Diese und ähnliche Laute kommen nun immer öfter über unsere Lippen. Denn was wir in den nächsten Tagen zu sehen bekommen, lässt unsere Kinnladen nach unten klappen oder aber die Gesichtszüge zu einem Dauergrinsen erstarren.
Ob es nun die grandiosen Berge der Rockys sind, die Farbenpracht des Indian Summer, die atemberaubenden Schluchten, die vielfältigen Formen und Größe der Felsen, Bögen und Hoodoos. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr ´raus.
Ab Denver geht es schnell gleich hoch hinaus. Bald haben wir 12000 Fuß Höhe erreicht, mehr als 3500m. Im Gegensatz zu den Alpen wachsen hier in dieser Höhe aber noch Bäume. Wir sind in der richtigen Jahreszeit unterwegs und können uns an dem Farbwechsel der Laubwälder erfreuen. Selbst ich (Rot-Grün-Sehschwäche) bin überwältigt von der Pracht. Im Skiressort Vail machen wir kurz Kaffeepause. Hier gibt es ein Hotel namens Sonnenalp, ein italienisches Berglokal und alles mögliche, um den Flair der Alpen zu kopieren. Wenn die Laubbäume ihre Blätter verloren haben, muss es seltsam sein, durch kahle Wälder Ski zu fahren und nicht, wie bei uns, durch verschneite Tannen.
Leider fängt es später an zu regnen, wodurch wir nicht vollständig genießen können, welche Landschaft wir gerade durchfahren. Um nicht nur auf der Interstate 70 zu fahren, verlassen wir diese bei Glenwood Springs, um auf der 133 und später der 92 „über die Dörfer“ bis nach Delta zu fahren. Wundervolle Täler an Flussläufen und die Farben der Bäume lassen uns den Regen fast vergessen.
Von Delta aus machen wir den relativ kurzen Abstecher zum Black Canyon. Da dieser recht eng ist, kommt wenig Licht hinein und er wirkt dadurch eher dunkel. Daher der Name. Am selben Tag noch fahren wir zum Colorado National Monument bei Grand Junction. Die Fahrt am Rand der großen Schlucht ist nichts für Steffi´s schwache Nerven.
Die Ausblicke auf die tollen Canyons entschädigen für die Momente der Angst.
Abermals nehmen wir am folgenden Tag nicht die kurze und schnelle Strecke über die I-70, sondern die doppelt so lange auf der 141, der 90 und dann später in Utah (25ter Staat) die 191, um nach Moab zu kommen. Für diesen Umweg werden wir wieder belohnt mit herrlichen Landschaften und wunderschönen Ausblicken, insbesondere auf das mit etwas Schnee bedeckte La Sal Gebirge. Die wenigen Menschen leben hier fernab von Dörfern und Städten, müssen aber dennoch oder gerade deshalb total glücklich in dieser Natur sein.
Moab liegt in unmittelbarer Nähe zum Arches Nationalpark. Noch am Nachmittag fahren wir hinein und sind begeistert von seiner Schönheit. Berühmt ist er wegen seiner vielen und wundervollen Steinbögen, weshalb er auch diesen Namen trägt. Vieles können wir an diesem Tag schon sehen, sparen uns das Beste aber für den nächsten Tag auf. 2 längere Wanderungen bringen uns dabei zu besonderen Highlights dieses Parks. Wir beginnen den Tag mit der Wanderung im Devil´s Garden. Bis zu dem riesigen Landscape Arch schaffen wir es noch beide. Der weitere Weg zum Double O Arch führt steiler hinauf und über einige Grate, die Steffi nicht so mag. Daher gehe ich allein weiter und beeile mich, damit Steffi nicht zu lange warten muss. Der Weg lohnt sich alle Mal. Durch eine wunderbare Welt voller Felsen und Bäume geht es zu dem Doppelbogen. Etwas erschöpft komme ich zurück. Da ich nun eine kleine Auszeit brauche, geht Steffi eine kleine Wanderung zum Sanddune Arch allein.
