, was hier vorhanden sein muss. Dennoch kann hier das Schicksal in Form von Aligatoren auch Reiche treffen. Wir lesen von einem Todesfall einer 69 jährigen, die morgens beim Gassigehen mit dem Hund angegriffen wurde. Wir erreichen unseren nächsten Zielort Charleston schon sehr früh. Somit erkunden wir noch vor dem Einchecken beim Hotel die hübsche Stadt (wieder zu Fuß). Auch hier sind es wie in Savannah die tollen Häuser und öffentlichen Gebäude, die begeistern. Am folgenden Morgen erkunden wir noch ein besonders hübsches Viertel im äußersten Süden der Altstadt, dort wo sich Ashley River und Cooper River treffen und die Halbinsel begrenzen.

Von hier aus hatten die Konförderierten das mit Unionstruppen besetzte Fort Sumter auf einer vorgelagerten Insel beschossen und damit den Bürgerkrieg ausgelöst.

Man hat einen sehr guten Eindruck davon, wie reich und wohlhabend die Stadt und viele ihrer Einwohner gewesen sein müssen. Man darf nicht vergessen, dass viel auf die Ausbeutung der Sklaven zurück geht. Nach dem Bürgerkrieg war die Stadt kurz vor dem Verfall. Anfangs des 20. Jhdt konnten viele Gebäude dann aber wieder restauriert werden und bieten abermals einer sehr wohlhabenden Bevölkerungsschicht ein imposantes und hübsches Dach über dem Kopf.

Den zweiten Tag wollen wir eigentlich in erster Linie zum Ausspannen nutzen. Daraus wird aber nichts. Ich bringe Steffi in eine Shopping Mal und soll sie später nach einem Anruf wieder abholen. Unser gemeinsamer Mobilfunkzugang versagt dann aber seinen Dienst. So können wir uns telefonisch nicht erreichen und auch die Orientierung in der fremden Stadt ist ohne Internet fast nicht möglich. Somit machen wir uns unabhängig von einander mehr Gedanken um den anderen, was der jetzt wohl unternimmt und wie wir wieder zueinander finden können. Ohne Telefon und Internet ist man heute fast verloren bzw vor ungewohnte Probleme gestellt. Somit haben wir 3 Stunden Aufregung und abends richtig Hunger. Entspannung geht anders.

Die Fahrt von Charleston Richtung North Carolina führt uns als erstes über den Cooper River auf das nördliche Ufer Mt Pleasant. Hier befindet sich die berühmte Plantage Boone Hall. Berühmt deswegen, weil die lange Eichenallee davor und die große Villa Filmkulisse in „Fackeln im Sturm“ , der Fernseh-Reihe über den amerikanischen Bürgerkrieg, gewesen sind. Der Zugang zur Plantage ist verschlossen als wir ankommen. Den hohen Eintrittspreis wollen wir auch nicht bezahlen. Daher fahren wir weiter und hoffen bei anderen Plantagen mehr Glück zu haben. Über unzählige Wasserläufe geht es dahin durch Wälder oder aber die weitläufigen Schilfgebiete und Sümpfe in den Flußmündungen.

Die Hopsewee Reisplantage hat auch geschlossen, dafür haben wir Glück bei der Hampton Plantage. Ohne Eintritt bezahlen zu müssen, können wir auf das Gelände und von außen das Anwesen sowie die übrigen Häuser, Stallungen und Reste der Plantage besichtigen. Allerdings ist die Freude darüber nur von kurzer Dauer, denn sehr agressive Mücken zwingen uns schon nach wenigen Minuten zurück ins Auto. Diese imposanten Anwesen in der schönen Landschaft gesehen zu haben ist dennoch ein tolles Erlebnis. Wie muss es den Sklaven in der sengenden Sonne bei harter Arbeit mit den vielen Insekten ergangen sein?

Die Küste der Carolinas ist über 100 km ein einziger langer Sandstrand. Wie bei Myrtle Beach stehen dort leider Hotels als Betonklötze dicht an dicht. Wir trinken kurz einen Eiskaffee und fahren gerne weiter. Auch wenn der Wind weniger stark auflandig wäre, ist dies nicht das Stranderlebnis, was wir im Urlaub haben wollen.

Als wir Wilmington, die größte Hafenstadt Nord Carolina´s erreichen, liegt Regen in der Luft. Dunkle Wolken lassen erahnen, dass auch hier ein größeres Gewitter im Anmarsch ist. Das passende Wetter, um im Inneren des Schlachtschiffes „North Carolina“ zu verschwinden und es zu besichtigen. Im 2. Weltkrieg war es das schnellste Schlachtschiff der Amerikaner und im Pazifik bei fast allen Kriegsschauplätzen im Einsatz. Die Bürger der Stadt Wilmington konnten die Verschrottung nach dem Krieg verhindern und holten das Schiff als Museum in den Hafen vor der Stadt. Der Rundgang im Schiff mit all seinen Räumen und Gerätschaften ist wirklich interessant und lässt die Dramatik erahnen, die sich nicht nur bei Kampfeinsätzen dort ereignet haben muss. Abends sowie am nächsten Morgen fahren wir durch die Straßen der netten Stadt ohne sie aber weiter besichtigen zu wollen. Dafür haben wir bislang schon zu viele Innenstädte gesehen mit schöneren Straßenzügen. Während des Bürgerkrieges wurden alle Häfen der Südstaaten von den überlegenen Schiffen der Unionsmarine blockiert, damit keine kriegswichtigen Güter die Konförderierten erreichen konnten. Wie auch andere Häfen der Carolinas war insbesondere Wilmington die Stadt mit den erfolgreichsten Blockadebrechern.

Wir verlassen nun die Küste, um weiter ins Landesinnere zu fahren. Auf der Interstate 40, einer Autobahn geht es Richtung Raleigh, der Hauptstadt von North Carolina. Die Stadt ist nach dem berühmten Seefahrer benannt, der im Dienste der englischen Königen Elisabeth I den Küstenabschnitt in Besitz nahm und mit Kolonisten besiedelte. Wir machen nur einen kurzen Bummel durch die Stadt. Das eintrittsfreie Kapitol ist wegen Umbauarbeiten leider geschlossen. Dafür gucken wir uns aber im historischen Museum daneben die Ausstellung über Besiedlung und Geschichte North Carolina´s an. Chronologisch wird gezeigt wie die Entwicklung in diesem Teil Amerika´s von vor dem Erscheinen der Europäer bis heute verlaufen ist. Wir machen diese Zeitreise im Eiltempo, da wir heute irgendwie ausgelaugt und erschöpft sind. Zu viele Eindrücke und anstrengende Kilometer im Auto liegen hinter uns. Wir freuen uns auf unser gutes Motelzimmer, um mal nichts zu tun.

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