Nov

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Bevor wir weiterfahren, machen wir einen Abstecher in die Altstadt von Santa Fe. Man kann erahnen, dass dies früher ein sehr mexikanisch geprägter Ort war. Die Bauweise der geputzten Häuser und die verwendeten Farben lassen den Ursprung erkennen.

Wir besuchen die alte Kirche und machen einen kleinen Bummel durch die Gassen, in denen früher die Cowboys ritten.

Leider lassen wir nun die Ausläufer der Rocky Mountains hinter uns. Die Landschaft wird merklich langweiliger und öde. Amarillo, in Texas, ist der nächste Ort auf der Reise. Die historische Route 66 geht durch diese Stadt. Wir haben uns von diesem Teilstück der Straße ein wenig mehr versprochen, als runtergekommene Häuser an einer Schlaglochpiste. Biker mit ihren aufgemotzten Motorrädern dominieren die Szene auch in den rustikalen Lokalen. Die von ihnen und ihren Gefährten produzierte Geräuschkulisse ist verzichtbar. Interessant und originell finden wir hingegen die Idee eines geschäftstüchtigen Farmers. Er hat vor vielen Jahren schon 10 alte Cadillacs in einen seiner Äcker so eingegraben, dass ¾ der Autos (deren Heckpartie) schräg gen Himmel zeigen. Er verkauft dort Farben in Sprühflaschen, damit die Gäste ihre künstlerische Ader an den Schrottautos austoben können. Wir bekommen halb volle von anderen Gästen geschenkt und machen das, was andere Segler an besonderen Hafenmauern tun. Wir sprühen ein Segelboot und den Schriftzug „Avalon“ auf ein Auto.

Flache Landschaft, Weide- und Brachland sind vorherrschend bis nach Dallas, unserem nächsten Ziel. Hier sind wir für Sonntag zum Dinner bei unserem Freund Thomas und seiner Frau Jennifer eingeladen. Thomas hatten wir zusammen mit Brian 2015 im Mittelmeer kennengelernt, als die beiden in einer Nacht auf Parallelkurs vor der Südküste Italiens waren. Zufällig lagen wir am nächsten Morgen dann nebeneinander im Hafen von Crotone. Natürlich gab es viel über die Manöver der Nacht bei Wind und Welle zu bereden. Wir waren uns sofort sympathisch und haben den Kontakt über die Jahre aufrecht erhalten. Bevor wir zur Verabredung erscheinen wird noch das Auto gewaschen und ich leiste mir einen ordentlichen Friseur. Das Wiedersehen mit Thomas und seiner Frau ist herzlich und unkompliziert. Als Koch für private Events kann er uns natürlich an diesem Abend mit seinem vorzüglichen Essen begeistern. Auch die dazu gereichten Weine sind ein Gedicht. Es gibt Kürbisrisotto mit Jakobsmuscheln als Vorspeise, dazu einen italienischen Weisswein. Die Hauptspeise ist dann Steak auf Salat mit Ofengemüse. Der kalifornische Rotwein passt auch hier genau. Ohne Frage ist dies das beste Dinner, was wir bislang in den USA hatten. Bis 2 Uhr morgens wird sich angeregt unterhalten. Leider müssen wir dann schon wieder Abschied nehmen. Den nächsten Tag schlafen wir aus. In der Stadt schauen wir uns dann noch an, wo J.F. Kennedy einem Attentat zum Opfer fiel. Eine der wenigen Sehenswürdigkeiten ist eine Ansammlung von Skulpturen, die eine Herde Longhornrinder in Originalgröße zeigen, von 3 Cowboys durch einen Bach getrieben. Besuche in Museen und Aquarien sind für uns inzwischen nicht mehr von großem Interesse und fallen daher aus. Das örtliche Footballteam, die Dallas Cowboys müssen auswärts ran. Ein Footballspiel wollen wir aber irgendwo noch gerne sehen.

Vor der Weiterfahrt nach Süden machen wir kurz Station in Fort Worth, der unmittelbar angrenzenden Nachbarstadt. Hier können wir die Longhornrinder im Original bewundern, wie sie von echten Cowboys für die Touristen durch eine Straße getrieben werden. Wie vor über 100 Jahren ist dieser Teil der Stadt im Stile des Wilden Westen erhalten und zeigt, wie die hierher getriebenen Rinderherden vermarktet und danach versandt wurden.

Austin ist die Hauptstadt von Texas und Ziel für die nächste Übernachtung. Faszinierend finden wir in den amerikanischen Städten die Verkehrsführung über mehrfach übereinander laufenden Zufahrten der Highways. Jede Spur für einen Richtungswechsel bekommt hier eine eigene riesige Brücke. Bei uns wird dies eindeutig ökonomischer mit den berühmten Kleeblättern bei Kreuzungen gelöst. Beton scheint hier nichts zu kosten. Wie die meisten amerikanischen Städte ist auch Austin eher steril und langweilig angelegt. Downtown mit den üblichen Wolkenkratzern ist allerdings etwas flippiger. Die Einwohner sollen liberaler und weltoffener als ihre Nachbarn sein. Vielleicht deswegen ist hier ein wenig mehr Lebensfreude und Charme spürbar. Viel mehr als einen Kaffee im Café am Kapitol erleben wir aber auch hier nicht bevor es weiter geht nach San Antonio. Eigentlich möchten wir etwas von der hügeligen Landschaft sehen, in der sich hauptsächlich Deutsche angesiedelt hatten und zu einer deutschen Kolonie ausbauen wollten. Hier soll es klimatisch angenehmer und landschaftlich wesentlich reizvoller, als im restlichen Texas sein. Leider regnet es die ganze Zeit und wir brechen die Fahrt über Fredericksburg ab und fahren eine Abkürzung Richtung Süden.