Den letzten und schönsten Gang an diesem Tag machen wir dann wieder gemeinsam. Zum berühmten Delicate Arch geht es relativ steil über Felsflächen mehrere Hundert Höhenmeter hoch. Inklusive Rückweg sind es am Ende fast 10km zu diesem beeindruckenden Bogen, der sich frei stehend vor der Kulisse der fernen Bergwelt gebildet hat. Bilder, die man nicht wieder vergisst. Belohnt werden die Strapazen des Tages mit einem Fullrack BBQ-Rips, die wir fast komplett vertilgen.
Am Tag darauf fahren wir zunächst in den nahen Colorado River Canyon, der Kulisse berühmter Western wie Rio Grande und Geronimo war. Schon hier ist der Fluss eine eher trübe Brühe, aber noch gemächlich und klein im Vergleich zu dem reißenden Strom, der er im Grand Canyon ist, was wir hoffentlich in ein paar Wochen bestaunen können.
Den Besuch den Canyonland Nationalpark´s lassen wir aus, da man nicht alles schafft in der „relativ kurzen“ Zeit. Auf dem Weg zum Bryce Canyon nehmen wir ein weiteres Mal eine schönere aber längere Strecke. Nachdem wir kurz wieder die I-70 nutzen geht es auf dem Highway 24 und später auf dem Scenic Byway 12 nach Südwesten. Das Capitol Reef kreuzen wir dabei und bewundern die riesige Geländefaltung, die sich hier vor Millionen Jahren gebildet hat. Das Great Staircase-Escalante National Monument, 4000qkm groß, umfasst ein Gebiet, welches sich durch Erdplattenverschiebungen, einer Treppe gleich, vom Nordrand des Grand Canyon bis zur Höhe des Bryce Canyon mit über 1000m Höhenunterschied gebildet hat. Von Norden kommend überqueren wir einen Pass, wo auf der Nordseite bereits etwas Schnee die höheren Lagen bedeckt. Durch abermals wunderschön gefärbte Laubwälder geht es dann wieder auf der Südseite hinunter, bis wir in wüstenähnlichen Gegenden durch Felsformationen in unterschiedlichsten Farben, unserem Ziel näher kommen. Da wir am frühen Abend im Bryce Canyon ankommen, fahren wir direkt bis zu den Aussichtspunkten, von wo aus man den Canyon bei Sonnenuntergang am besten sehen kann. Somit bekommen wir das tolle Farbenspiel im wunderschönen Canyon gleich als erstes hier geboten.
In der Nacht hat es leicht gefroren. Morgens ist noch etwas Eis auf unserem Autodach.
Nach dem Frühstück fahren wir zunächst 18 Meilen bis ganz in den Süden des Parks. Wo sich weitere Canyonbereiche befinden, die nicht weniger schön sind, als die beim Eingang.
Zum Wandern fahren wir dann aber doch dahin zurück, wo die bekannten Routen sind. Unterhalb des Sunrise-Points geht es hinab durch bizarre Felsformationen und durch Bäume beschattete Bereiche. Im Tal wandern wir dann ein Stück nach Süden, bevor dann der Navajo-Loop wieder bergauf Richtung Sunset-Point führt. Da wir heute nur ca. 200 Höhenmeter bewältigen müssen, ist es nicht so anstrengend wie vor ein paar Tagen zum Delicate Arch. Oben bewundern wir noch eine zeitlang dieses herrliche Panorama. Doch es heißt Abschied nehmen, da wir heute noch bis zum Zion Canyon fahren wollen.
Die Strecke dorthin hatte ich gar nicht so grün und schön in Erinnerung. Wir fahren durch das typische Cowboyland, wie man es aus den Spielfilmen kennt. Auch passieren wir den Coral Pink Sanddunes Park. Hier gibt es viele Sanddünen in irre roten Farbtönen. Und zu guter Letzt kommen wir noch in einen Hurrikan!!! Diesmal nicht auf den Wind bezogen. Der Ort, an dem wir 2 Nächte verbringen werden heißt Hurrikan. Ein leckeres Abendessen rundet den wirklich tollen Tag ab. Die Temperaturen sind auch wieder hoch. Abends sind es noch 21° Celsius.