Okt

30

Für den Weg nach San Diego wählen wir die Küstenstraße. Vorbei an tollen Stränden und Küstenabschnitten erreichen wir La Jolla. Eine große Seelöwenkolonie hat dort, zwischen Kormoranen und Pelikanen, ihren Platz auf den Felsen.

Sie lassen sich auch nicht von den vielen Schaulustigen rings herum, in unmittelbarer Nähe, stören.

Schwimmer und Taucher werden neugierig umrundet. Es scheint so, als wenn Mensch und Tier gleich viel Spaß an der Situation haben. Den nächsten Tag verbringen wir in dem Tier- und Vergnügungspark Sea World. Abgesehen davon, dass er sehr unübersichtlich ist und man sich ständig verläuft, hat auch nur die Hälfte der Attraktionen und Fahrgeschäfte geöffnet. Die zugänglichen Fahrgeschäfte sind allerdings nichts für Steffi und auch ich habe heute keine Lust, mir den Magen umdrehen zu lassen. Daher vergnügen wir uns lieber mit den Tieren und auf den Liveshows mit Delfinen, Orkas und anderen Walen. Mit der Art und Weise, wie auf Teneriffa mit den Tieren umgegangen und wie die Shows präsentiert werden, kommt Sea World nicht mit. Dennoch macht es Freude, die Vorführungen zu sehen. Beluga Wale, Walrosse und andere schöne Tiere kann man zudem in den Zooabteilungen bewundern. Die putzigen Otter sind immer wieder ein Highlight.

Abends fahren wir noch kurz zum Hafen. Neben alten Segelschiffen liegt dort auch der 2. Weltkriegs Flugzeugträger Midway.

Auf der Interstate 8 geht es nun wieder gen Osten. Entlang der mexikanischen Grenze (man kann hin und wieder deutlich die Zaunanlagen sehen, welche die Einwanderung aus dem Süden verhindern soll) fahren wir bis Gila Bend und von dort aus bis nach Phoenix. Wir sind nun in Arizona, dem 28 ten Bundesstaat unserer Reise. Bei Yuma haben wir den Colorado River überquert. Er hat nichts mehr mit dem großen Fluss früherer Tage zu tun. Zum einen führt er immer weniger Wasser. Außerdem wird ihm sehr viel Wasser für Bewässerung der Felder usw entnommen. Deshalb kommt hier an der mexikanischen Grenze ein nur noch kleines Bächlein an.

Wir lassen in Phoenix noch einmal den Fehlercode aufgrund der leuchtenden Motorwarnleuchte auslesen. Die Annahme bestätigt sich. Es ist der Sensor für den Öldruck. Wir entschließen uns, trotzdem weiter zu fahren. Durch die roten Felsen von Sedona geht es bis nach Flagstaff. Bis nach Williams fahren wir entlang der berühmten und inzwischen historischen Route 66. Ihre Rolle als Transitstrecke in Ost-West-Richtung wird heute von der Interstate 40 übernommen. Auf dem Highway 64 fahren wir bis zu unserem Hotel in Tusayan. Zum Sonnenuntergang machen wir allerdings noch kurz einen Abstecher zum Grand Canyon, um einen ersten Eindruck von diesem Naturwunder zu bekommen. Da der Himmel sehr bewölkt ist, fällt das Farbspektakel an diesem Abend nur bescheiden aus.

