Jul

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Frederickstown liegt ungefähr auf halber Entfernung zwischen Richmond und Washington, den beiden Hauptstädten der Bürgerkriegsparteien und war deswegen auch Schauplatz von Schlachten. Zu Beginn des Krieges haben die Südstaatler den Unionstruppen hier eine herbe Niederlage verpasst. An den Orten des Geschehens stehen Hinweisschilder und beschreiben das Grauen dieser Tage.

Für die Weiterfahrt nach Washington nehmen wir die Nebenstraßen in Maryland (Staat Nr.7 für uns), da wir ein bisschen von der Landschaft an der Chesapeake Bay und dem Potomac River sehen wollen. Dabei stoßen wir auf das alte Fort Washington. Es wurde am Fluß gebaut, um die Hauptstadt vor Angriffen von Kriegsschiffen aus zu schützen. Mit unserem inzwischen „immensen Wissen“ über Befestigungsanlagen und bei der Größe der Anlage mit ihren vielen Batterien verschiedener Geschütze, kommen wir zu der Aussage, dass hier kein englisches Schiff im Krieg von 1812 ein Chance hatte. Beim Gang hinunter zum Fluss müssen wir dann aber lesen, dass das Fort bei der Annäherung der englischen Flottille gesprengt wurde und die Besatzung floh. Hhmmm (Die Erklärung: 1812 war das Fort viel kleiner und wurde erst nach dem Krieg und der Verwüstung der Stadt zu seiner jetzigen Größe und Stärke ausgebaut).

Unsere Unterkunft für Washington liegt im Stadtteil Arlington. Vom Hotel gibt es einen Shuttleservice zur Metro. Diese nutzen wir gleich am ersten Abend, um uns unser erstes Baseballspiel überhaupt anzusehen. Im Spiel der Profis aus der MLB, der Major League Baseball, stehen sich heute Abend die Washington Nationals und die San Francisco Giants gegenüber. Wir wollten auf keinen der hinteren Plätzen sitzen und haben bei der Reservierung etwas mehr ausgegeben. Am Ende des Abends ist dann allerdings eine Lawine von Ausgaben zusammen gekommen. (Gebühren und Steuern für die Karten, Schließfach für den Rucksack, Verpflegung in den 2 ½ Stunden usw) Eine Dose Bier kostet 16,50 $. Wir sitzen im Gästeblock und haben einen älteren Herrn und Anhänger der Giants neben uns. Als er erfährt, dass wir Deutsche sind und dies unser erstes Spiel ist, versorgt er uns den ganzen Abend mit Informationen über Regeln und Insiderdinge. Zu seinem Ärger gewinnt letztlich die Heimmannschaft. Uns hat das ganze sehr viel Spaß gemacht und wir verfolgen ab diesem Abend die weiteren, täglichen Spiele der Nationals, die JEDEN Abend in TV und im Internet übertragen werden.

An den 2 folgenden Tagen bekommen wir runde Füße bei der Besichtigung der Sehenswürdigkeiten auf Washington´s Mall im District of Columbia. Das weiße Haus, das Capitol, Lincoln Memorial, Jefferson Memorial, Arlington Friedhof, die Museen des Smithonian und vieles mehr wollen bestaunt werden. Viele Bauwerke werden aktuell renoviert oder sind seit einigen Jahren dem Publikum nicht mehr zugänglich. Wir wollen mit dem Fahrstuhl im Washington Monument, dem berühmten Obelisken im Zentrum der Mall an dessen Spitze fahren. Die Karten dafür sind allerdings schon viele Tage im Voraus ausverkauft. Der Besuch im Museum der „native american indians“ ist sehr interessant. Obwohl uns ja vieles von der Geschichte der „Indianer“ bekannt war, gehen wir mit Wut im Bauch auf die „Weißen“ und etwas deprimiert aus dem Museum. Hoffentlich finden möglichst viele Amerikaner den Weg hierher, um vielleicht aus ihrer Geschichte zu lernen und etwas selbstkritisch zu werden. Positiv ist jedoch, dass es eine Demokratie wie in den USA möglich macht, unbequeme Fakten zu präsentieren und zur Diskussion anzuregen. In totalitären Staaten, die einseitig nur ihre „Heldentaten“ zur Schau stellen, wäre so etwas undenkbar.

Einige Museen nehmen Eintritt. Viele andere sind, wie das der native indians kostenlos zu erleben. Wir schauen uns dennoch keine mehr an. Mein letzter Aufenthalt hier war 1986. Das Martin Luther King Memorial und das Museum für „african american history“, beides sehr beeindruckend, habe ich damals nicht gesehen. Ob es an den aktuellen Temperaturen liegt oder daran, dass ich älter geworden bin. So anstrengend habe ich das Ganze nicht in Erinnerung.

