Mrz

24

Wir wollen die Abacos weiter im Süden, bei Little Harbour, verlassen. Dafür müssen wir noch über einige flache Abschnitte zwischen den Riffs und den Sandbänken fahren. Eine besonders flache Stelle können wir gemäß Seekarte nur bei Hochwasser bewältigen. Da das Hochwasser aktuell relativ früh am Morgen ist, fahren wir direkt nach Sonnenaufgang los.

Nach knapp 2 Stunden sind wir dort und pirschen uns langsam an die Flachstelle ran. Zu unserer freudigen Überraschung ist es wider Erwarten doch nicht so flach und wir können problemlos passieren. 1 ½ Sm nördlich von dem Cut bei Little Harbour, unserer Ausfahrt auf dem weiteren Weg nach Eleuthera, gibt es einen wirklichen netten Strand am Lynyard Cay. Hier fällt unser Anker und wir bleiben 2 Nächte. Abermals haben wir eine Traumbucht mit türkisfarbenem Wasser und feinem Sandstrand. Da Lynyard Cay sehr schmal und man in 5 Minuten zu Fuß auf der anderen Seite der Insel ist, kann man vom Boot aus die Brandung dort gut hören. Weit und breit gibt es auch keine Siedlung und daher nachts sehr wenig Streulicht. Der Nachthimmel breitet sich über uns in seiner ganzen Pracht mit unendlich vielen Sternen aus. Am Tage kann man von hier aus auch gut die Brandung in der Nähe des Cuts sehen, wo die Atlantikwellen auf die vorgelagerten Riffs treffen.

Dies ist dann auch unser Weg hindurch nach Eleuthera, unserer nächsten Station. Die ersten 2 Stunden schiebt der Diesel und wir können bei wenig Wind unsere Wasservorräte mit dem Wassermacher auffüllen. Danach kommen die Segel hoch und wir haben einen tollen Segeltag bei Halbwind. Viel schneller als erwartet erreichen wir Egg Cay und durchfahren dort die enge Passage, um nach wenigen Seemeilen in Royal Harbour den Anker zu schmeißen. Der Name lässt einen richtigen Hafen vermuten. Hier handelt es sich allerdings nur um eine, in jede Himmelrichtung gut geschützte Bucht auf einer kleinen Insel ohne jegliche Bebauung. Da es hier auch keinen Strand gibt fahren wir am Folgetag wieder zurück nach Egg Cay, wo wir einen schönen Strand gesehen haben. Wenige Meter hinter diesem Strand gibt es eine Einbuchtung tief hinein in die kleine Insel. Da wir ablaufendes Wasser haben, kommt der Tiedenstrom gerade zurück und legt viele Mangrovenpflanzen frei. Auch hat sich am Rand dieser Einbuchtung ein kleiner Strand gebildet, wo wir ganz allein sind. Ein wirklich idyllisches Plätzchen. Karibik mal ganz anders.

Bevor wir wieder zu Avalon zurückkehren fahren wir noch ein wenig mit dem Dinghi, um die Gegend zu erkunden. Über flaches Wasser geht es über Türkis, Hellblau, Dunkelblau, grüne Stellen und man kann sich garnicht satt sehen. Etwas entfernt liegen einige Sportboote an einer Stelle, welche von uns aus wie ein Anleger aussieht. Beim näher kommen erkennen wir, dass die Boote dort ankern und der Anleger keiner ist, sondern nur 2 Schaukelkonstruktionen, die auf einer großen Sandbank errichtet wurden. Mit dem Dinghi können wir bei diesem Tidenstand problemlos auf die Sandbank fahren, um dann das Schlauchboot hinter uns her ziehend, auf dem Sand Richtung Schaukeln zu marschieren. Ein paar Stachelrochen schwimmen neugierig um uns herum und am Rand der Sandbank feiern viele Leute in Partylaune auf den Speedbooten. Eine etwas unwirkliche Kulisse, die als Attraktion viele Touristen anzieht und wir sind nur zufällig darauf gestoßen.

Am nächsten Tag wollen wir nach Spanish Wells, einem etwas größeren Ort auf Eleuthera, der im Törnführer recht interessant beschrieben ist. Bei Hochwasser können wir durch eine schmale Passage in den Ortshafen einfahren, um über ein Flach zur Marina zu kommen. Diese ist allerdings ausgebucht und auch sonst finden wir nichts im Ort, wo wir für die Nacht festmachen können. Daher fahren wir 2 Sm nach Südosten zur kleinen Insel Meets Patch. Hier ankern wir in Lee im flachen Wasser. Der Strand ist an Wochenenden ein beliebter Ort für die Einwohner von Spanish Wells und aus großen Lautsprechern werden wir mit guter Reggae-Musik beschallt.

