Sep

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Wie Rom ist Providence, die Hauptstadt von Rhode Island, auf 7 Hügeln erbaut, allerdings nicht so spektakulär. Das Capitol der Stadt hat jedoch die viert größte freitragende Kuppel der Welt (nach denen des Petersdom, Minneapolis und des Taj Mahal). Es gibt eine sehr schöne Straße in Hafennähe, die Benefit Street.

Hier wohnten unter anderem die wohlhabenden Kapitäne der Schiffe des 18. Jahrhundert, die im lukrativen Dreieckshandel Rum nach Europa brachten um danach die dort geladenen Konsumgüter in Afrika gegen Sklaven zu tauschen und in die Karibik zu bringen. Hier wurde dann wieder Rum geladen. Entlang des Ostufers des Providence Rivers geht es hinunter bis nach Newport an der Narragansett Bay. Das gesamte Gebiet ist ein Eldorado für Wassersport und überall sieht man Yachthäfen und Marinas mit historischen Seglern und modernen hochpreisigen Yachten aber auch einfachen Motorbooten für´s Fischen. Man kann wirklich nicht übersehen, dass der Anteil von wohlhabenden Anwohnern hier sehr hoch ist. Die Orte Bristol und Portsmouth strahlen schon Reichtum aus. Newport, die sogenannte Welthauptstadt des Segelsports allerdings, ist eine andere Liga. Riesige Anwesen mit Prachthäusern und Schlössern säumen nicht nur die Ufer der großen felsigen Halbinsel ganz im Süden. Hier lebt ein großer Teil des Geldadels von New England. Leider haben wir einen Tag erwischt mit viel Seenebel und etwas Sprühregen hin und wieder. Dieses wohl häufiger auftretende Wetter hier wird die Lebensqualität in dieser tollen Gegend aber nicht stark beeinträchtigen.

Auf der Weiterfahrt zum Cape Cod in Massachusetts, unserem 14. Staat auf der Tour, bricht in der Fahrertür ein Teil, welches die Scheibe hält. Da diese nun beständig auf Abwärtstrend ist, muss ich mit dem linken Arm versuchen, das zu verhindern. Die dadurch sehr anstrengende Fahrt endet bei unserem Motel in Dennis. Am Wochenende kann uns keine Werkstatt mit der Reparatur der Scheibe helfen. Allerdings fixiert ein netter Mechaniker die Scheibe mit Klebeband und Keilen. So können wir Cape Cod am nächsten Tag erkunden und danach nach Boston aufbrechen. Cod ist das englische Wort für Kabeljau. Die Gewässer in dieser Region sind überaus fischreich. Auch war die amerikanische Walfangflotte hier beheimatet. Die vorgelagerten Inseln Nantucket und Martha´s Vinyard sind berühmt für ihre Seefahrthistorie. Heute sind sie beliebte touristische Ziele.
An der äußersten Spitze von Cape Cod bei Princetown kam 1621 die berühmte Mayflower mit den puritanischen Siedlern an. Nach der Besiedlung bei Yorktown Virginia ist das hier die erste Besiedlung amerikanischen Bodens durch Engländer.

Auch in Boston erwischen wir schlechtes Wetter mit Regen. Unseren Plan, für viel Geld mit einem Hop on Hop off Bus die Stadt zu besichtigen geben wir auf. Gemütlicher, günstiger und trockener ist es im eigenen Auto, die Stadt zu erkunden. Wir fahren einfach so einem Bus nach und haben bei dessen Standzeiten an Bushaltestellen Zeit, ein paar Fotos zu machen. Man sagt, Boston würde einen sofort in seinen Bann ziehen. Dies trifft für uns heute nicht zu. Es hat eine ganz andere Geschwindigkeit im Vergleich zu New York. Trotz des permanenten Verkehrsstaus hat man nicht das Gefühl ständig in einem großen Trubel zu stecken. Das Stadtbild ist von einem stetigen Wechsel zwischen alten historischen Gebäuden und der Moderne geprägt. Es gibt viele alte Stadtteile mit Klinkerbauten und gepflasterten Straßen. Nach schon wenigen Stunden verlassen wir Boston, um am nächsten Tag die Weiterfahrt nach Norden anzutreten.

Unser Weg führt uns an der Hexenstadt Salem, welche im 17. Jhdt durch eine Welle von Hexenjagden mit etlichen Opfern berühmt wurde, vorbei zur Küste. Ein Kurzstop beim Hammond Castle bringt den ersten Ausblick auf die Schönheit der Landschaft. Am Zipfel der Halbinsel Cap Ann liegt Rockport. Wie der Name schon sagt ist es hier sehr steinig. Granitfelsen geben der Gegend ein grobes und harsches Antlitz. Der Hafen von Rockfort ist recht hübsch und das rote Fischerhaus ein begehrtes Fotomotiv.

