Aug

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Inzwischen ist eine halbe Ewigkeit vergangen und es ist einiges passiert. Die Tage in Angra waren sehr erholsam. Trotz der häufigen Regenfälle konnte ich die Stadt etwas erkunden. Angra war vor langer Zeit der wichtigste Ort auf den Azoren. Dies spiegelt sich in den alten Prachtbauten und Kirchen wieder. Als einer der wenigen natürlichen Häfen auf den Azoren wurde er mit starken Festungsanlagen gegen Piratenüberfälle und feindliche Angriffe geschützt.

Katja und Klaus, die Seglerfreunde von Nassau, sind auch hier. Gemeinsam gehen wir öfter zusammen Essen und tauschen unsere Erlebnisse aus.

Nach einigen Tagen mache ich mich auf die vorerst letzte Etappe zur 90 Sm entfernten Insel Sao Miguel, von wo aus ich nach Hause fliegen werde. Auf dieser Nachtfahrt setzte ich nicht einmal das Segel. Zum einen ist der Wind relativ lau. Bei dem vorherrschenden Seegang würde der Baum oft schlagen. Außerdem bin ich etwas faul geworden und tucker lieber gemütlich allein nach Ponta Delgada. Hier finde ich schnell den benötigten Rigger, der die angebrochene Unterwant auf Steuerbord wechseln soll. Auch will er sich in meiner Abwesenheit um Avalon kümmern und schauen, ob die Festmacher, Fender, Seeventile usw. in Ordnung sind.

Geplant waren ca. 4 Wochen Heimaturlaub, um alles daheim regeln zu können, was sich an Post usw. angehäuft hat. Nach letztlich 8 Wochen steigen Steffi und ich dann in Amsterdam wieder ins Flugzeug. Die 5 Minuten im Taxi vom Flughafen zur Marina kosten 10€ und schon sind wir wieder an Bord. Der Rigger hat seine Arbeiten bereits abgeschlossen, somit könnten wir jederzeit starten. Avalon ist allerdings etwas runter gekommen. Daher wird gemeinsam ordentlich klar Schiff gemacht. Zwischendurch geht es immer mal wieder in die Stadt, zum Bummeln und zum Kosten der leckeren Spezialitäten der Azoren. Am Wochenende wird das Fest White Ocean gefeiert. Der ganze Ort ist mit maritimen Dingen dekoriert. Fast alle Einwohner und Besucher des Festes sind weiß gekleidet, die Stimmung ist locker und fröhlich. Überall gibt es Bier und Snacks. Auf großen Bühnen gibt es Livemusik. Allerdings fangen die guten Gruppen erst nach Mitternacht an zu spielen. Das meiste genießen wir dann aus der Koje, nachdem wir auf´s Boot zurückgekehrt sind. Bis halb fünf Uhr morgens wird musiziert und schon um 7 Uhr kommen die Reinigungstrupps um mit lauten Gebläsen den Müll zusammen zu kehren.

Mit einem Mietwagen für unschlagbare 46€, für 2 Tage wohlgemerkt, geht es zuerst in den Inselwesten mit seinen schönen Seen in alten Calderas erloschener Vulkane. Bei Sete Citades gibt es den blau schimmerden See Lagoa Azul, der durch einen Damm vom Lagoa Verde, grün schimmernd, getrennt ist. Wundervolle Aussichten gibt es auf diese Schönheiten sowohl vom Miradouro da Cumeeira im Norden, wie auch vom Vista do Rei. Hier steht die verlassene Bauruine eines ehemaligen 5 Sterne Hotels. Zu einem Lost Place für Graffiti-“Künstler“ verkommen thront dieses Betonmonster am Rand der Caldera.

Auf gut ausgebauten Straßen, gesäumt von Hortensien und anderen wunderschönen Blumen und Pflanzen geht es durch eine grüne Pracht. Die Azoreninseln quellen über von Fruchtbarkeit und pflanzlicher Vielfalt. Im Hafen haben wir uns mit einem netten Schotten angefreundet, der auch sagt, dass ihn alles an Schottland erinnert. Die schöne Landschaft, das satte Grün, der viele Regen. Nur eben erheblich wärmer mit mehr Sonne.

An dem Leuchtturm Ponta da Ferraia entlang geht es zur Nordküste. Bis Ribeiria Grande fahren wir, bis es wieder nach Süden geht zur Marina. Der nächste Tag führt uns nach Osten. Am Lagoa das Furnas erleben wir die heißen Dämpfe und Quellwasser, die von der Hitze unter der Erde gespeist werden. In Erdöfen werden Speisen gegart. Auch wir wollen probieren, was nach 12 Stunden Garzeit auf dem Teller serviert wird. Leckeres Gemüse sowie Fleisch mit Kartoffeln sind nicht ein kulinarisches Erlebnis, machen aber satt und auf jeden Fall ist es eine originelle Abwechslung.

Auf den Azoren findet man keine besonderen Attraktionen oder DIE Sehenswüdigkeiten. Die herrliche Natur der Inseln mit ihren Weidenlandschaften und den erloschenen Calderas ist die eigentliche Sehenswürdigkeit. Und so fahren wir genüsslich durch den östlichen Teil Sao Miguels über Povoacao nach Nordeste, um dann an der Nordküste wieder bis Ribeiria Grande zu kommen. Heute machen wir den Abstecher zur Caldeira Velha, einem kleinen Wasserfall mit angrenzendem Thermalbecken. Ins heiße Wasser dürfen wir nicht, weil es eine bakterielle Warnung gibt. Da wir in Sachen Wasserfällen seit der Karibik stark verwöhnt sind, haut uns der kleine hier gar nicht aus den Socken. „Nett“ anzusehen ist er auf jeden Fall.

Nun wollen wir aber doch mal sehen, ob unsere seemännischen Fähigkeiten abhanden gekommen sind durch die lange Auszeit. Für die 90 Sm bis nach Terceira entscheiden wir uns wieder für eine Nachtfahrt. Gegen 18.30h legen wir ab, um schon bald die Segel bei Nordwind zu setzen. Die schnelle Fahrt dauert aber nur ca. 4 Seemeilen bevor uns das Lee der Berge den Segelwind klaut. Erst ab der Westecke der Insel können wir wieder den Motor ausmachen, um bis kurz vor dem Hafen von Angra die Segel oben zu lassen. Etwas langsamer während der Nacht, weil gerefft, dafür dann flotter unter Vollzeug bis zur Ankunft um Mittag. Alles klappt wie am Schnürchen, als wenn wir nie von Bord gegangen wären. Nach der Einklarierung legen wir uns aber noch einmal auf´s Ohr, denn Schlafmangel während der Nachtfahrt ist man ja nicht mehr gewohnt.

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