Sep

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Iowa ist berühmt für seine endlosen Maisfelder und wird im Rest der USA dafür auch etwas belächelt. Hier am Mississippi ist es allerdings sehr abwechslungsreich und landschaftlich schön.

Mit 16 Jahren habe ich für 6 Wochen auf einer Farm 6-7 Meilen im Hinterland bei dem Cousin meines Vaters gewohnt. Viele Erinnerungen an damals kommen an vielen Plätzen, an denen ich damals war wieder hoch. Besonders wenn dann mit den lieben Menschen aus dieser Zeit darüber gesprochen wird. Die Geschwister meiner Oma sind inzwischen alle gestorben, auch von der Generation danach sind schon einige nicht mehr da. Deshalb ist es so schön, sich mit den anderen auszutauschen. Wie oft wird das wohl noch möglich sein? Bei 2 Familien werden wir an 2 Tagen eingeladen. Deren Kinder, in meiner Generation, kommen auch zu Besuch. Besonders freuen sich alle, als wir ein Videotelefonat mit meiner Mutter machen und jeder einmal mit ihr von Angesicht zu Angesicht reden kann. Carlton, einen weiteren Cousin meines Vaters besuchen wir im Altenheim. Sonntags geht es dann zur Kirche nach St.Donatus. Dies war schon damals fester Bestandteil des Lebens der Familien Busch, Hueneke und Wagner.

Die Farmen werden von der jüngeren Generation nicht mehr betrieben. Weil nur noch ganz große Betriebe gewinnbringend bewirtschaftet werden können, sind die Ländereien verpachtet worden. Steffi und ich machen uns aber auf, um sie wiederzufinden. Die Straßen dorthin sind nach wie vor Schotterpisten. Nach etwas Suchen finden wir sie. Es hat sich kaum etwas zu damals verändert.

1986 war ich schon einmal mit dem Auto hier gewesen, bevor ich mich in den Westen begab. Auch heute geht es Richtung Westen durch die langen Hügel mit endlosen Feldern mit Mais oder Sojabohnen. In Cedar Rapids machen wir Station bei Susann und Brian, ebenfalls Verwandte. Hier bekomme ich endlich auch die aktuelle Telefonnummer von Sharon (61 und Susann´s Schwester), die mit 18 und 19 zweimal bei uns in Rastede war und nun in Kansas lebt.

Durch Missouri geht bis zur Grenze nach Kansas. Hier fahren wir durch die Städte Independence und Kansas City. Über den Kansas River geht es dann bis nach Lawrence in Kansas, wo wir übernachten. Sharon lebt mit ihrem Mann Rick nahe Topeka in einem kleinen Dorf nahe der Bahnlinie.

Wenn die bis zu 3 Meilen langen Güterzüge die Bahnübergänge passieren, geben sie jedes Mal laut Signal. Das aus den amerikanischen Spielfilmen und Serien bekannte Geräusch ist sehr markant. Seit Florida sind wir es gewohnt und dennoch sind wir immer wieder überrascht, dass diese heftig laute Störung von den Amerikaner so akzeptiert und hingenommen wird.

Bei Sharon sind aktuell die Handwerker, da ein heftiger Wasserschaden, verursacht durch die Eismaschine, behoben wird. Zusammen erkunden wir kurz Topeka und setzten uns abends für eine lange Unterhaltung über die vergangen 40 Jahre auf die Veranda in den großen Garten. Leider ist der Tag zu schnell vorbei und es heißt wieder Abschied zu nehmen.

Die Fahrt am nächsten Tag bringt uns durch die Flint Hills bis nach Wichita. Kansas sowie Oklahoma sind die sogenannten Breadbasket (Brotkorb) States, das Herz Amerika´s. Vor noch 150 Jahren war hier nichts als Prärie, durch die Cowboys riesige Rinderherden trieben (nachdem die Bisons fast alle getötet wurden). Seit der Erfindung des Stacheldrahtes sind nur noch wenige Prozent der Landschaft so wie damals. Das Land wurde an Rancher und Farmer vergeben, die es einzäunten und bewirtschaften. In den Flint Hills hat man noch einen Eindruck davon, wie es ehemals gewesen sein muss. Endlose Graslandschaft unter einem riesigen Himmel. Die Temperaturen haben im Vergleich zu der kühlen Frische in Neuengland auch wieder ordentlich zugelegt. Nachmittags haben wir 35 Grad bei einem starkem, warmen Wind.

Die Ureinwohner von Kansas wurden größtenteils nach Oklahoma in Reservate vertrieben, sofern sie nicht getötet wurden. In Wichita steht ein schönes Memorial zu ihren Ehren. Die sogenannte Old Cowtown ist eine nachgebaute Wildwest-Stadt am originalen Standort. Leider können wir sie nicht besuchen. Heute schließt sie in ein paar Minuten und morgen öffnet sie nur für eine Nachtverantstaltung, also zu spät für uns. Wir hoffen übermorgen in Dodge City etwas mehr Glück zu haben. Daher haben wir heute etwas mehr Zeit, ein wenig auszuspannen und den Bericht zu schreiben.

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