Okt

13

Unser Besuch im Zion Canyon fällt wegen Überfüllung aus. Wir müssten beim Visitor Center oder im Ort ewig nach einem Parkplatz suchen, um dann im überfüllten Shuttlebus in den Canyon zu fahren, um dann im Herdentrieb auf Wanderwegen herumgeschubst zu werden. Nein danke.

Wir waschen dafür unsere Schmutzwäsche und auch das Auto bekommt endlich seine erste Wäsche innen und außen. Nächsten Morgen kommen wir nicht mehr aus unserem Motelzimmer. Die Verriegelung von innen lässt sich nicht öffnen, auch Versuche von netten Fremden mit unserer Karte von außen zu öffnen sind ohne Erfolg. Die Reception ist nicht besetzt, also wird gewartet. Als wir endlich befreit werden, geht es Richtung Lake Mead und Las Vegas. Die Landschaft wird immer karger und uninteressanter, aber wir kommen gut voran auf der Interstate 15. Zum Lake Mead biegen wir dann auf kleinere Straßen ab. Versuche, zwischendurch mal zum See zu fahren, sind auf den Schotterpisten recht holperig. Da der Wasserstand des Stausees stark gesunken ist, sind die ehemaligen „Strandbereiche“ und die Infrastruktur, um Boote ins Wasser zu lassen, inzwischen weit weg vom Wasser. Auch der Strand, an dem ich vor vielen Jahren mal war und gute Erinnerungen daran habe, ist fernab vom Wasser. Von der Panoramaaussicht beim Hoover-Damm kann man die Situation sehr gut beurteilen und es tut einem in der Seele weh. Die Folgen des Klimawandels sind auch hier gut zu beobachten. Der Colorado liefert immer weniger Wasser und die Verbräuche, insbesondere in Las Vegas steigen immer weiter an. Schnelles Umdenken ist auch hier angesagt. Wir wollen auf keinen Fall in dieser trockenen Wüste die Nacht verbringen und fahren weiter zur Besichtigung des Staudammes. Zwischen 2001 und 2010 wurde eine zusätzliche Brücke neben dem Hoover-Damm gebaut. Nun muss der Verkehr nicht mehr über die Staumauer. Von der Brücke hat man einen hervorragenden Blick auf Damm, See und Kraftwerk. Wir verweilen nur kurz und fahren weiter nach Las Vegas.

Auch hier haben die Zeiten sich geändert. Beim letzten Besuch 1986 gab es noch günstige Zimmer und Riesenbuffets zum Essen für wenige Dollar. Das ist vorbei. Für Unterkunft und alles andere muss man nun tief in die Tasche greifen. Wir finden ein sehr gutes und relativ erschwingliches Zimmer im Grand Hotel direkt am Las Vegas Boulevard, Downtown. In wohl allen größeren Hotels gibt es riesige Räume, gefüllt mit Spielautomaten und Spieltischen. Wir laufen kurz durch, haben aber keine Lust, uns an dem Treiben zu beteiligen. Wir fahren lieber auf den Strip. Dies ist die Verlängerung des Boulevards in Richtung Süden. Hier liegen die ganzen Superhotels mit Kasinos und Veranstaltungshallen sowie Einkaufsmals wie an der Kette aufgereit. Sahara´s, Caesar´s Palace, Mirage, Venetian sind nur einige der bekannten Hotels. Was man dort zu sehen bekommt lässt einen Staunen oder nur unverständlich mit dem Kopf schütteln. Caesar´s Palace ist zum Beispiel eine eigene kleine Stadt mit Riesenbauten im antiken Stil. Gegenüber ist Venedig in Ansätzen nachgebaut. Dogenpalast, Rialtobrücke, San Markus Platz uvm. Am Strip kann man aber auch eine Pyramide sehen mit der Sphinx in Originalgröße davor. Hier gibt es den Eiffelturm in Klein-Paris, Piratenschiffe vor Treasure-Island, die Freiheitsstatue vor der Skyline von New York und vieles, vieles mehr. Nachts ist alles hell erleuchtet und die Stadt noch lebhafter, als am Tage.