Die 40 Seemeilen bis Nassau legen wir am nächsten Tag hoch am Wind segelnd zurück. Anfangs haben wir noch ein Reff im Segel, da wir mehr Wind erwarten. Damit können wir nicht soviel Höhe machen wir andere Segler neben uns. Als wir aber ausgerefft haben, kommen wir höher ran und sind zudem noch einen Tick schneller als die. So schlecht ist unsere Avalon also doch nicht (Smile).

Auf Anfrage bei der Nassau Harbour Marina, in der wir schon letzten Mai waren, wurde uns vor Wochen gesagt, dass Renovierungsarbeiten gemacht werden und sie uns wohl keinen Liegeplatz anbieten können. Vor der Abfahrt hatte ich mich noch einmal vergewissern wollen und rief abermals an. Peter der Hafenmanager konnte uns dann aber doch nach etwas überlegen einen Platz anbieten. Glücklich über diese Zusage kommen wir jetzt an und uns wird auch dieser Liegeplatz zugewiesen. Mit Schrecken sehen wir aber nur noch wenig Wasser unter uns und die Zahl auf dem Echolot lässt uns Böses erahnen, da die Tide sinkt. Und so kommt es dann auch. Bei Niedrigwasser setzen wir auf und da durch viel Schiffsverkehr im Hafen ständig Schwell alle Boote in der Marina hin und her schaukelt, knallen wir oftmals scheppernd auf Grund. Morgens früh, bevor wir abermals bei Niedrigwasser aufsitzen, verholen wir an einen freien Steg für große Schiffe und warten auf den Arbeitsbeginn, um mit Peter das weitere Vorgehen zu besprechen.

Peter ist ein 75 jähriger Grieche, der schon fast 40 Jahre auf den Bahamas lebt. Ehrenamtlich kümmert er sich zudem um gefährdete Schildkröten, die er aufpeppelt und dann im Exuma Seapark wieder in ihre natürliche Umgebung entlässt. Gerne will er uns in unserer schwierigen Situation, da wir ja das Boot während unseres Heimfluges hier lassen wollen, helfen. Nur er hat keinen besseren Liegeplatz für uns. Während der kommenden Springtide wird das Niedrigwasser nochmals 25cm niedriger sein als zur Zeit. Deshalb ist es ausgeschlossen den angebotenen Platz am Steg zu nutzen. Wir telefonieren alle anderen Optionen in Nassau und in der Nähe ab. Bis auf eine Marina ist alles ausgebucht. Bei dem möglichen Liegeplatz sollen wir allerdings über 2000$ für 2 ½ Wochen zahlen. Wir erwägen sogar die 120Sm bis nach Freeport zu segeln, um dort einen günstigeren Liegeplatz zu bekommen. Die Flüge hin und zurück mit den notwendigen Übernachtungen im Hotel würden den Kostenvorteil aber wieder aufheben. Am Morgen vor der fälligen Entscheidung kommt Peter dann aber zu uns und kann uns nun doch anbieten, an dem noch nicht fertig hergestellten Steg einen Platz in tieferem Wasser zu bekommen. Überglücklich sagen wir zu, auch wenn es dort weder Strom, Wasser und Beleuchtung gibt. Am darauf folgenden Tag werden aber schon Lampen und Wasseranschlüsse installiert, damit wir nachts nicht in das Hafenbecken fallen.

Peter erzählt uns, dass es vor einiger Zeit einen dunkelhäutigen Dieb gab, der nachts zu den Booten schwamm und dort einstieg und sie ausraubte. Nachdem Peter und seine Leute Köder auslegten und damit viele Haie in ihre Marina lockten und dies sich im Ort herumsprach, war es auf einmal vorbei mit den nächtlichen räuberischen Besuchen. Also wollen auch wir nicht unbedingt ins Wasser fallen.

Während der Tage in der Nassau Harbour Marina lernen wir Katja und Klaus kennen. Die 2 kommen aus Erlangen und sind schon 2 Jahre mit ihrer Halberg Rassy 34 unterwegs. Nach der Atlantiküberquerung waren sie in der Karibik wie wir, haben dann aber die Hurricansaison in Kolumbien und Panama verbracht. Nun sind sie über Kuba und die Bahamas wieder auf dem Weg nach Hause. Mitte April soll es über den Atlantik gehen.

Immerhin 7 Tage sind wir nun in Nassau und halten uns doch die meiste Zeit in der Marina auf. Schon beim letzten Besuch haben wir die Stadt als nicht so sehenswert befunden. Aber die Sorge wegen des Liegeplatzes hat uns auch viel Zeit gekostet so dass wir andere Gedanken als Sightseeing hatten. 2 Tage lang geht dann ein heftiges Gewitter durch mit massiven Regenfällen. Avalon ist jetzt gut geduscht.

Am letzten Tag vor unserem Heimflug treffen wir unsere Bekannten Adriana und Morvan wieder, die wir in Grand Cay kennengelernt hatten. Danach werden letzte Erledigungen an Bord verrichtet, um morgen in freudiger Erwartung auf zuhause ins Flugzeug zu steigen.

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