Da ich den Ort Angra schon etwas kenne, führe ich Steffi ein wenig herum. Wir probieren mir neue Lokale mit örtlichen Spezialitäten. Lecker ist eine Fischsuppe, in einem Brotlaib serviert. Auch Steffi ist von dem Ort angetan. Wir marschieren hoch zur westlichen Befestigungsanlage oberhalb des Hafens. Da hier eine aktive Militäreinheit stationiert ist, kann man die Festung nur nach Anmeldung besichtigen.
Das haben wir leider versäumt. In Angra kann man es ruhig angehen lassen. Immer gibt es was zu schauen und gute Lokale finden wir an jeder Ecke. Einen Mietwagen zur Besichtigung der Insel nehmen wir uns nicht, da zum einen der Reiseführer nicht so viel sehenswertes erwähnt. Auch die Mietpreise sind hier relativ hoch. Zur Weiterfahrt zu anderen Inseln fehlt der passende Wind und die Restzeit bis zur Ankunft von Klaus in Ponta Delgada wird etwas knapp.
Daher machen wir noch etwas Programm auf Terceira. In Praia, dem nächst größeren Ort der Insel gibt es am Sonntag Stierkampf. Allerdings sind Stierkämpfe auf den Azoren zum Glück anderes als in Spanien. Traditionell wird jeweils ein Stier zur Zeit durch die Straßen einer Stadt getrieben, an einem sehr langen Strick von 6-10 mutigen Männern davon abgehalten zu forsch auf Menschen loszugehen. Junge und auch ältere Männer machen sich einen Spaß daraus, vor dem Stier vorbeizulaufen oder ihn mit einem Klapps zu ärgern. Da kann es schon mal passieren, dass der eine oder andere auf die entschärften Hörner genommen und durch die Luft gewirbelt wird.
In Praia passiert das Ganze heute am Stadtstrand. Eine große Menschenmenge hat sich an der Promenade oder in unmittelbarer Nähe am Strand postiert, um das Ereignis zu beobachten. Insgesamt werden heute 4 Stiere nacheinander für etwa eine halbe bis dreiviertel Stunde auf den Strand gelassen. Männer beweisen ihren Mut indem sie sich in eingegrabene Kisten begeben und kurz bevor der Stier sie erreicht den Deckel schließen. Andere sind auf hohen Schaukeln, die der Stier ganz knapp nur erreichen kann. Tatsächlich werden zwei Mal junge Zuschauer vom Stier erwischt und fliegen durch die Luft. Zum Glück passiert nicht viel dabei. Es ist insgesamt ganz lustig das alles zu beobachten. Am besten ist allerdings, dass den Stieren nichts passiert und sie noch viele dieser Events mitmachen können. Nach Aussage der Insulaner gibt es in der Saison jeden Tag irgendwo auf Terceira so einen Stierkampf.
Am nächsten Tag machen wir einen Ausflug zum Whale Watching. Mit einem schnellen Schlauchboot fahren wir mit ca. 30 anderen Gästen hinaus vor den Hafen. Von dem hohen Berg vor der Stadt meldet ein Beobachter über Funk eventuell auftauchende Delfine oder Wale. Das Schlauchboot, wie auch mehrere andere, fahren dann schnell zu der gemeldeten Stelle um den Tiere nah, aber auch nicht zu nah zu sein. Wir sehen anfangs die uns vom Segeln bestens bekannten normalen kleinen Delfine, die neugierig den Kontakt mit Booten und Menschen suchen. Danach sehen wir Bottlenose Delfine, die in kleinen Schulen gemächlich ihre Bahn durchs Wasser ziehen. Genauso wie weiße Delfine, die beachtlich groß sind und bei der Annäherung von Booten eher Reissaus nehmen. Als wir etwas enttäuscht schon nicht mehr dran glauben, sehen wir zum Abschluss der Tour noch einen Pottwal. Sehen können wir allerdings nur ein kleines Blasen, den kleinen oberen Teil des Rückens mit seinem kleinen Buckel und schon ist er auch wieder verschwunden.
Für die Rückfahrt von Terceira nach Sao Miguel erwischen wir wieder ideales Segelwetter.
Früh morgens um 4 Uhr starten wir, um unter Motor etwa 2 Stunden lang aus dem Lee der Insel zu kommen. Danach setzten wir Segel und können fast bis zum Hafen von Ponta Delgada die Segelstellung beibehalten. Wir suchen uns selber unseren alten Liegeplatz, da das Marinabüro schon geschlossen ist. Für die verbleibenen Tage ist nun Bootsreiningung und Bunkern angesagt. Wir mieten uns ein Auto mit dem ich dann auch Klaus vom Flughafen abhole und Steffi am Folgetag dort hinbringe. Wieder einmal heißt es Abschied nehmen für lange 3 Wochen, die wir uns nicht sehen werden.
Ich versuche Klaus in den 3 Tagen, die er hier ist, ein wenig von Ponta Delgada zu zeigen. Wir gehen lecker Essen, machen letzte Besorgungen und Klaus macht sich mit Avalon und ihrer Technik vertraut. Am Freitag machen wir noch einen kleine Probetörn vor der Küste, um die Segelmanöver zu üben. Wir klarieren bei den Ämtern schon aus und füllen die Dieseltanks. Am nächsten Tag soll es losgehen. Ein etwas 14-17 Tage langer Trip über den Nordatlantik bis in den Englischen Kanal, an der französischen, belgischen und holländischen Küste entlang bis nach Hooksiel. Wir freuen uns darauf….