The Alamo“ ist berühmt für seine Rolle im Unabhängigkeitskrieg der Texaner gegen seine früheren mexikanischen Herrscher. In der ehemaligen Mission, nahe der Stadt San Antonio, verschanzten sich 200 Texaner gegen eine erdrückende Übermacht von 6000 mexikanischen Soldaten. Sie weigerten sich zu ergeben und wurden allesamt getötet. Das Schicksal dieser 200 spornte andere Texaner an, sich umso mehr den Mexikanern zu widersetzen. Kein Jahr später war Texas unabhängig und schloss sich einige Jahre später den USA als 48ter Staat an. Dies alles erfährt man, sofern man es nicht vorher wusste, in der renovierten historischen Stätte samt der für die USA typischen patriotischen und touristischen Aufmachung. Gleich in der Nähe fließt der San Antonio River durch die Innenstadt. Man hat ihn auf ein paar Kilometer kanalisiert und den Riverwalk drum herum gebaut, was manchen dazu verleitet die Nase zu rümpfen. Bei genauer Betrachtung ist es allerdings gar nicht so schlecht gemacht. In den heißen Sommermonaten wird es hier sicherlich wie in einer kühlen Oase sein. Viele Geschäfte und gastronomische Betriebe bieten ihre Waren an. Das ganze ist dafür ausgelegt, riesige Touristenmengen zu bespaßen. Wie schon die letzten Tage ist es auch heute eher kühl und wolkenverhangen. Daher sind eher weniger Leute am Fluss unterwegs.

Houston ist die nächste Stadt auf unserer Route. Außer der imposanten Skyline der riesigen Metropole mit dem zweitgrößten Hafen der USA sehen wir aber nur die 4 Wände unseres Hotelzimmers. Dem Reiseführer können wir nichts entnehmen, was wir unbedingt in Houston sehen wollen. Irgendwie ist die Luft raus, der Hunger nach Neuem ist nicht mehr so groß.

Der nächste und inzwischen 31te Bundesstaat unserer USA-Reise heißt Louisiana. Wir erreichen hier wieder den Atlantik an dem Golf von Mexico. Fruchtbare Wiesen, Zuckerrohrfelder und Sumpfgebiete wechseln sich ab, bevor wir New Orleans nach der erneuten Überquerung des Mississippi, diesmal in West-Ost-Richtung, erreichen. Schon auf dem Weg hierher, durch die Bayous im Delta südwestlich der Stadt, sind wir in einem „Restaurant“ eingekehrt, einer guten Onlinebewertung folgend. Was wir vorfanden war ein herunter gekommenes Wohnhaus mit dem Schriftzug daran „Rita Mae´s Kitchen“. Die überaus freundlichen farbigen Eigentümer bewirteten uns und wir bekamen sehr leckere creolische Gerichte: Catfish mit roten Bohnen auf Reis, sowie Seafood Gumbo (eher Suppe als Eintopf mit Meeresfrüchten auf Reis und einer sehr geschmacksintensiven Würze). Wir waren äußerst zufrieden und froh, wegen des Äußeren nicht umgedreht zu sein.

Es ist Sonntag und daher ist der Verkehr in New Orleans nicht so stark. Wir cruisen durch das French Quarter, der Attraktion der Stadt und bekommen sogar einen kostenlosen Parkplatz direkt im Zentrum des French Quarter. Es ist noch früh. Daher werden auf der Bourbon Street noch die Überbleibsel der letzten Partynacht entsorgt. Wir besuchen die St.Louis Kathedrale. Vor der Kirche und fast überall im French Quarter bemühen sich Sänger, Stepper, Artisten, Maler und andere Künstler um die Dollar der Touristen. Eine besonders effektive Methode, an die Geldscheine zu kommen, hat ein farbiger Sänger. Mit seiner zweifellos guten und warmen Stimme singt er Soul- und Popsongs. Sein kleiner, alter Hund läuft dann los und sammelt die angebotenen Geldscheine mit seiner Schnauze ein und bringt sie seinem Herrchen, wofür er mit Leckerlis belohnt wird. Der Hund ist so schlau, dass er auch mehrere Geldgeber auf seiner Runde ansteuert und auch viele Geldscheine gleichzeitig im der Schnauze befördern kann. Er ist augenscheinlich die größere Attraktion, als sein singendes Herrchen.

Trotz des tristen Wetter ist New Orleans mit seinen alten Häusern, den berühmten Balkonen und der guten creolischen Küche einen Besuch wert. Wir essen eine leckere Kleinigkeit im French Market und setzen unseren Rückweg nach Florida fort. Nächster Stopp ist Gulfport im 32ten Bundesstaat Mississippi.

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