Nach einem kurzen Küstenabschnitt New Hamshire´s kommen wir bei Portsmouth nach Maine, dem 16. Bundesstaat unserer Reise. Wie schon fast überall an der Ostküste der USA finden wir in den Mündungen, der in den Atlantik fließenden Flüsse ausgeprägte, der Tide ausgesetzte Marschgebiete mit Schilf und Seegras. Für mich ist das jedesmal ein herrlicher Anblick. In den Werften dieser Gegend wurden früher die schnellsten Segler gebaut, die auf hoher See Güter transportierten. Heute gibt es noch einige, bei Seglern anerkannte Luxuswerften, die weiterhin hervorragende Arbeiten abliefern.

Nicht fehlen darf hier der Verzehr der berühmten Lobster aus Maine. Wir machen das wenig feudal an einem Straßenverkauf, der uns wegen seiner guten Qualität empfohlen wurde. Es ist sehr lecker, allerdings nichts, weswegen man unbedingt hierher kommen müsste.

Ein weiteres sehr begehrtes Fotomotiv ist der Leuchtturm auf Cape Elisabeth, der die Ansteuerung für Portland markiert. Hier endet erst einmal unser Ausflug in maritime Gefilde, der unsere Erinnerungen und Assoziationen an seglerische Erfahrungen wach hält. Ab Portland geht es nun für lange Zeit ins kontinentale Amerika. Durch dichte Wälder und hügelige Landschaft geht es wieder den Appalachen entgegen. Wir machen in North Conway am Rande der White Mountains Quartier. Hier lassen wir nun auch endlich unsere Scheibe in der Fahrertür reparieren. Ölwechsel und neue Scheibenwischer sind auch fällig. Da auch die Bremssättel vorne samt Belegen getauscht werden müssen ist der Werkstattaufenthalt etwas länger und teurer. Steffi kann die Pause gebrauchen, da sie sich erkältet hat. Ich finde in der Nähe einen Parkplatz für alte Züge. Es ist nicht wie ich vermute eine Museum. Mit den alten Zügen werden Ausflüge in die nahen Berge veranstaltet. Die Brücken in New England haben oft Überdachungen, damit Reisende die Möglichkeit haben, sich bei Regen unterzustellen. Gut restauriert sind sie schön anzusehen.

Am übernächsten Morgen geht die Fahrt weiter auf dem Kancamagus Highway durch die White Mountains. Den höchsten Berg Mount Washington sehen wir dabei leider nicht. Aber auch so ist die Fahrt kurzweilig und die Landschaft beeindruckend.

Danach geht es durch Vermont. Montpelier mit nur 8000 Einwohnern ist die Hauptstadt dieses Bundesstaates. Durch die Überschwemmungen vor ein paar Wochen sieht es in der Stadt etwas unaufgeräumt und dreckig aus. Wir halten an, als wir ein imposantes Gebäude entdecken, das Kapitol von Vermont. Dabei, Fotos zu machen, werden wir von einer alten Frau angesprochen, wir sollen doch auf keinen Fall verpassen, uns das Kapitol auch von innen anzusehen. Der Eintritt wäre frei und man könne überall hinein. Sie möchte uns auch begleiten und vieles erklären. Wir verneinen, da wir wenig Zeit haben (wir wollen nicht schon wieder ein Kapitol besichtigen !!). Die Dame bleibt aber hartnäckig und überredet uns schließlich die Treppen hinauf zu steigen. Unterwegs erfahren wir, dass sie schon 94 Jahre alt ist. Wir helfen ihr mit ihrem Einkaufstrolley sind aber überrascht wie fit und gesprächig sie in dem Alter noch ist. Im Kapitol angekommen wird sie mit einem Lächeln von allen Wachmännern und Angestellten empfangen. Auch wir erhalten ein vielsagendes Lächeln, da es wohl nicht unüblich ist, Fremde unter ihrer Führung zu sehen. Sie erklärt uns alles und scheint dabei in ihrem Element zu sein, weil sie früher auch hier gearbeitet hat. Wir bedanken uns bei ihr und helfen ihr auf dem Weg zurück wieder über die Treppen. Eine wirklich erstaunliche Dame.
Unsere Fahrt geht weiter nach Burlington am Lake Champlain. Eingerahmt zwischen den Appalachen Vermonts und den Bergen des Adirondack State Parks in New York liegt dieser sehr schöne große See, der im nördlichen Teil zu Kanada gehört. Am südlichen Ende des Sees verlassen wir Vermont und damit New England. Es waren sehr schöne Tage in diesem, Nordeuropa doch sehr ähnlichen Gebiet.

Abermals geht es durch dichte Wälder in hügeliger Landschaft an vielen Seen vorbei bis nach Chestertown am Loon Lake nördlich von Albany. An diesem schönen See beziehen wir das Quartier für eine Nacht und freuen uns auf die Weiterfahrt…

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