Wir stehen am nächsten Morgen früh auf, da ich einen Fallschirm-Tandem-Sprung machen möchte. Seit über ungefähr 30 Jahren ist das auf meiner Agenda, aber immer ist etwas dazwischen gekommen. Nun möchte ich Steffi´s Gutschein, den sie mir zum 50ten geschenkt hat, dafür endlich einlösen. Was gibt es Aufregenderes, als den Sprung hier am Grand Canyon zu tun? Der „Skydive“ wird aufgrund heftigen Windes am späten Vormittag auf den frühen Morgen verlegt. 4 junge Männer steigen vor mir zu jeweils 2 Mann in den kleinen Flieger und springen mit ihren Instructors in die Tiefe. Meine Einweisung vor dem Sprung ist eher kurz gehalten, 5 Minuten vor dem Einsteigen in die Maschine. Der Platz im Flugzeug ist sehr knapp bemessen und ich kriege beim 20 minütigen Aufstieg zur Ausstiegshöhe von 16000 Fuß (über 4800m) nochmals Anweisungen, was ich zu tun habe. Die Aussicht von da oben auf den Grand Canyon ist gigantisch und in dem Moment kann ich das wesentlich besser genießen, als beim Sprung. Die Plane zum Ausstieg muss ich aufrollen, danach drehen wir uns zur Luke. Ich bringe meine Beine über die Ausstiegskante, greife in meine Gurte des Haltegeschirr´s und lege den Kopf in den Nacken. Dann geht es auch schon von der Senkrechten in die Waagerechte und wir fallen. Der eiskalte Luftzug (es ist minus 9° C da oben) pfeift in Gesicht und Haare. Nun erkenne ich Einzelheiten auf der Erde unter mir. Den Canyon, den Flughafen, die Mesa. Alles kommt rasend schnell näher, doch dann löst Marc, mein Instructor, den Fallschirm aus und wir kommen nach einem kleinen Ruck wieder in die Senkrechte. Bis auf das Knattern der Fallschirmhülle über uns ist alles herrlich ruhig und wir drehen einige Runden, bei denen man die Umgebung besser bestaunen kann. Marc übergibt mir die Steuerseile und ich soll einige Manöver fliegen. Leider viel zu schnell sind wir dann schon über der Landestelle. Ich halte meine Beine hoch und Marc setzt uns butterweich genau ins Ziel. Wie war´s? Dumme Frage, supertoll war es und ich kriege eine zeitlang das Grinsen auch nicht aus dem Gesicht. Das Adrenalin im Körper tut auch seine Dienste. Erst nach einigen Stunden komme ich wirklich wieder runter und kann das Ganze besser rekapitulieren. Ich vergleiche den Sprung mit dem ersten Tauchgang. Auch da ist man die meiste Zeit voll damit beschäftigt, das Gelernte und die Technik zu beherzigen und zu befolgen. Den Sprung richtig genießen, wird man wohl erst nach dem dritten oder vierten.

Den Rest dieses aufregenden Tages verbringen wir bummelnd am Canyonrand und im Zimmer. Heute ist auch der Sonnenuntergang am Canyon viel schöner und das Wechselspiel der Farben wunderschön anzusehen.

Auch am nächsten Tag heißt es, früh aufstehen und im Hotel auschecken, da ein halbstündiger Hubschrauberflug über den Grand Canyon auf dem Plan steht. Der Blick von oben beim Flug mit dem Skydive-Flugzeug hat mich so begeistert, dass Steffi sich das auch unbedingt gönnen muss. Ich fliege natürlich mit. Sanft hebt der Pilot mit seinen 5 Passagieren ab. In einem weiten Bogen über der Mesa geht es zum Südrand des Canyon´s. Faszinierend der Moment, wenn anstelle des grünen Bewuches auf dem Plateau auf einmal sehr tief unten das Gestein der Schlucht in allen möglichen Farben strahlt. Wir fliegen unter den Erklärungen des Piloten einmal quer über den Canyon bis zum fast 30km entfernten Nordrand und dann wieder zurück an die südliche Seite. Bald darauf landen wir sicher und sind uns einig, ein ganz tolles Erlebnis gehabt zu haben. Schöner kann man den Grand Canyon nicht bewundern.

Der Highway 64 bringt uns ein drittes Mal zum Südrand des Canyon´s und folgt diesem viele Meilen Richtung Osten. An vielen Aussichtspunkten halten wir, um den grandiosen Ausblick möglichst oft mit unterschiedlichen Perspektiven genießen zu können. Irgendwann heißt es dann aber doch, Abschied zu nehmen, um die Fahrt nach Page anzutreten. Unterwegs machen wir Halt beim Horseshoe Bend. Hier fließt der Colorado in einer engen Schleife und von oben bietet sich ein herrlicher Blick auf die enge Schlucht und den Fluss. Unser heutiger Zielort Page befindet sich am Glen Canyon Staudamm, der den Colorado staut und damit den Lake Powell schafft. Nach einem leckeren Hühnchen im Bird House fallen wir erschöpft in die Betten und freuen uns auf das, was die nächsten Tage folgen wird.

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