Seit einigen Tagen habe ich das Gefühl, dass unser Auto etwas unrund läuft. Vibrationen bei höheren Geschwindigkeiten und Wackeln bei Schritttempo lassen erahnen, dass mit den Reifen etwas nicht stimmt. Ich bocke das Auto beim Hauptverdächtigen, dem linken Hinterrad hoch und sehe sofort, dass die Lauffläche sich an einer Stelle wölbt. Der fällige Reifenwechsel in der Werkstatt geht schnell und kostet auch nur 75$ für einen gebrauchten. Zunächst geht es dann zur Welthauptstadt des Segelns nach Annapolis. Einmal im Jahr gibt es dort die weltgrößte Bootsmesse, was im Wasser ausgestellte Segelboote anbelangt. Die große maritime Geschichte sieht man der hübschen Stadt überall an. In Baltimore essen wir bei unserer kurzen Visite in einem guten Restaurant am Hafen. Ein rascher Besuch im Hard Rock Cafe nach dem Bummel am Hafen ist auch noch drin, dann geht es weiter. Wir nehmen wieder nicht den direkten Weg nach Philadelphia (Bundesstaat Pennsylvania), sondern fahren über Land und übernachten in einem Golf-Hotel in York. Beim abendlichen Essen und Baseballspiel im TV kommen wir mit anderen Gästen ins Gespräch. Wie fast überall auf unserer Reise geht das ausgesprochen schnell. Und auch hier gibt es Bewunderung wegen unserer Abenteuer bei der Atlantiküberquerung und der Weiterreise mit Boot und Auto.

Der nächste Tag bringt dann nicht die erhoffte Erholung. Wir wollen nur ein paar Meilen fahren, um vor Philadelphia und New York noch etwas Kraft zu tanken, auszuspannen und die weiteren Stationen in Bezug auf Sehenswürdigkeiten und Unterkünfte zu planen. Wegen einem Todesfall in Steffi´s Familie werden wir in den nächsten Tagen ab New York nach Hause fliegen. Auch das will geplant werden.

Nach einer kleinen Rast springt das Auto auf einmal nicht mehr an. Auch Überbrücken unter Mithilfe eines netten Amerikaners haucht dem Chrysler kein Lebenszeichen ein. Ich rufe die Notrufnummer unserer Versicherung an und die schickt einen für uns kostenlosen Abschleppdienst. Als dieser nach 1 ½ Stunden erscheint, hilft ein kurzer Impuls aus seinem Starthilfegerät und der Motor springt an. Nach der Diagnose „kaputte Batterie“ kaufe ich eine neue, die mir freundlicherweise auch gleich eingebaut wird. Auch so kann man seinen Ruhetag verbringen.

Westlich von Philadelphia, wo wir uns gerade befinden, leben die Amisch People. Dies ist eine Bevölkerungsgruppe, hauptsächlich deutschen und holländischen Ursprunges, die sich vielen Errungenschaften des technischen Fortschritts verweigert und ihre traditionelle Lebensweise bewahrt. So sind private Autos tabu und auch Traktoren sowie kommunale Stromversorgung, Telefon, Fernsehen uvm werden abgelehnt. In Gruppen von einigen benachbarten Farmen wird sich geholfen und die sozialen Kontakte gepflegt. Die Amischen haben aufgrund ihrer handwerklichen Fertigkeiten ein hohes Ansehen bei der restlichen Bevölkerung und ihre zum Verkauf stehenden Produkte sind begehrt. Sie sind leicht zu erkennen, wenn sie mit Pferd und Wagen auf den Landstraßen fahren, mit Pferden und passenden Gerätschaften ihre Felder bestellen oder mit Rollern in der Gegend herumfahren. Die Frauen und Mädchen sind meist einfarbig gekleidet und haben eine weiße Haube auf dem Kopf. Auch die meist bärtigen Männer sind oft schlicht gekleidet. Hin und wieder trifft man sie aber auch in Urlaubsgegenden, auch so gekleidet. Unglücklicher als die „normalen“ Kinder sehen auch deren Jungen und Mädchen nicht aus.

Philadelphia wird von uns im Schnelldurchgang und durch die Autoscheiben bestaunt. Wenn wir mehr Zeit hätten, wäre diese interessante Stadt sicherlich 3-4 Tage wert gewesen.

Am Tag vor unserem Abflug nach Österreich haben wir unsere letzte Übernachtung im Bundesstaat New Jersey. Hier wird umgepackt, damit in den Reisetaschen nur das Nötigste und im Auto nichts zu sehen ist. Dann geht es Richtung Manhatten im Bundesstaat New York (unser 11ter inzwischen). Die Skyline sieht schon sehr beeindruckend aus, bevor wir dann für einige Minuten im Holland Tunnel verschwinden. Und dann sind wir auch schon in den Häuserschluchten von Downtown New York City. Wir fahren auf dem Broadway und auf der 5th Avenue und kommen aus dem Grinsen nicht mehr raus, da all die bekannten Gebäude, aber auch die vielen interessanten und unterschiedlichen Menschen an einem vorüberziehen. Das macht Lust auf mehr und wir freuen uns darauf, in ein paar Wochen New York richtig erleben zu können. Vorher aber ist die Freude riesig, wieder nach Hause zu kommen. Die vergangenen 6 Monate waren sehr erlebnisreich und der Kopf ist mehr als gefüllt mit vielen, vielen unterschiedlichen Eindrücken, die erst einmal verdaut werden müssen. Wir stellen fest, dass die Reise mit dem Auto noch etwas anstrengender ist, als mit dem Boot. Auf Avalon hat man öfter den Zufluchtsort, den man braucht, um sich fallen zu lassen und Kraft zu tanken. Bei den hohen Hotelpreisen ist das schlechte Gewissen schnell da, wenn man nichts tut.

Das Auto stellen wir auf einem privatem Grundstück nach Anmietung ab. Dies ist inklusive Versicherung auf jeden Fall günstiger und eventuell auch sicherer als auf einem gewerblichen Parkplatz.

Über Istanbul geht es mit Verspätung nach Wien. Jetzt sitzen wir gerade im Zug nach Linz, wo wir von Steffi´s Eltern gleich abgeholt werden. In einigen Wochen sind wir zurück in New York und neue Eindrücke…..

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