Wir fahren zurück zum Hotel und bummeln vor dem Schlafengehen in den Bereich von Downtown (Freemont), der ehemals das Zentrum des Glückspiels war. Der berühmte „Neoncowboy mit dem Daumen hoch“ ist immer noch da. Nur fällt er in dem Meer von LED-Licht und Neon gar nicht mehr auf. Der ganze Bereich liegt inzwischen unter einem futuristischem Dach, welches mit LED in allen möglichen Farben und Illuminationen zum „Leben“ erweckt wird. Zudem sausen hin und wieder Menschen an Ziplines unter dem Dach von einem Ende der Straße zur anderen. Auf der Straße gibt es offizielle Animation mit Musik und Tanz aber auch „Private“ versuchen mehr oder weniger bekleidet, ihr Geld mit kuriosen Dienstleistungen zu verdienen. Lachen müssen wir, als ein Herr sich vor 2 leicht bekleideten Damen auf alle Viere begiebt und dann sehr überrascht aufschreit, als er die Peitsche auf den Hintern bekommt, heftiger als erwartet. Das Publikum ist überwiegend und augenscheinlich doch eher weniger wohlhabend. Haschgeruch ist überall gegenwärtig und viele Homeless People betteln herum. Wir verziehen uns lieber auf´s Zimmer und planen den nächsten Tag.

Nach dem Frühstück bei IHOP, einer Fastfoodkette auf Breakfast spezialisiert, gehen wir zu Fuß über den Strip. Den Frost vor ein paar Tagen haben wir längst vergessen. Hier brennt die Sonne von oben und wir schländern bei über 30 Grad durch die Stadt. Momentan wird Las Vegas für ein Formel 1 Rennen vorbereitet. Der Straßenbelag wird erneuert und Tribünen sowie Absperrungen werden aufgebaut. Mitte November soll das Megaereignis hier steigen.

Das Innere der großen Hotels lässt uns abermals die Kinnladen herunterfallen. Sowohl im Venetian, wo die Gondeln durch die Einkaufmeile rudern, oder im Caesar´s Palace, wo man sich beim Shoppen mitten im alten Rom unter blauem Himmel wähnt, ist alles voller Prunk und Protz. Edelboutiquen reihen sich aneinander.

Aber auch die stets gut besuchten Spielhallen lassen die unseres Hotel´s wie einen kleinen Kiosk erscheinen. Man muss bei all dem was man hier sieht, sich immer vergegenwärtigen, dass wir uns mitten in einer kargen Wüste befinden und alles künstlich bewässert werden muss. Die Energiekosten für diesen Wahnsinn sind nur schwer vorstellbar.

Abends gönnen wir uns eine Vorstellung des Cirque de Soleil. Atemberaubend, was die Artisten auf der Bühne leisten. Anschließend gehen wir im Lokal neben dem Hotel gut essen und danach setzen wir uns an den Black Jack Tisch. Fast 4 Stunden, bis zur Sperrstunde zocken wir, der Ertrag ist marginal. Eigentlich sind wir nur froh, nichts verloren zu haben.

Wieder gestärkt bei IHOP geht die Fahrt durch abermals triste Wüstenlandschaft mit kargen Bergen ringsum nach Beatty. Hier wollen wir Station vor der Fahrt ins Death Valley machen. Auf inzwischen über 1000m Höhe sind die Temperaturen auch wieder erträglicher. Verwundert müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass das Todestal wegen Überschwemmungs-schäden an den Straßen gesperrt ist. Ende August haben Ausläufer eines Hurrikans an der Küste große Wassermassen abgeregnet. Dies soll zu dieser Jahreszeit inzwischen zur Normalität geworden sein. Vor 35 Jahren hatte ich das seltene „Glück“ im Todestal einen kleinen Regenschauer erleben zu dürfen, was damals fast einer Sensation gleich kam.

Unsere Planänderung gibt den June Lake als nächstes Tagesziel aus. Unweit vom Yosemite Park wollen wir ein wenig verschnaufen, bevor einige Wanderungen uns hoffentlich etwas fordern. Noch immer in Nevada, Bundesstaat Nr. 26, fahren wir weiter nach Nordwesten. Bislang konnten wir noch nichts Schönes in der kargen Landschaft Nevada´s erblicken. Deshalb verlassen wir diesen Staat ohne Wehmut (bei Utah war das Gegenteil der Fall) und fahren in die Sierra Nevada, einen Gebirgszug, der parallel zur Küste Kaliforniens verläuft. Schneebedeckte Berggipfel begrüßen uns (der Mount Whitney ist mit 4418m der höchste Berg der USA außerhalb Alaskas). Am June Lake, der Ort ist im Winter Herberge für Skiläufer, beziehen wir ein gutes eher rustikales Hotel. Den Nachmittag verbringen wir auf der Sonnenterrasse im Jacuzzi, den Abend vorm Kamin im Foyer. Vor Bären im Ort wird gewarnt. Das lässt Erahnen, dass dies im Yosemite Park nicht anders wird….

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